Der wichtigste Motivationsfaktor für den ukrainischen Freiwillige ist der Schutz seiner Familie, so die estnischen Experten

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Kyiw, 2. März 2016 – Das estnische internationale Zentrum für Verteidigung und Sicherheit (International Centre for Defence and Security, ICDS) hat im Oktober 2015 das Potential der Freiwillige in der Ukraine untersucht. Die Erfahrung Estlands kann für die Ukraine sehr hilfreich sein, da in diesem Land die Verteidigungsunion (paramilitärische Freiwillige) neben der Wehrpflicht besteht. Solche gemischte Struktur vereinigt in sich die professionellen Streitkräfte und die Freiwilligen – die Zivilisten, die regelmäßig trainieren und in einer Krisensituation zusammen mit der Armee auftreten können. «Die Tatsache, dass die paramilitärische Freiwilligenbewegung in der Ukraine bereits seit zwei Jahren das Hauptziel der russischen Propaganda ist, zeigt, dass dies eine ernstzunehmende Kraft ist», sagte Dmytro Teperik, Exekutivdirektor des ICDS während der Präsentation der Untersuchung «Wie sollte man das Potential der paramilitärischen Freiwilligen in der Ukraine nutzen? Ein Blick von Estland aus» im Ukraine Crisis Media Center. Ihm nach, wurden zwei Faktoren beachtet: quantitative Parameter und die Motivationstruktur der Freiwilligen als auch der Einfluss darauf der feindlichen psychologischen und informationellen Handlungen.

Anna Bulach, Expertin des ICDS, erklärte, dass für die Untersuchung 400 Freiwillige befragt wurden. Auf dieser Grundlage wurde ein Untersuchungsprofil erstellt. Laut Statistik haben die meisten Freiwillige fortlaufende Beziehungen und auch Kinder. «Es ist wichtig zu verstehen, dass sie ohne jegliche militärische Erfahrung ihre Familie verteidigen gehen. Dies ist der wichtigste Motivationsfaktor», – betonte Bulach. Silva Kiili, Expertin der Estnischen Streitkräfte, wies darauf hin, dass für die Untersuchung das Schwarzmodell benutzt wurde, dem nach wächst unsere Aspiration aus unseren Wertvorstellungen heraus. Für die Ukrainer steht die Sicherheit der Familie an erster Stelle, die nationale Sicherheit folgt gleich darauf.

Wie Anna Bulach vermerkte, sehen 80 Prozent der Befragten die Garantie für die Sicherheit des Landes in der Entwicklung der Verteidigungsfähigkeit. «Niemand wartet auf Hilfe von außen. Die Freiwilligen verstehen ihren Beitrag und sind motiviert, die nationale Sicherheit auszubauen und ein Teil davon zu sein», – so Bulach. 60 Prozent der Freiwilligen schließen die Möglichkeit, den Ukrainischen Streitkräften beizutreten, nicht aus. Die wichtigsten drei Anforderungen dafür sind eine besonnene Führung der Armee, eine angemessene Ausrüstung und eine gerechte Bezahlung.

Hryhorij Senkiw, Vertreter des ICDS, bemerkte, dass die Freiwillige für die Informationsgewinnung am häufigsten Onlinezeitungen und soziale Netzwerke benutzen. Das Vertrauen darin ist aber nicht besonders groß, sie hören eher auf die Verwandten und Vorgesetzten.

Anna Bulach betonte, dass es für die Ukraine wichtig ist, zu verstehen, wie die Freiwilligenbewegung in Friedenszeiten funktionieren kann, wenn die Krise endet. «Die Ukraine muss eine gemischte Struktur der komplexen Verteidigung und Sicherheit schaffen, in welche der freiwillige Sektor einbezogen wird”, – sagte sie und fügte hinzu, dass die Freiwilligen zu patriotischen Erziehung beitragen, man sollt aber diesen Sektor in der gleichen Art und Weise strukturieren.

Die präsentierten Materialien wurden an die Vertreter aller militärischen und paramilitärischen Strukturen der Ukraine übergeben. Die Experten planen auch, die Zusammenarbeit mit den Nichtregierungsorganisationen fortzusetzen. Ihrer Meinung nach, gibt es nun gute Aussichten auf die Zusammenarbeit der paramilitärischen Formationen mit der Nationalgarde.