Wie sich der Konflikt im Osten der Ukraine auf die Medien auswirkt

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Beim “Donbass Media Forum” haben Journalisten über die Schwierigkeiten bei ihrer Arbeit in den besetzten Gebieten des Donbass, aber auch in den nicht besetzten Gebieten der Region diskutiert. Gesucht wurde auch nach Lösungen der Probleme.

Kiew, 1. September 2016 – Die Lage im Osten der Ukraine hat negative Auswirkungen auf die Medien des gesamten Landes. “Die Einwohner im Donbass werden stigmatisiert, feindlich gesinnte Äußerungen missbraucht, Informationen sind ungenau und unzuverlässig und bestimmte Themen werden bewusst verschleiert”, sagte Switlana Jeremenko bei einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center (UCMC) über die Ergebnisse des diesjährigen “Donbass Media Forums”. Jeremenko leitet das Pylyp-Orlyk-Institut für Demokratie und gehört dem Organisationskomitee des “Donbass Media Forums” an, auf dem die Ergebnisse eines zweijährigen Medien-Monitorings vorgestellt wurden.

Das “Donbass Media Forum”, das im Juni dieses Jahres in Mariupol stattfand, hatte rund 300 Teilnehmer aus elf Regionen der Ukraine. Sie vertraten 67 Redaktionen von Online-Medien, TV-Sendern sowie unabhängigen und kommerziellen, aber auch staatlichen und kommunalen Medien. “Beim diesjährigen Forum in Mariupol wollten wird den Journalisten auch Kompetenz und Berufsethik vermitteln”, berichtete Jeremenko. Ihr zufolge wurden zwei Trainings zu psychologischen Aspekten in der Kommunikation mit verwundeten Soldaten und Familienangehörigen von Gefallenen durchgeführt.

Manipulation und Propaganda

Auf dem Forum diskutierten die Teilnehmer vor allem über die verschiedenen Formen von Manipulation und Propaganda sowie über die Stigmatisierung der Menschen im Donbass. “Viele landesweite Kanäle verwenden Klischees und Mythen. Es kommen Äußerungen vor, die die Menschen in den besetzten Gebieten beleidigen. So entstehen Feindbilder”, sagte Oleksij Mazuka, Leiter der gesellschaftlichen Organisation “Donezker Informations-Institut”, das in Slowjansk ansässig ist. Die Stadt liegt in dem vom Kiew kontrollierten Gebiet der Region Donezk.

Bestimmte Themen werden verschwiegen

Ein weiteres Problem ist den Experten zufolge, dass bestimmte Themen von den ukrainischen Medien oft verschwiegen werden. Dazu würden die Probleme der Menschen in den besetzten Gebieten, der Binnenflüchtlinge sowie der Familien verletzter und toter Soldaten zählen. Einige Medien würden die Behörden und die Binnenflüchtlinge regelrecht gegeneinander aufhetzen. “Und die Medien in den besetzen Gebieten berichten, es fehle an Lebensmitteln und Medikamenten, dass man unter Beschuss sei und die Infrastruktur zerstört werde. Aber sie sprechen nicht von einer Okkupation. Sie verschweigen, dass Russland die Separatisten mit Waffen versorgt und dass in der Ostukraine russische Söldnern kämpfen”, betonte Switlana Jeremenko.

Behinderung von Journalisten

Oleksij Mazuka wies auf der Pressekonferenz im UCMC darauf hin, dass die Behinderung von Journalisten in der Kampfzone in der Ostukraine nach wie vor ein großes Problem sei. Auch würden die in Donezk und Luhansk verbliebenen Journalisten unter schwierigen Bedingungen arbeiten. Immer wieder gebe es Durchsuchungen. “Die sogenannte Donezker Volksrepublik betrachtet sie als Feinde. Das ist wie in einem autoritären System. Man darf nicht zulassen, dass auch die Behörden in den nicht besetzen Gebieten eine solche Haltung annehmen”, warnte er. Auf ukrainischer Seite hätten Journalisten vor allem Schwierigkeiten in der Kommunikation mit dem Militär.

Einfluss russischer Medien

Wie die Experten betonten, gibt es in der “Grauzone” und in den besetzten Gebieten des Donbass immer noch ein großes ungelöstes Problem. “In den besetzten Gebieten sind kaum ukrainische Kanäle zu empfangen, während es dort zehn Nachrichtensender und bis zu 40 russische Kanäle gibt”, sagte Switlana Jeremenko. Die Signale vom Donezker Fernsehturm würden sogar noch bis in die Gebiete Cherson und Dnipropetrowsk reichen.

“Für die Informationspolitik in der Ukraine sind das Finanzministerium, der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat, der Nationale Rundfunkrat, der Parlamentsausschuss für Meinungsfreiheit, das Verteidigungsministerium und der Sicherheitsdienst SBU verantwortlich. Und das ist das Ergebnis. Unabhängige Medien und gesellschaftliche Organisationen machen das, was eigentlich die Behörden tun müssten. Aber sie können staatliche Funktionen nicht ganz ersetzen”, unterstrich Jeremenko.

Oleksij Mazuka sagte, beim “Donbass Media Forum” sei eine Strategie zur Unterstützung von Journalisten im Osten der Ukraine erarbeitet worden. Sie soll unter anderem dazu beitragen, eine Zusammenarbeit zwischen den Behörden und den Medien aufzubauen. Außerdem soll das “Donbass Media Forum” zu einer ständigen Plattform für Kommunikation und Weiterbildung ausgebaut werden.