Unsere Aufgabe besteht darin, den Menschen die Möglichkeit zu geben, objektive Informationen zu hören und keine Propaganda, die aus allen Apparaten quillt

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Kiew, 8. Dezember 2015 – Ukrainische Fernseh- und Rundfunksender erneuern seit Dezember des vorigen Jahres, nach einer 10-monatigen Pause, allmählich ihre Sendungen im Donbass. Der Sender im Gebiet von Donezk, der früher als „Kanal 27“ bekannt war, änderte in dieser neuen Etappe seinen Namen auf „Do Tebe“ („Zu Dir“): abgekürzt „DOTB“ (für ukrainisch: Donezke Oblasne Telebatschennja; Donezker Gebiets-TV). Er stimmt zufällig mit dem Grundkonzept überein, das ukrainische Medienmacher für den Donbass ausarbeiteten.

„Unsere Aufgabe besteht darin, den Menschen die Möglichkeit zu geben, objektive Informationen zu hören und keine Propaganda, die aus allen Apparaten quillt“, erklärte Ilja Susdalew, Chefredakteur von DOTB während einer Skype-Schaltung im Ukrainischen Crisis Media Center.

DOTB sendet jetzt 24 Stunden am Tag.

„Das eigene Programm, das von uns vorbereitet wird, läuft etwas länger als eine Stunde am Tag. Andere Sendungen bestehen aus Informationen, die von ukrainischen Fernsehunternehmen stammen – von staatlichen Fernsehanstalten, Hromadske.TV Donezk, „Radio Swoboda“ und anderen Partnern. Wir versuchen allerdings, die Eigenproduktion allmählich zu vergrößern“, berichtete Ilja Susdalew.

Die Sendungen des Kanals werden über alle Kabel- und Funkverbindungen in praktisch alle Gebiete im Donezk übertragen, die unter der Kontrolle der Ukraine stehen, einschließlich in Krasnoarmijsk, Kramatorsk, Slowjansk und Wolnowacha.

Nach Angaben von Ilja Susdalew gelingt es, jeden Monat das Programm auf mindesten eine Ortschaft zu erweitern.

Im Gebiet von Luhansk haben die staatlichen Fernseh- und Radiounternehmen derzeit 12 analoge TV-Sender und zwei zusätzliche Radio-Sender, die man für die Gebiete von Luhansk und Donezk zusammenlegen will und die dann alle Bereiche im Donbass abdecken, die von der Ukraine kontrolliert werden.

„Wir gründen ein eigenes Radioprogramm. Jede Stunde kommen Lokalnachrichten und jede 15 Minuten ukrainische Nachrichten“, berichtete Andrej Schapowalow, der Direktor des staatlichen Fernseh- und Radiounternehmen im Gebiet von Luhansk.

Täglich werden 2 Nachrichtensendungen zusammengestellt, die über lokale Ereignisse berichten. Es gibt auch folgende Projekte: „Jedes Leben ist eine Hoffnung“, „Gesundheit ist wichtiger“ und das neue Projekt „Luhansk: Befreiung“, sowie die interessantesten Projekte „Radio Swoboda“, „Hromadske Radio“ und andere.

Das Hauptproblem der Medienmacher ist die mangelnde Finanzierung und die Versorgung mit Technik. Die Mitarbeiter der Fernsehsender im Gebiet von Donezk müssen zum Beispiel ihre eigenen Fotoapparate, Kameras und Computer für die Arbeit nutzen. Weil es keinen Platz für ein Studio gibt, befindet es sich zusammen mit dem Zimmer des Direktors in einem Raum. Die Situation bei ihren Kollegen aus Luhansk ist ähnlich.

„Die Finanzlage ist kompliziert, weil die versprochenen Mittel zum Kauf von Technik erst vor einem Monat eintrafen. Der Prozess zum Kauf zieht sich in die Länge“, berichtete Andrej Schapowalow.

Außerdem verursacht die Besonderheit in der Region bedeutende Probleme, da ein Teil des Gebiets von Donezk faktisch von der sogenannten „DVR“ abgeschnitten ist. Journalisten aus dem Norden des Gebiets haben zum Beispiel Schwierigkeiten, für eine Reportage nach Mariupol zu gehen. Entsprechend müssen sie für die Aufnahmen mit Partnern zusammenarbeiten.

Eine ernsthafte Herausforderung bestand auch darin, dass die höchsten Fernsehtürme im Donbass, die im Gebiet von Luhansk und Donezk mit der besten Technik ausgestattet sind, derzeit von den illegal bewaffneten Bandentruppen kontrolliert werden. Über sie werden 32 Fernseh- und zirka 20 Radiosender der Separatisten übertragen.

Außerdem ist das Signal des 600-Meter hohen Fernsehturms im Donezker Bezirk von Petrowsk so stark, dass es manchmal sogar das Signal der ukrainischen Kanäle überlagert, die weit von den Grenzgebieten entfernt liegen – zum Beispiel in Krasnoarmijsk. Andererseits können die ukrainischen Radiofrequenzen manchmal auch in den besetzten Gebieten empfangen werden, besonders in der Nähe der Demarkationslinie.

Im vergangenen Monat konnte man den staatlichen Rundfunksender „Plus“ auf der Frequenz 99,5 FM in Luhansk hören. Und mit Stand von heute ist „Hromadske Radio“ zu empfangen, sowie „Radio 24“ in Donezk.

„Seit letztem Samstag kann man uns in den okkupierten Städten Perwomajsk, Teplogorsk und sogar in Stachanow auf der Frequenz 105,9 FM hören“, ergänzte Andrej Schapowalow.

Die Fernseh- und Rundfunksender planen weiter, den Anteil an eigenen Sendungen allmählich zu vergrößern und die Sendungen in neue Ortschaften auszuweiten. Nach Angaben von Andrej Schapowalow rufen Leute von der anderen Seite an und „bedanken sich dafür, dass sie die Möglichkeit haben, objektivere Informationen zu hören“. Das motiviert die Medienmacher dazu, ihre Arbeit fortzusetzen.