Aktueller Wochenbericht der ukrainischen Militäraufklärung

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Russland übt potentielle Kriegshandlungen am Bosporus und eine Blockade der Marinebasen Rumäniens, Bulgariens und der Türkei.

Kiew, 15. April 2016 – Gestern, am 14. April 2016, fand im Gebiet Krasnodar (Krasnodarskij Kraj) und im Schwarzen Meer ein Manöver der russischen Luft- und Kosmischen Streitkräfte sowie der Luftstreitkräfte der Schwarzmeerflotte statt. Sinn des Manövers sei die Simulation einer Angriffsoperation mit dem Ziel einer Seeblockade im Schwarzen Meer gewesen. Dabei seien auch Raketenangriffe im Bereich der Bosporus-Meerenge und die Blockade der Militärbasen der Kriegsmarine von Rumänien, Bulgarien und der Türkei simuliert worden. Über dieses Manöver der russischen Seekriegsflotte auf dem Schwarzen Meer berichtete Wadym Skibizkyj von der Hauptabteilung der Militäraufklärung im ukrainischen Verteidigungsministerium während seiner wöchentlichen Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center. Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass Russlands aggressive Pläne weit über die Ostukraine hinausreichen.

Nach seinen Worten konzentriert Russland seine Streitkräfte in der Nähe der Grenze zur Ukraine. „Russland hält seine Streitmacht für eine allumfassende Kriegsaggression (an mehreren Fronten) gegen die Ukraine in ständiger Bereitschaft. Es demonstriert somit den westlichen Ländern und internationalen Organisationen seine Fähigkeit, eigene Interessen mit militärischer Gewalt durchzusetzen“, machte Wadym Skibizkyj deutlich. Dafür würden in der Russischen Föderation bereits im Zuge einer früheren Kostenoptimierung aufgelöste Militärverbände wiederbelebt und neue Verbände, Einheiten und Truppenteile geschaffen, sowohl im eigenen Land als auch auf der besetzten Halbinsel Krim. „Im Rahmen der Verstärkung der Militärverbände wurden im westrussischen Militärbezirk die 1. Panzerarmee im Moskauer Gebiet und die 20. Feldarmee in Woronesch geschaffen, welche 1999 respektive 2009 aufgelöst wurden“, erklärte Skibizkyj.

Laut seinen Ausführungen wird im südrussischen Militärbezirk eine neue Motschützendivision in Nowotscherkassk, Gebiet Rostow, auf Basis der 33. Gebirgsjägerschützenbrigade aus der autonomen Republik Adygeja entstehen.

Zur operativen Lage in der Zone der Anti-Terror-Operation im Donbass

Wadym Skibizkyj berichtete über eine spürbare Ausweitung der Angriffe durch Beschuss auf ukrainische Stellungen seitens der russischen Invasionskräfte: Insgesamt wurden 578 Angriffe festgestellt, 200 mehr als in der letzten Woche. Dabei wurden besonders aktiv Minenwerfer mit einem Kaliber von 82 und 120 Millimetern und Schützenpanzer eingesetzt. 123 Angriffe wurden im operativen Sektor Donezk verzeichnet. Im Bereich Donezk, Awdijiwka, Dokutschajiwsk und Horliwka setzen die russischen Invasionskräfte die neusten elektronischen Kampfführungsmittel ein, die als Bewaffnung ausschließlich von der russischen Armee geführt werden, sowie elektronische Kampfmittelkomplexe: RB-531 “Infauna” und Р-330ZH “Schitel”. Sie wurden in der Nähe der Kontaktlinie festgestellt.

Die ukrainische Militäraufklärung hat in dieser Woche 62-Fälle von Verstößen gegen die Minsker Vereinbarungen bezüglich des Abzugs von schweren Waffen und Militärtechnik festgestellt, doppelt so viele wie in der vorangegangenen Woche. Dabei wurden folgende Waffen- und Waffensysteme im Frontbereich festgestellt: 41 Kampfpanzer, 15 Minenwerfer, mindestens 153 Artilleriesysteme und Artillerie auf Selbstfahrlaffetten und ebenfalls 32 Raketenwerfersysteme des Typs BM-21 „Grad“ mit einem Kaliber von 122 Millimeter. Wie Skibizkyj betonte, sei besonders eine zunehmende Aktivierung der Luftaufklärung unter Einsatz von Militärdrohnen festgestellt worden. Insgesamt habe es 19 Überflüge feindlicher Militärdrohnen gegeben. Ihr Einsatz habe der Aufklärung und Korrektur von Artilleriefeuer auf die ukrainischen Positionen der ATO-Kräfte gedient. Am 14 April habe eine russische SU-24MP einen Aufklärungsflug entlang der russisch-ukrainischen Grenze unternommen, um die Aufstellung der ukrainischen ATO-Kräfte näher zu untersuchen, so Skibizkyj..

Die Eskalation in der Ostukraine (im Donbass) und die weiteren militärischen Vorbereitungen auf dem Gebiet der Russischen Föderation und der besetzten Halbinsel Krim finden gezielt vor der Sitzung des NATO-Russland-Rats statt, der am 20. April in Brüssel tagen wird.

Die ukrainische Militäraufklärung konnte eine Massierung von militärischen Einheiten, Bewaffnung und Militärtechnik um Ortschaften in der Nähe der Frontlinie im Donbass feststellen.

In Makiiwka (nördlicher Stadtrand) und Jasyniwka konnten Feuerstellungen für Artillerie-Selbstfahrlafetten des Typs 2 S1 mit einem Kaliber von 122 Millimetern identifiziert werden. In Jasynuwata wurde die Militärtechnik von Truppenteilen der 100. Motschützenbrigade (Stationierung in Donezk), des Sondersturmbataillons (Stationierung in Makiiwka) und des 11. Motschützenregiments aus den Reihen der Invasionskräfte des 1. Armeekorps der russischen Streitkräfte im Donbass mit ca. 400 Soldaten, vier Kampfpanzern, vier Artilleriesystemen auf Selbstfahrlafetten, acht gepanzerten Kampffahrzeugen, sieben Raktenwerfersystemen vom Typ BM-21 „Grad“ mit einem Kaliber von 122 Millimetern sowie sechs SU-23 Geschützen festgestellt.

Im Frontbereich um Donezk wiederum kann eine erhöhte Aktivität der feindlichen Aufklärung festgestellt werden. Ziel von Aufklärungsmaßnahmen ist die Ergründung der vorderen Verteidigungsstellungen von den ukrainischen ATO-Kräften. Dabei wurde auch der Einsatz einer gesonderten Kompanie mit elektronischen Kampfmitteln (mit Stationierung in Donzek) aus den Reihen des 1. Armeekorps der russischen Streitkräfte festgestellt. Seitens dieser Kompanie wird täglich der Komplex „Leep-3“ in den südlichen und westlichen Randbezirken von Donezk eingesetzt. Im Bereich der Ortschaft Krasnohoriwka wurden Operationen von drei feindlichen Aufklärungs- und Sabotagetrupps festgestellt.

Weiterhin beobachtet die ukrainische Militäraufklärung, wie auf Seiten der russischen Invasionskräfte Maßnahmen zur Rotation und Verstärkung der Einheiten im vorderen Frontbereich durchgeführt werden. So wurde nach Trudiwske ein Panzerzug der 100. Motschützenbrigade (Donezk) verlegt.

Russische Soldaten sterben weiter im Donbass

Innerhalb von nur einem Tag (am 14.04.2016) verzeichnete der Feind in den Frontabschnitten um Donezk, Awdijiwka und Sajzewe vier gefallene und neun verwundete russische Militärangehörige aus den Reihen des 11. Motschützenregiments (mit Stationierung in Makiiwka), der 3. Motschützenbrigade (mit Stationierung in Horliwka) und der 100. Motschützenbrigade (mit Stationierung in Donezk) aus den Reihen des 1. Armeekorps der russischen Streitkräfte im Donbass. Beim Versuch der Erstürmung einer ausgebauten Stellung der ukrainischen ATO-Kräfte kam es zu einer Explosion der Munition von zwei mobilen Minenwerfer-Trupps im Bereich der Ortschaft Molodischne, in deren Folge aus den Reihen des 6. Motschützenregiments (mit Stationierung in Stachanow) des 2. Armeekorps (Gebiet Luhansk) der russischen Streitkräfte fünf Militärangehörige starben und sieben verwundet wurden.