Arbeitsplätze sind die beste Möglichkeit, Binnenflüchtlinge zu integrieren – Direktorin des Arbeitsamts im Gebiet von Donezk

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Kiew, 3. November 2015 – Bisher wurden im Gebiet von Luhansk 232.500 Binnenflüchtlinge registriert, und im Gebiet von Donezk 595.000. Diese Statistik stellten die stellvertretende Chefin der Kriegszivilverwaltung im Gebiet von Luhansk, Olga Lischik, und die Direktorin des Arbeitsamts im Gebiet von Donezk, Valentina Rybalko, während einer Skype-Schaltung im Ukrainischen Crisis Media Center im Rahmen des Pilotprojekts „Sprecher für ein friedliches Leben“ vor.

Unter den Flüchtlingen im Gebiet von Luhansk brauchen 2.813 Arbeitsplätze. Wie Olga Lischik anmerkte, sind nicht alle Flüchtlinge arbeitslos, weil seit Beginn der Kampfhandlungen viele Institutionen und Organisationen aus den besetzten Gebieten umzogen. Außerdem beteiligen sich alle Ortschaften im Gebiet von Luhansk an dem UN-Programm „Habitat“. Es gibt auch Hilfen zur Entwicklung von Kleinunternehmen.

„Viehzucht, Landwirtschaft, aber auch kleine, „eigene“ Unternehmen: eine Imkerei oder Gewächshäuser – all das hilft den Leuten, dass ihre Familien überleben“, erklärte Olga Lischik und ergänzte: „Wir müssen unseren Leuten helfen – nicht nur den Flüchtlingen, sondern auch der Lokalbevölkerung – indem sie ihr eigenes Unternehmen eröffnen können und jene wieder aufbauen, die zerstört wurden.“

Olga Lischik berichtete auch darüber, dass derzeit ein Generalplan zum Wiederaufbau des Gebiets entwickelt wird. Im Rahmen dieser Arbeit werden gerade alle Schäden berechnet, die durch den Krieg im Osten des Landes entstanden.

Unter den dringenden Problemen nannte Olga Lischik die Arbeitsvermittlung für Teilnehmer der ATO, die aus den vorübergehend besetzten Gebieten stammen.

„Sie verteidigten unser Land, aber die Rückkehrer haben keinen Platz zum Wohnen und keine Arbeit“, berichtete die stellvertretende Chefin der Kriegszivilverwaltung im Gebiet von Luhansk.

Im Gebiet von Donezk wurde im September das Regionalprogramm zur Reintegration, zur sozialen Integration und zum Schutz der Binnenflüchtlinge für 2015/2016 genehmigt. Wie Valentina Rybalko berichtete, ist die Sicherstellung von Arbeit ein wichtiges Element bei der Integration von Flüchtlingen. Aus diesem Grund findet in dem Gebiet eine Informationskampagne statt, um die Bevölkerung bestmöglichst zu informieren.

„Wir führen eine Meinungsumfrage durch, um den Bedarf nach Arbeit auszuloten. Und wir berichten über mögliche Hilfeleistungen des Beschäftigungsdiensts. Dadurch meldeten sich bereits 12.000 Flüchtlinge, die arbeiten wollen“, berichtete sie.

Außerdem gibt es in dem Gebiet monatlich Beratungsveranstaltungen: der Tag des Arbeitsamts, Messen mit Stellenausschreibungen, der Tag der Karriere, und ähnliches. Ein Teil davon kam von auswärts und wurde in Städten mit Übergangseinrichtungen durchgeführt. Laut Informationen von Valentina Rybalko wurden damit über 50.000 Personen erfasst, davon 7.500 Flüchtlinge beim Arbeitsamt, und bereits 1.200 wurden vermittelt.

Valentina Rybalko wies auch darauf hin, dass die Hilfe bei der Erstellung eines Businessplans wichtig ist. Solche Trainings sehen die Unterstützung bei der Planung einer Idee und eines Unternehmen vor, sowie eine einmalige Zahlung als kleines Startkapitals für die Unternehmensgründung.

Im Rahmen zur Sicherstellung der sozialen Partnerschaft werden seit Juli wöchentliche Veranstaltungen im Format „Unter einem Dach“ durchgeführt. Wie Valentina Rybalko berichtete, ermöglichen solche Treffen, verschiedene Sozialpartner (Staatsorgane, Freiwillige und internationale Organisationen) in einem Raum zu vereinen, die verschiedene Dienstleistungen für Binnenflüchtlinge anbieten. „Die Veranstaltungen finden jeden Mittwoch in jedem Stadt- und Bezirksarbeitsamt statt“, ergänzte sie.

In dem Gebiet ist auch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) zur Schaffung von Arbeitsplätzen aktiv. Im Rahmen dieses Programms wurden 12 von 75 Unternehmen ausgewählt, die Flüchtlingen Arbeitsplätze bieten wollen. Derzeit werden allmählich 169 Arbeitsplätze besetzt.

Unter den Problemen, auf die Flüchtlinge bei der Arbeitssuche außer dem allgemeinen Mangel an freien Stellen stoßen, nannte Valentina Rybalko, dass die Arbeitgeber ungern bereit sind, Personen unbefristet einzustellen. Dabei hoffen die meisten Flüchtlinge darauf, so schnell wie möglich in ihre Heimat zurückzukehren und wenige wollen ihren Beruf wechseln oder ihre Qualifikation verbessern.

„Die Leute wollen nicht umgeschult werden. Sie haben ihren Beruf und sind damit zufrieden. Deshalb sind Umschulungen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze für sie psychologisch sehr schwierig“, erklärte Olga Lischik.