Studenten und die akademische Gemeinschaft der Ukraine sollen Plagiaten den Kampf erklären – Bildungsminister der Ukraine

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Kiew, 11. August 2015 – Der ukrainische Bildungsminister ruft Studenten und die akademische Gemeinschaft dazu auf, Plagiaten den Kampf zu erklären. „Wir müssen dazu erziehen, dass Plagiate nicht geduldet werden. Personen, die Plagiate erstellen, müssen entlassen werden und es braucht Bedingungen, unter denen Plagiatoren ernsthafte Probleme bei der Arbeitssuche haben“, sagte der ukrainische Bildungsminister, Sergej Kwit, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center im Rahmen des Projekts „Ukrainisches Media Center der Reformen“. Der Minister betonte, dass der Kampf gegen Plagiate eines der Kernelemente bei der Qualitätsverbesserung im Bildungsbereich ist und damit ein Eckstein bei der Bildungsreform in der Ukraine.

Der Bildungsminister teilte mit, dass im Laufe von 2015 das Attestierungsteam im Bildungsministerium bei 20 wissenschaftlichen Arbeiten Plagiate entdeckte, wovon noch bei 11 die Prozedur zur Bestätigung des Plagiatvorwurfs andauert. Drei Personen wurde ihr wissenschaftlicher Rang entzogen. „Manche dieser Leute hatten trotz des bestätigten Plagiatvorwurfs seitens wissenschaftlicher Institutionen die Frechheit, vor Gericht zu gehen. Wir berieten uns mit unseren Kollegen und entschieden, dass wenn die Richter zugunsten dieser Personen entscheiden, werden wir die Namen der Richter veröffentlichen, die Plagiatoren schützen. Sie können dies als Drohung meinerseits verstehen“, sagte der Bildungsminister.

Am 11. August wurden durch eine Verordnung des ukrainischen Bildungsministeriums die Hochschulen dazu verpflichtet, mit der Veröffentlichung von Dissertationen auf ihren Webseiten zu beginnen, die zur Verteidigung zugelassen wurden. In dem Dokument sind die Termine genannt, in denen alle Arbeiten öffentlich zugänglich sein sollen. Sergej Kwit merkte an, als er diese Verordnung erklärte, dass deren Erscheinen erst der erste Schritt im Kampf gegen Plagiate ist. „Plagiate zu bestrafen ist nicht Aufgabe des Bildungsministeriums. Wir müssen diese Aufgabe wissenschaftlichen Institutionen und den Studenten übertragen. Jede Universität muss einen eigenen Kodex oder eine eigene Bestimmungen entwickeln, wie sie den Kampf gegen Plagiate durchführen. Gerade dies wird auch in entwickelten Ländern so gehandhabt“, sagte der Bildungsminister.

Sergej Kwit erinnerte daran, dass die Hochschulen dazu verpflichtet sind, die genannten Dokumente laut dem Gesetz „Über die Hochschulausbildung“ (Art. 16,32) zu entwickeln. Drei Hochschulen (die Nationale Universität „Kiew-Mohyla-Akademie“, die Nationale Technische Universität der Ukraine „KPI“ und die Nationale Wassyl-Karasin-Universität Charkiw) bereiteten bereits solche Dokumente vor, was sich die anderen zum Vorbild nehmen können.

Ein weiterer Schritt, der nach Meinung von Spezialisten des Bildungsministeriums die Effektivität im Kampf gegen Plagiate erhöhen soll, ist die Vereinfachung des Zugangs zu Dissertationen, die sich in den Archiven des Ukrainischen Instituts für wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Informationen (UkrINTEI) befinden. „Bei UkrINTEI befinden sich 130.000 Dissertationen, die seit 1991 geschützt sind. Der Großteil wurde bereits digitalisiert. Heute geht es darum, dass Universitäten und wissenschaftliche Institute einen gewissen Beitrag an UkrINTEI leisten, um einen ständigen Zugang zu diesen Dissertationen zu haben“, sagte Sergej Kwit.

Er stellte fest, dass die akademische Gemeinschaft Plagiaten toleranter gegenübersteht als gegenüber anderen Arten akademischer Betrügereien. Und Untersuchungen ergaben, dass 90 Prozent der Studenten auf die eine oder andere Art Plagiate benutzten und dies nicht als etwas verwerfliches erachten. Nach Meinung des Ministers ist dies ein sehr beunruhigendes Signal.

Seinerseits sagte Andrej Gebko, der stellvertretende Bildungsminister in der Ukraine, dass die Rechtsschutzorgane ungern mit der Wirtschaft streiten, was die Verbreitung von Plagiaten fördert: die Rede ist von Dienstleistungen, um Referate, Dissertationen und Diplomarbeiten zu bestellen. „2014 wandte sich das Bildungsministerium an Rechtsschutzorgane, wie das Innenministerium, die Staatsanwaltschaft und den Sicherheitsdienst. Wir übergaben ihnen die Daten von solchen Dienstleistern (Telefonnummern und Webseiten) und schlugen vor, eine Testbestellung zu machen. Aber keiner interessierte sich für diese Informationen und wollte damit arbeiten. Leider haben die Rechtschutzbehörden kein Interesse daran“, stellte der stellvertretende Bildungsminister fest.