Ukrainische Sendungen im Donbass: Inhalte unabhängiger Medien und Entwicklung der staatlichen Fernseh- und Radioinfrastruktur

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Kiew, 23. Februar 2016 – Die wesentlichen Inhalte für Sendungen im Donbass, sowohl in den vorrübergehend besetzten, als auch in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten, sollen von unabhängigen öffentlichen Medien entworfen werden. Der Staat verfügt derzeit über keine ausreichenden Mittel, aber er kann Gesellschaftsorganisationen den Rücken stärken und Ausrüstung für Sendungen und digitalen Rundfunk bereit stellen.

Diese Meinung vertrat Sergij Kostynskij, Mitglied des Nationalen Fernseh- und Rundfunkrats, während eines Runden Tisches im Ukrainischen Crisis Media Center, bei dem es um die Entwicklung von unabhängigen Sendungen für den Donbass ging.

Nach Angaben des Generaldirektors der Nationalen Ukrainischen Rundfunkanstalt, Surab Alasanij, sind für den Donbass Inhalte geplant, die aus drei Quellen stammen: von staatlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten, von Gesellschaftsorganisationen, und von westlichen Partnern.

Diana Duzyk, ausführende Direktorin der Gesellschaftsorganisation „Telekritika“, merkte an, dass die Bewohner im Donbass keine privaten ukrainischen Kanäle wahrnehmen, die sich auf den „Informationskrieg“ konzentrieren, weil sie ihnen nicht vertrauen. Daher sind qualitative Informationen von öffentlichen unabhängigen Medien notwendig.

„Die Leute fordern von den Medien, darüber zu berichten, was wirklich geschieht. Wenn wir nichts über Probleme beim Militär berichten, oder über Korruption, sowie über Löcher in der Demarkationslinie, wollen die Leute aus diesen Regionen uns nicht sehen. […] Wenn Medien wahrheitsgemäß berichten, wird man ihnen vertrauen und sie werden auch wahrgenommen“, sagte Roman Schutow, Experte für das Monitoring von russischer Propaganda und Programmdirektor bei „Telekritika“.

Nach seinen Angaben ist es wichtig, eine Sprache zu wählen, die das Publikum nicht abstößt, denn sonst schalten sie sofort nach den ersten Sätzen ab. Deshalb muss klar verstanden werden, welche Mythen und Lügen diesen Leuten bereits „im Kopf herumschwirren“, um zu wissen, worauf man die Betonung legen soll, um etwas detaillierter zu erklären.

Eine weitere Frage, auf die sich die Experten konzentrierten, ist die Untersuchung von Endkonsumenten ukrainischer Inhalte. Andrij Kulikow, Vorsitzender von „Hromadske Radio“, merkte an, dass seine Organisation die Analyse des Publikums bis Ende Februar abschließen will.

Natalija Sokolenko, Redakteurin des Programms „Hromadska Chwilja“ bei „Hromadske Radio“ berichtete, dass die Organisation plant, vorrübergehend Frequenzen für Mariupol, Lysytschansk, Popasna und Konstantiniwka zu bekommen, um ein Büro mit einer Direktsendung aus Kramatorsk zu eröffnen. Dies soll eine Plattform werden, um aktuelle Probleme der Bewohner im Donbass zu besprechen. Das Sendernetz soll auch auf andere Bezirke mit Informationen über die Situation im Donbass ausgeweitet werden.

Sergij Garmasch, Hauptredakteur bei „OstroW“, merkte an, dass man über die Lebensrealität aus den vorübergehend besetzten Gebieten berichten muss.

„Für die Region und Menschen dort sind spezielle Inhalte notwendig, da sie von der russischen Propaganda beeinflusst werden. […] Sowjetische und durch die russische Propaganda genährte Mythen führten zu diesem Krieg. Dieser Krieg begann zuerst in den Köpfen“, sagte Sergij Garmasch und ergänzte, dass es zu wenig ist, nur über die Ereignisse zu berichten. Man muss sie auch einordnen, ihre Gründe erklären und sie entmystifizieren.

Laut Angaben von Tetjana Popowa, der stellvertretenden Ministerin für Informationspolitik in der Ukraine, ist es geplant, dass 44 ukrainische Sender im Donbass wieder ihre Arbeit aufnehmen, die auch die vorrübergehend besetzten Gebiete erfassen.

„Der nächstgelegene Sendemast für Luhansk hat eine Höhe von 50 Metern. Das Signal kann man nur in den höchsten Stockwerken empfangen werden.“, berichtete Tetjana Popowa und sagte, dass die sogenannte „LVR“ die Signale der ukrainischen Sender aktiv stört.

Sie berichtete weiter, dass geplant ist, einen Sendemast mit einer Höhe von 180 Metern auf dem Berg Karatschun wiederherzustellen, sowie zwei neue Sendetürme in der ATO-Zone aufzustellen, ein System für einen nationalen Fernseh- und Radiorundfunk in den Gebieten von Odessa und Cherson zu entwickeln, mit einem Radio für das Gebiet von Donezk zu starten, und einen neuen Fernsehturm für die Gebiete von Donezk und Luhansk zu bauen.