Zur Verteidigung von Nadja Sawtschenko gibt es zwei weitere Bestätigungen für ihr Alibi – Anwalt Ilja Nowikow

WATCH IN ENGLISH

Kiew, 28. Juli 2015 – Zur Verteidigung von Nadja Sawtschenko gibt es zwei weitere Bestätigungen für ihr Alibi. Diese bestehen aus Gutachten von zwei Mobilfunkbetreibern und von Videospezialisten. Darüber berichtete der Anwalt von Nadija Sawtschenko, Ilja Nowikow, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center. „Seit Dezember des vorigen Jahres war der Hauptbeweis der Verteidigung die Telefonverbindungsdaten, laut der sich eine ihrer Nummern um 10:44 Uhr im Zentrum von Luhansk befand, und die zweite um 11:04 Uhr in dem Bezirk, wo sie 6 Tage lang von Milizen auf dem Gelände des Bataillons „Sarja“ (Morgenröte) festgehalten wurde. Dabei fand der Beschuss, für den man Sawtschenko verantwortlich macht, um 11:40 Uhr statt“, erklärte der Anwalt. Dies zerstört die russische Version vollständig, dass Nadja Sawtschenko an den Todesumständen der russischen Journalisten beteiligt sei, ergänzte Ilja Nowikow.

Laut Angaben von Nowikow zweifeln selbst die Russen nicht diese Verbindungsdaten an. Allerdings erschien Ende Juni ein Gutachten russischer Experten für Mobilfunkdaten, laut der die Telefonverbindungsdaten von Sawtschenko kein ausreichender Beweis für ihr Alibi sei. Deshalb, weil in der Nähe, wo sie sich befunden haben soll, der Mobilfunkmast beschädigt war. Und laut der Theorie der russischen Experten könnte dies dazu führen, dass das Telefon die Verbindung mit dem Mast in Lugansk aufnahm, der sich 5 Kilometer von dort entfernt befindet, in dem Wohnbezirk, wo der Kampf stattfand. Ukrainische Spezialisten von zwei führenden Mobilfunkbetreibern wiederlegten in dieser Woche dieses russische Gutachten vollständig, erklärte der Anwalt.

„Unser grundsätzlicher Standpunkt ist, dass wir einen sicheren Beweis mit den Telefonverbindungsdaten haben, den jeder Spezialist an jedem Ort der Welt überprüfen kann und zum gleichen Ergebnis kommt. Falls sich ein russisches Gericht auf die verlogene Verurteilung von Nadija Sawtschenko stützt, können wir uns auf die Meinung von Expertengruppen außerhalb des Gerichts und außerhalb Russlands verlassen, die verständlich erklären, warum dieses Urteil zu nichts taugt und warum es nicht durch Fakten bestätigt wird“, sagte Nowikow. Er ergänzte, dass die Verteidigung diese Dokumente nach dem Rechtsspruch veröffentlichen wird.

Ein weiterer Beweis für die Unschuld von Nadija Sawtschenko ist ein Video, das von dem Söldner der sogenannten „LVR“, Jegor Ruskij, aufgenommen wurde. Er gab zu Protokoll, dass Nadija Sawtschenko um ein Uhr mittags in Gefangenschaft geriet. Allerdings war in dem gelöschten Video die Zeitanzeige der Kamera aus, weshalb die Videodaten die Ermittlungsversion weder bestätigen, noch widerlegen. Allerdings kann man den Ablauf der Bildaufnahmen wiederherstellen, erklärte der Anwalt. „Dadurch konnten ukrainische Experten feststellen, dass auf einem der Bilder gut sichtbar ist, wie die Sonne einen Schatten eines Gegenstands auf die Straße wirft. Über den Winkel des Schattens kann man genau sagen, wann die Aufnahme des konkreten Bilds gemacht wurde“, erklärte er und betonte, dass diese Daten zeigen, dass Nadja Sawtschenko bereits um 11:30 Uhr in Gefangenschaft war.

Nach Meinung von Nowikow darf man nicht hoffen, dass das Gericht auf die Argumente der Verteidigung eingeht. Er prognostiziert eine Verurteilung von Sawtschenko zu 25 Jahren Haft. „Man muss davon ausgehen, dass das Urteil bereits geschrieben und genehmigt ist, dass es die Höchststrafe wird und dass der einzige realistische Weg, Sawtschenko frei zu bekommen, darin besteht, Entscheidungsträgern überzeugende Argumente zu liefern. Das sind in erster Linie europäische Politiker auf höchstem Niveau, wie Angela Merkel und François Hollande, die die Normandieverträge garantieren, und für die USA, um die Haltlosigkeit und Voreingenommenheit dieses Urteils zu zeigen“, erklärte Ilja Nowikow. Man muss erreichen, dass die Politiker, die mit der russischen Staatsführung sprechen, nach dem Urteil die Frage über eine Freilassung von Nadija Sawtschenko aufgreifen und sie an oberster Stelle bei jeden Verhandlungsrunden mit Russland stellen, betonte der Anwalt der ukrainischen Pilotin.

Das Untersuchungskomitee für Nadija Sawtschenko, das von Europaparlamentariern gegründet wurde, interessiert sich sehr für das Gerichtsverfahren, berichtete die Schwester von Nadja Sawtschenko, Vera, die bei der Pressekonferenz anwesend war. Laut ihren Aussagen unterstützen Litauen und Frankreich die ukrainische Gefangene am aktivsten.