Auf der Krim wird weiterhin unkontrolliert Trinkwasser entnommen, was zu einer Umweltkatastrophe führen kann – Taras Beresowez

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Kiew, 2. Juli 2015 – Eines der größten Probleme auf der Krim ist der Zugang zu Trinkwasser. Ein Teil der Trinkwasserversorgung verläuft über die Nutzung von Quellen, die innerhalb vieler Jahre geschützt waren. „Im Grunde genommen ist es eine unkontrollierte Entnahme von Trinkwasser aus Bohrlöchern, was bereits zum Beginn einer Umweltkatastrophe führt, einschließlich dem Absinken einzigartiger Böden“, berichtete Taras Beresowez vom Projekt „Free Crimea“ während einer Diskussion, die im Ukrainischen Crisis Media Center organisiert wurde.

„Die Trinkwasservorräte sind begrenzt und sie befinden sich in einer Tiefe, wo man sie besser nicht anzapft“, erklärte Oleg Dudkin, ausführender Direktor der ukrainischen Gesellschaft für Vogelschutz. Die Ukraine gewährleistete bis zu 85 Prozent des Frischwasserbedarfs auf der Krim über den Nord-Krim-Kanal, der das Flussbett des Dnepr mit der Halbinsel verbindet. Aber nach der Annexion der Krim durch Russland wurde im März 2014 die Wasserlieferung auf die Halbinsel eingestellt.

Seit Mitte 2014 werden Änderungen am Ökosystem beobachtet. „Das salzfreie Wasser des Dneprs, das der Halbinsel früher zugänglich war, entsalzte den Sywaschsee wesentlich und schuf innerhalb von drei Jahrzehnten ein Sumpfwassergebiet, ohne das die Vögel auf der Halbinsel bei fehlender Frischwasserzufuhr nicht leben können“, erklärte der ausführender Direktor der ukrainischen Gesellschaft für Vogelschutz. Mit Stand von Juni 2015 sind wesentliche Vogelkolonien, die viele Jahre lang in dem Gebiet bestanden, verschwunden und in benachbarte Gegenden gezogen.

Da illegal nach Trinkwasser gebohrt wurde, nahm der Salzgehalt in dem Sumpfgebiet zu. „Der Salzgehalt verdoppelte sich 2014 und in diesem Jahr um das 0,5-fache. Dies wird dazu führen, dass artesischen Brunnen, die es auf der Krim gibt, schnell unbrauchbar werden“, sagte der Vertreter des Projekts „Free Crimea“, Roman Ostaptschuk. Es gibt auch große Probleme mit wilden Müllhalden, wovon heute 269 existieren, von denen nur 23 offiziell sind. Die Müllmenge beträgt auf der Halbinsel 53 Mio. Tonnen. Ein weiteres Umweltproblem ist die Erschließung von Steinbrüchen zur Förderung von Schotter am Fuß des Kara-Dag – eigentlich ein Naturschutzgebiet, wo die Förderung von Bodenschätzen verboten ist.

Was die Probleme mit der Trinkwasserversorgung auf der okkupierten Krim angeht, war die Entscheidung, die Krim von den Ressourcen abzuschneiden, nach Meinung von Taras Beresowez, falsch. „Es wäre besser gewesen, alles zu liefern, aber zu Weltmarktpreisen, was der Russischen Föderation wirtschaftliche Verluste für den angerichteten Schaden beschert hätte“, erklärte er. Allerdings, so Oleg Dudkin, war die Ukraine bereit, Wasser zu liefern, doch gerade aufgrund der schwierigen Finanzfragen, wollten die Behörden auf der Krim nicht weiter verhandeln. Außerdem, wie der Experte ergänzte, verschlechterte sich die Situation auch dadurch, weil durch die Annexion der Krim 21 staatlich, von Kiew verwaltete Naturschutzgebiete in die Verwaltung der Russischen Föderation übergingen.