Die ukrainische Staatsanwaltschaft beginnt mit der Untersuchung des Genozids an den Krimtataren

Kiew, 17. Mai 2016 – Am 18. Mai wird jedes Jahr an die tragischen Ereignisse des Jahres 1944 erinnert: an die Deportation der Krimtataren von der Halbinsel im Schwarzen Meer.

“Das war eine Tragödie, das war ein Genozid, der bis heute andauert”, sagte bei einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center Eskender Barijew, Mitglied des Medschlis der Krimtataren und Vorsitzender des Crimean Tatar Resource Center. Ihm zufolge gibt es heute sowohl eine politische als auch rechtliche Bewertung der damaligen Ereignisse, da die Staatsanwaltschaft der Autonomen Republik Krim mit Untersuchungen bezüglich des Genozids an den Krimtataren begonnen hat.

In diesem Zusammenhang haben die Krimtataren eine Kampagne mit Opfern der Deportation gestartet. Gesammelt werden Aussagen von Personen, die in der Verbannung geboren wurden. Gefordert wird, dass sie als Opfer anerkannt werden.

Borys Babin zufolge, einem Experten des Crimean Tatar Resource Center, ist das Verbrechen der Deportation noch immer nicht bewältigt. So hätten nicht alle Krimtataren zurückkehren können. Es gebe auch Beweise für eine erneute Deportation, dazu könne man das zählen, was heute auf der Krim passiere. All diese Menschen könnten den Status eines Opfers beantragen.

Babin sagte ferner, dass der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) es lange abgelehnt habe, diese Verbrechen zu untersuchen. “Das ist klar, weil man nicht nur diejenigen befragen muss, die im Jahr 1944 die Operation ‘Linse’ (so wurde die Deportation genannt) organisierten, sondern auch diejenigen, die in den 60er und 70er Jahren beim KGB erneute Deportationen organisierten. Diese Personen leben heute in Kiew und sind Rentner des SBU. Diese Struktur will keine Untersuchungen durchführen”, betonte der Experte.