Zum Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkriegs

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Die neue Internetseite “Die Ukraine im Zweiten Weltkrieg”, das Frauen-Projekt “Krieg macht keine Ausnahmen” sowie das Buch “Krieg und Mythos”. Das sind Projekte, die zum Ziel haben, sich von den in der Sowjetzeit geschaffenen Mythen über den Zweiten Weltkrieg zu lösen.

Kiew, 5. Mai 2016 – Das Ukrainische Institut für nationales Gedenken (UINP) hat gemeinsam mit Partnern – anlässlich des 71. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs zum Gedenken an die Opfer – mehrere Projekte im Informations- und Bildungsbereich vorbereitet: die Internetseite “Die Ukraine im Zweiten Weltkrieg”, das Frauen-Projekt “Krieg macht keine Ausnahmen” sowie das Buch “Krieg und Mythos”. Die Projekte eint das gemeinsame Ziel, sich von den im sowjetischen historischen Diskurs geschaffenen Mythen und der sowjetischen Heroisierung von Ereignissen im Zweiten Weltkrieg zu lösen und “den Menschen ihre Geschichte wiederzugeben”. Das sagte bei der Präsentation der Projekte im Ukraine Crisis Media Center Wolodymyr Wjatrowytsch, Leiter des UINP.

Die Internetseite “Die Ukraine im Zweiten Weltkrieg”

Eines der wichtigsten Projekte ist die Internetseite “Die Ukraine im Zweiten Weltkrieg”. Sie enthält Material über die Ukraine und Ukrainer im Zweiten Weltkrieg, das von Historikern des UINP im Laufe des vergangenen Jahres aufbereitet wurde. “Diese Seite ist eine Art Lehrbuch, das von allen Interessierten genutzt werden kann, vor allem von Schülern und Lehrern bei der Vorbereitung des Unterrichts”, sagte Wjatrowytsch.

Die Internetseite besteht aus mehreren thematischen Kapiteln, die Texte, Karten und Infografiken über die wichtigsten Ereignisse enthalten. “Die Ereignisse sind nach den Jahren des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 gegliedert, mit den wichtigsten Zeitangaben zur Orientierung”, sagte Maksym Majorow vom UINP. Ein separates Kapitel enthält Lebensgeschichten von Menschen, bislang insgesamt 15. “Wir wollen die Geschichte des Zweiten Weltkrieges anhand von Lebensgeschichten zeigen – nicht nur mit denen prominenter Politiker oder Generäle, sondern auch einfacher Soldaten und Menschen”, so Majorow. Die Internetseite verfügt zudem über eine große Bildergalerie und Videos. Auf ihr ist auch eine elektronische Bibliothek zu finden, deren Dateien zum freien Download zur Verfügung stehen. Die Seite wird ständig aktualisiert und erweitert.

Anlässlich der Gedenkveranstaltungen ist außerdem eine Ausstellung “Die Ukraine im Zweiten Weltkrieg” vorbereitet worden. “Das sind 24 Fotowände. Die Ausstellung wurde schon in Lviv (Lemberg), Kiew, Dnipropetrowsk und Konotop gezeigt”, sagte Serhij Hromenko, Historiker und Publizist. Während der Gedenktage wird sie auf dem Maidan, dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew, zu sehen sein. Kopien der Fotowände befinden sind auch auf der neuen Internetseite.

Das Projekt “Krieg macht keine Ausnahmen”

Geschichten von Frauen im Zweiten Weltkrieg ist das Projekt “Krieg macht keine Ausnahmen” gewidmet. Auch mit ihm wollen sich die Historiker von den sowjetischen Sichtweisen auf den Zweiten Weltkrieg lösen und die Arbeit der Literatur-Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch fortsetzen. In ihrem Buch “Der Krieg hat kein weibliches Gesicht” aus dem Jahr 1983 wandte Alexijewitsch ihre besondere Herangehensweise erstmals an: eine Collage aus individuellen Stimmen auf der Grundlage ihrer Interviews über Schicksale sowjetischer Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg.

“Lange Zeit ergänzten Frauen nur die Kriegsgeschichten von Männern”, sagte Viktoria Jaremenko, Mitarbeiterin des UINP. Doch gerade ihre Geschichten würden “einen ganz anderen Blick auf den Krieg” eröffnen, ohne Pathos und Heldentum. Bis heute wurden für das Projekt zwölf Lebensgeschichten aufgearbeitet. “Das sind ganz verschiedene Frauen. Die einen waren in der Roten Armee, andere in der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA). Andere waren Jüdinnen, die fliehen mussten, um zu überleben. Andere waren ukrainische Frauen, die Juden in den besetzten Gebieten das Leben retteten. Unter ihnen sind auch Frauen, die auf die Heimkehr ihrer Kinder von der Front warteten. Sie sind unterschiedlichen Alters und hatten ein unterschiedliches Schicksal. Doch genau diese Vielfalt zeigt, welch Tragödie, welch Katastrophe der Krieg war”, so Jaremenko.

Das Buch “Krieg und Mythos”

Anlässlich des 71. Jahrestags des Siegs über den Nazismus ist zudem das Buch “Krieg und Mythos” über die 50 bekanntesten Mythen des Zweiten Weltkriegs erschienen, die sowohl in der sowjetischen als auch russischen, aber auch ukrainischen Geschichtsschreibung bestehen. “An dem Buch haben 15 Experten gearbeitet”, sagte der Historiker Serhij Hromenko.

Der wichtigste unter den widerlegten Mythen ist die Behauptung, dass der Krieg mit einem vermeintlich heimtückischen Angriff von Nazi-Deutschland auf die Sowjetunion begann. “In Wirklichkeit begann der Krieg mit der Teilung Polens, an der Nazi-Deutschland und die Sowjetunion gemeinsam beteiligt waren. Die Sowjetunion war einer der Hauptakteure, die die Welt in den Zweiten Weltkrieg getrieben haben”, betonte der Leiter des Ukrainischen Instituts für nationales Gedenken, Wolodymyr Wjatrowytsch.