Auf der Krim werden Militärmanöver durchgeführt: Russland verlegt Kampfflugzeuge

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Kiew, 30. September 2016 – Im Zeitraum vom 23. bis 29. August gab es seitens der russischen Invasionstruppen 495 Angriffe per Beschuss und Sturmangriffe auf ukrainische Stellungen in der sogenannten Zone der Anti-Terror-Operation (kurz: ATO-Zone) im Donbass. Im Vergleichszeitraum letzte Woche waren es 441 Angriffe per Beschuss und Sturmangriffe. Am angespanntesten ist dabei die Situation um Awdijiwka. „Am 28. August wurden von den russischen Invasionstruppen des 1. Armeekorps im Frontabschnitt um Awdijiwka bis zu 6 Tonnen 122-mm Artilleriegeschosse und 82mm und 120mm-Mörser sowie weitere 5 Tonnen 122-mm Raketen aus Mehrfachraketenwerfersystemen des Typs BM-21 „Grad“ abgeschossen, berichtete der Vertreter der Hauptabteilung der Militäraufklärung im ukrainischen Verteidigungsministerium Wadym Skibizkyj während seiner Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media-Center in Kiew.

Wie er betonte, sei dabei die Effektivität des feindlichen Artilleriefeuers gestiegen und die Zeit für die Korrektur des Artilleriefeuers hätte sich verringert. Grund hierfür ist der Einsatz von unbemannten Luftfahrzeugen und Verstärkung der russischen Armeekorps durch eine größere Anzahl an Kaderoffizieren, Soldaten und Kadetten der russischen Armee, darunter auch diejenigen, die Vorbereitungskurse in der Michailow-Artillerieschule absolviert haben. Im Berichtszeitraum wurden in der ATO-Zone 15 unbemannte Luftfahrzeuge gesichtet.

Schwere Waffen der russischen Armeekorps weiter im Frontbereich

Vom 23. bis 29. August 2016 hat die ukrainische Militäraufklärung 55 Fälle von Verstößen gegen den in den Minsker Vereinbarungen vorgesehenen Abzug schwerer Waffen von der Kontaktlinie seitens der russischen Invasionskräfte im Donbass festgestellt. In der 15-Km-Sicherheitszone wurden über 72 Panzer und sechs Minenwerfer, in der 25-Km-Sicherheitszone über 71 Kanonen und Artilleriegeschütze auf Selbstfahrlafetten, in der 35-Km-Sicherheitszone über 40 Mehrfachraketenwerfersysteme des Typs BM-21 „Grad“ festgestellt. Außerdem wurde die Nutzung von neuartigen elektronischen Kampfmittelsystemen festgestellt. „Am 23. August wurde im Bereich von Luhansk der Aufenthalt des mobilen Funkkontrollkomplexes „Swjet-KU“ (Russisch: Свєт-КУ) festgestellt, welcher der gesonderten Kompanie für elektronische Kampfmittel (Luhansk) des 2. Armeekorps zuzuordnen ist. Aufgabe dieses Systems war die Identifikation und Ortung der Funkmittel der ukrainischen Streitkräfte im Zeitraum vom 25. bis 27. August 2016. Am Rande von Donezk in Spartak wurde die Tätigkeit des Funkaufklärungs- und Funkstörungskomplex „Infauna“ der taktischen Bataillongruppe des 331. gesonderten Luftlanderegiments (Kostroma) und der 98. Luftlandedivision (Iwanowo) der Luftlandetruppen (schnellen Eingreiftruppen) der russischen Streitkräfte festgestellt, die aktuell im Bereich von Donezk stationiert sind“, berichtete Wadym Skibizkyj und ergänzte, dass ein elektronischer Kampfmittelkomplex „Schypownik-Aero” am 27. und 28. August im Bereich von Awdijiwka festgestellt wurde. Es wurden ebenfalls funkbasierte Komplexe zur Ortung und Abstandsmessung (Radare) des Typs „Zoopark“ und mobile Aufklärungspunkte (auf Kettenfahrzeugen) des Typs PRP-4A „Argus“ zur Korrektur des Artilleriefeuers und Kontrolle der Ergebnisse des Artilleriebeschusses. [Anmerkung: Diese Komplexe wurden in Russland hergestellt].

Versorgung der russischen Armeekorps im Donbass

Die Versorgung der beiden russischen Armeekorps im Donbass läuft ununterbrochen. Im Berichtszeitraum wurden weitere Verlegungen von Waffensystemen und Militärtechnik aus Russland in die besetzten Gebiete des Donbass festgestellt, darunter direkt an die Kontaktlinie. „Innerhalb einer Woche wurden per Eisenbahn- und Automobiltransport an die Einheiten des 1. und 2. Armeekorps acht Panzer, neun gepanzerte Kampffahrzeuge, ein Mehrfachraketenwerfersystem vom Typ BM-21 „Grad“, vier Artilleriesysteme auf Selbstfahrlafetten und ein Transportzug mit Munition verlegt“, berichtete Wadym Skibizkyj. Er fügte hinzu, dass in den Panzerverbänden des 1. und 2. Armeekorps die Kampfpanzer des Typs T-64 schrittweise durch T-72 Panzer ersetzt werden. Außerdem seien im Berichtszeitraum in die besetzten Gebiete des Donbass zur Versorgung der russischen Armeekorps 1200 Tonnen Munition, 660 Tonnen materiell-technische Ausrüstung und Proviant sowie 2500 Tonnen Treib- und Schmierstoffe geliefert. „Die Hauptabteilung der ukrainischen Militäraufklärung hat festgestellt, dass der russische Mineralölkonzern Bashneft zuständig als Hauptlieferant für Treib- und Schmierstoffe für die Armeekorps im besetzten Teil des Donbass ist. Bashneft hat seinen Sitz in Ufa, der Hauptstadt der autonomen Republik Baschkortostan hat (Ufa, ul. Uljanowych 74), – stellte Herr Skibizkyj heraus. – Russische Unternehmen wie „Bashneft“ und andere stellen die Versorgung der russischen Invasionstruppen auf dem Staatsgebiet der Ukraine sicher. Diese Unternehmen werden ständig in die Sanktionslisten aufgenommen.“

Truppenübungen der russischen Armeekorps im Donbass

Die ukrainische Militäraufklärung beobachtet die Truppenübungen und Manöver von Verbänden und Truppenteilen der beiden russischen Armeekorps im Donbass, die seit dem 1. August anlaufen. „Alle Maßnahmen zur Truppen- und Gefechtsvorbereitung werden nach dem einheitlichen Plan für den südrussischen Militärbezirk durchgeführt, wobei die Maßnahmen direkt von russischen Militärausbildern vorgenommen wurden“, betonte Wadym Skibizkyj. So haben zum Beispiel die Einheiten des 9. gesonderten Motschützen-Sturmregiments der Marine-Infanterie, das im besetzten Nowoasowsk stationiert ist, Elemente der Seeanlandung im Bereich des besetzten Besimenne geübt. Die Leitung über die Truppenübungen des Regiments am 19. August oblag einer Kommission an der Spitze mit Generalmajor Jakubow – dem Stabsleiter des 1. Armeekorps (Donezk) des Zentrums der Territorialstreitkräfte (Nowotscherkassk) im südlichen Militärbezirk (Rostow am Don) der russischen Streitkräfte.

Neuer Kommandeur für die Motschützen

Wadym Skibizkyj berichtete ebenfalls über eine Neubesetzung des Postens des Kommandeurs der 3. gesonderten Motschützenbrigade des 1. Armeekorps, die in Horliwka stationiert ist. Auf Befehl von General Gerassimow, dem Leiter des russischen Generalstabs wurde der russische Kaderoffizier – Oberst Aleksej Nikolajewitsch Berdnikow zum neuen Kommandeur dieser Brigade bestimmt. Zuletzt war er Kommandeur der 60. gesonderten Motschützenbrigade (Sibirzewo, Region Primorje, Russische Föderation) der 5. Armee (Ussurijsk) des östlichen Militärbezirk (Chabarowsk) der russischen Streitkräfte. Die ukrainische Militäraufklärung berichtete am 15. August 2016 über die Verlegung der Flugabwehr-Raketenabteilung der 60. gesonderten Motschützenbrigade in den Donbass.

Weitere Identifikation von russischen Kriegsverbrechern im Donbass

Durch die Militäraufklärung konnten weitere russische Militärangehörige identifiziert werden, deren Aktivitäten zum Tode von zivilen Personen geführt hat. Das sind u.a. Militärangehörige der Aufklärungskompanie der 5. Motschützenbrigade (Truppenteil-Nr. 08805), die im besetzten Makijiwka stationiert ist – stellvertretender Kommandeur der Kompanie Andrej Ewgeniewitsch Bernjakowitsch und ebenfalls die Kommandeure der Aufklärungszüge Litwinow, Beloserow und Filonow. „Es ist gesichert, dass die Aufklärungskompanie der 5. gesonderten Motschützenbrigade in der Nacht zum 27. April 2016 in der Nähe des Kontrollpunktes „Nowotroijizke“ in der sogenannten „grauen Zone“ die Explosion von 2 zivilen Fahrzeugen organisiert wurde. Im Ergebnis starben vier zivile Personen, sieben weitere wurden verletzt“, erinnerte Wadym Skibizkyj. Enttarnt wurde ebenfalls das Personal der Artillerie-Batterie mit Haubitzen auf Selbstfahrlafetten einer Artillerie-Abteilung des 9. gesonderten Motschützen-Sturmregiments der Marine-Infanterie (Trt-Nr. 08819, Nowoasowsk) des 1. Armeekorps (Donezk) des Zentrums der Territorialstreitkräfte (Nowotscherkassk) im südlichen Militärbezirk (Rostow am Don) der russischen Streitkräfte:

Die Namen des Bedienpersonals der Artillerie-Batterie:

Ewgenij Guds (Евгений Гудзь), geb.1982, Majkop

Dmitri Dolew (Дмитрий Долев), geb.1993, Ufa

Ruslan Chuchysjanow (Руслан Хухизянов), geb. 1994

Anatolij Agarjow (Анатолий Агарёв), geb.1989

Aleksander Agarjow (Александр Агарёв), geb. 1975

Sie wurden seitens der ukrainischen Militäraufklärung als die Schuldigen für gezielte Artillerieangriffe zur Zerstörung der Infrastruktur im Bereich der Ortschaften Schyrokine, Starohnatiwka, Bohdaniwka, Hnutowe, Wodjane, Pawlopil, Nowotroijizke und Starohnatiwka (im Oblast Donezk) ausgemacht. Außerdem werden ihnen provokative Beschüsse von Gebieten (in der Nähe der Kontaktlinie) zur Last gelegt, die nicht von der Ukraine kontrolliert werden. Ziel solcher Angriffe sei gezieltes Diskreditieren der ukrainischen Streitkräfte und Täuschung der OSZE-Sonderbeobachtermission.

Situation auf der Krim

Auf der besetzten Krim (und in anderen Gebieten der südlichen, westlichen und zentralen Militärbezirke) findet vom 25. bis 31. August einen Ad-Hoc-Überprüfung der Gefechts- und Mobilmachungsbereitschaft statt. Dies geschieht in Vorbereitung auf die Militärmanöver im Rahmen von „Kawkas 2016“. An diesen Militärmanövern nehmen 100.000 Soldaten und Offiziere, 10.000 Einheiten von Bewaffnung und Militärtechnik, 60 Überwasserschiffe und 400 Flugzeuge und Hubschrauber teil. „Erstmalig werden im Rahmen der Mobilmachungsmaßnahmen Verbände der Territorialverteidigung gebildet, die im weiteren Verlauf an der aktiven Phase der Truppenübungen teilnehmen“, unterstrich der Vertreter der ukrainischen Militäraufklärung. Dabei werden auf die Krim zusätzliche Kräfte verlegt. So wurde unter Nutzung von Transportflugzeugen Militärpersonal und Eigentum der 76. Luftlande- und Sturmdivision der Luftlandetruppen der russischen Streitkräfte auf die Krim über den Militärflughafen (Fliegerhorst) Kirowske (Krim) verlegt. „Außerdem wurden nach Kirowske und Belbek (Fliegerhorste) aus Russland über zwei Dutzend Kampfflugzeuge des Typs SU-34, SU-35S und Mig-29 verlegt. Hierbei ist eine Verstärkung der Flugabwehrsysteme auf der Halbinsel Krim durch die Verlegung einer Flugabwehrabteilung festzustellen, die mit modernen Flugabwehrsystemen des Typs S-400 „Triumph“ ausgestattet ist“, – fügte Wadym Skibizkyj hinzu.

Abschließend  teilte der Vertreter der ukrainischen Militäraufklärung mit, dass am 9. September 2016 seitens des russischen Verteidigungsministeriums auf der Krim ein Briefing für die in Russland akkreditierten Militärattachés zu den Truppenübungen im Rahmen von „Kawkas 2016“ anberaumt ist. „Zweck dieser Veranstaltung ist der erneute Versuch, den Aufenthalt von offiziellen ausländischen Vertretern auf der Halbinsel Krim zur Legalisierung und Anerkennung des „Anschlusses“ der Autonomen Republik Krim an Russland zu benutzen.“, erklärte Skibizkyj.