Arbeitsplätze und Wohnraum sind die Hauptprobleme der Binnenflüchtlinge – Organisationskomitee des 3. Gesamtukrainischen Flüchtlingsforums

Kiew, 17. Februar 2016 – Die Binnenflüchtlinge sorgen sich heute am meisten um Arbeitsplätze und Wohnungsfragen. Dies teilte Anatolij Sasoba, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaftsorganisation „Krim-Diaspora“, bei einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center über die Ergebnisse des 3. Gesamtukrainischen Flüchtlingsforums mit, das am 15./16. Januar dieses Jahres stattfand.

Nach seinen Angaben war es wichtig, einen breiten Dialog unter Einbeziehung der Flüchtlinge zu führen, um aktuelle Fragen zu besprechen. Anatolij Sasoba merkte an, dass am 17. Februar eine parlamentarische Anhörung zu Fragen der Binnenflüchtlinge stattfindet.

„Unsere Aufgabe war, den Flüchtlingen eine Möglichkeit zu geben, darüber zu sprechen, welche Themen für sie am aktuellsten sind. […] Die Flüchtlinge nannten während dieser beiden Tage des Gesamtukrainischen Forums zwei Hauptprobleme: Arbeit und Wohnraum“, betonte der Vorstandsvorsitzende von „Krim-Diaspora“.

Switlana Samartschenko, Vertreterin des Organisationskomitees bei dem Forum, die den Bereich „Arbeit“ vertrat, merkte an, dass die Flüchtlinge oftmals wegen ihres Status keine Arbeit bekommen, was für viele eines der wesentlichen Problem ist.

„Es wäre zu wünschen, dass diese Fragen bei der parlamentarischen Anhörung zur Sprache kommen und irgendwelche Entscheidungen zugunsten der Flüchtlinge getroffen werden, damit wir uns nicht als Flüchtlinge fühlen müssen“, erklärte sie.

Switlana Samartschenko nannte unter anderem, dass viele Binnenflüchtlinge kaum etwas über Fortbildungen für Unternehmer wissen, sowie über „Business-Inkubatoren“ zum Erfahrungsaustausch mit erfolgreichen Unternehmern, die geflohen sind. Sie wünschen sich auch ein Informationsportal zu Fragen nach Arbeitsplätzen für Flüchtlinge, sowie für Räumlichkeiten, wo sie sich treffen können, um sich mit anderen auszutauschen, und eine Datenbank mit Flüchtlingen, die Arbeit suchen. Weiter wird die Einführung von Steuerferien gewünscht, sowie Privilegien für Jugendliche und Frauen mit Kindern.

„Es wäre zu wünschen, dass solche rechtlichen Regelungen beschlossen werden, die eine Kontrolle ermöglichen, ob Arbeitgeber die geltende Gesetzgebung in Bezug auf die vorübergehenden Flüchtlinge einhalten. Und es wäre sehr wichtig, selbst wenn nur teilweise, die Funktion von Arbeitsämtern an Freiwillige und Gesellschaftsorganisationen zu übergeben“, sagte Switlana Samartschenko.

Oleksander Starikow, Vertreter des Organisationskomitees bei dem Forum und zuständig für den Bereich „Grundstücke und Wohnraum“, berichtete, dass sich die Flüchtlinge über Fragen zu ständigem Wohnraum, dessen Finanzierung, dem Verkauf von Grundstücksrechten und dem Schicksal ihrer Immobilien in den vorübergehend besetzten Gebieten sorgen.

„Es kann nicht sein, dass alle Flüchtlinge ins Zentrum, nach Kiew, wollen. […] Nach all diesen Ereignissen gibt es keinen Drang in die Metropole. Die Menschen haben ihre Einstellung etwas geändert. Daher ziehen wir auch den Bau von Städtchen in Betracht. Natürlich gewöhnten sich die meisten daran, in Wohnungen zu leben. Aus diesem Grund wird auch die Möglichkeit zum Bau von Wohnungen betrachtet“, berichtete Oleksander Starikow.

Er berichtete, dass Flüchtlinge nach dem Forum den Vorschlag einbrachten, zwei Aufsichtsräte zu bilden. Der eine soll für die Verteilung von Grundstücken zuständig sein.

„Ein Aufsichtsrat ist sicher notwendig, da das staatliche Katasteramt nicht online funktioniert. Man braucht ein vergleichbares System wie ProZorro für Staatseinkäufe“, sagte er.

Die Flüchtlinge schlagen einen zweiten Aufsichtsrat vor, der sich um Fragen der Verteilung von Budgetmitteln und Grants kümmert, um sie an Binnenflüchtlinge auszuzahlen.

„Niemand, außer den Flüchtlingen, weiß besser, was für sie die wichtigsten und schmerzlichsten Themen sind“, sagte Oleksander Starikow.

Die Vertreter des Organisationskomitees beim 3. Gesamtukrainischen Forum für Binnenflüchtlinge merkten an, dass die Diskussionsergebnisse und Vorschläge in einer entsprechenden Resolution zusammengefasst werden. Oxana Wikartschuk, die Co-Organisatorin des Forums, teilte mit, dass an den zwei Forumstagen über 500 Personen teilnahmen. Darunter über 127 Flüchtlingsorganisationen aus 20 Gebieten der Ukraine.