Der Beschuss ist weniger schlimm als die Blockade der Wohnorte an der Front – Dorfratsvorsitzender von Pawlopil

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Kiew, 23. Juli 2015 – Die Dörfer an der Front werden im Osten der Ukraine vollständig blockiert. „Auf der einen Seite gibt es Checkpoints von der sogenannten „DVR“, und auf der anderen von der ukrainischen Armee. Wir sind von beiden Seiten eingeschlossen. Die Leute befinden sich in einer sehr schwierigen Situation“, berichtete der Dorfratsvorsitzende von Pawlopil, Sergej Schapkin, bei einer Skype-Schaltung während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center. Nach seinen Angaben entstehen die Hauptprobleme durch die Regelung für die vorübergehende Situation in den Wohnorten an der Front. Seit 17. Juli ist laut einer Verordnung die Nutzung von Bussen und die Beförderung von Nahrungsmitteln verboten, weshalb die Geschäfte nicht arbeiten. „Die Checkpoints an der Grenze zu Mariupol liegen zirka 5 Kilometer entfernt und die Leute sind gezwungen, zu Fuß zu gehen. Und an den Checkpoints muss man zwischen 2 und 5 Stunden in der Schlange stehen, weil sie nur von 8 bis 20 Uhr arbeiten“, erklärte der Dorfratsvorsitzende.

In den frontnahen Dörfern gibt es auch Probleme mit der medizinischen Versorgung. „Als wir Verletzte hatten, gab es große Schwierigkeiten, die Leute ins Krankenhaus zu bringen, weil die Checkpoints während des Beschusses geschlossen waren. Weder von Nowoasowsk, noch von Mariupol kamen Krankenwagen. Wenn Häuser brannten, kam keine Feuerwehr. Deshalb müssen sich die Leute um alles selbst kümmern“, betonte Sergej Schapkin. „Wenn man will, kann man all diese Probleme lösen. Unter anderem, indem man die Arbeitszeiten an den Checkpoints verlängert, wenn man zusätzliche Geräte zur Beschleunigung der Kontrollen aufstellt und wenn man die Fahrt mit Bussen erlaubt. Die Leute meinen, dass sie schlicht ausgegrenzt werden“, ergänzte der Dorfratsvorsitzende.

Jewgenij Tschako, ein Vertreter des Roten Kreuzes in Mariupol und Aktivist bei der Initiativgruppe „Vmeste“ („Zusammen“), berichtete, dass die größten Probleme in den Wohnorten an der Front bestehen, wie in Schirokino, Tschermalyk, Pawlopil, Hranitne, Lebedinskij, Kominternowe. Dort sind die Leute arbeitslos, weil es keine Arbeitsplätze gibt. „Die reichsten Leute bei uns sind Rentner, da sie wenigstens Rente bekommen“, sagte er.

„Die Hilfslieferungen werden auch von Freiwilligen und dem Roten Kreuz organisiert. Dabei kommt die humanitäre Hilfe nicht immer bei den Dorfbewohnern an“, sagte Vater Rostislaw Sprinjuk, ein Priester der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche und Freiwilliger. „Es gibt Dorfräte, die ihren Dorfgenossen die humanitäre Hilfe stehlen. Manche Organisationen übergeben sie voller Vertrauen an die lokalen Dorfräte, aber die Hilfe kommt dann nicht bei den Menschen an“, berichtete Vater Rostislaw Sprinjuk. „Solche Fälle gab es nachweislich in den Dörfern Tschermalyk und Hranitne. Außerdem zeigte sich, dass die Hilfe gerade denjenigen verweigert wurde, die pro-ukrainisch eingestellt waren“, ergänzte der Priester.