Die “Republic Pilgrim” für obdachlose und drogenabhängige Kinder in Mariupol

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Seit 18 Jahren besteht in Mariupol das Rehabilitationszentrum für Kinder “Republic Pilgrim”, das vom pfingstlerisch-charismatischen Pastor der “Kirche der positiven Veränderungen”, Gennadij Mochnenko, gegründet wurde. Es kümmert sich um Straßenkinder, Kinder aus Problemfamilien und Drogenabhängige.

Kiew, den 4. Oktober 2016 – Das Rehabilitationszentrum für Kinder “Republic Pilgrim” in Mariupol ist eines der größten, wenn nicht das größte seiner Art im postsowjetischen Raum. Wie alles begann und wie die Arbeit des Zentrums aussieht, berichtete dessen Gründer Gennadij Mochnenko in einer Skype-Schalte im Ukraine Crisis Media Center im Rahmen des Projekts “Sprecher friedlichen Leben”, das vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wird.

Derzeit leben in dem Zentrum mehr als 30 Jungen und Mädchen aller Altersstufen. Gennadij sagte, das Vertrauen der Problemkinder zu gewinnen und Autorität gegenüber ihnen aufzubauen, sei gelungen, weil die Kinder selbst nach einem erwachsenen Freund suchen würden. “Bei Kindern besteht von Natur aus der Wunsch, einen großen, starken, guten Menschen neben sich zu haben, jemanden, der sie schützt, ihnen Freude bereitet und begeistert”, sagte er.

Die Anfänge des Zentrums

Alles begann in den späten 90er Jahren. Damals versorgte Gennadij regelmäßig obdachlose Kinder in Mariupol mit Essen. “Es gab viele Kinder auf der Straße. Als sie erfuhren, dass immer an einen bestimmten Ort Essen gebracht wird, begannen sie, sich dort regelmäßig zu versammeln, untereinander zu sprechen und Freundschaften zu schließen. Doch eines Abends standen einige von ihnen vor meiner Tür und fragten, ob sie bei mir leben könnten”, erinnert sich Gennadij und sagte weiter: “Damals haben wir nicht gedacht, dass wir zum größten Zentrum dieser Art im postsowjetischen Raum werden und dass man über uns Dutzende Filme drehen wird, darunter den Hollywood-Dokumentarfilm ‘Crocodile Gennadiy’ von Steve Hoover.” Der Film erhielt im vergangenen Jahr sogar eine Auszeichnung beim ArtDocFest in Moskau.

Nach den ersten Kindern seien allmählich auch deren Freunde gekommen, erzählte Gennadij. Die, die am stärksten drogenabhängig seien, müsse man oft gegen ihren eigenen Willen therapieren. “Die erste Generation unserer Kinder und Jugendlichen waren zu 80 Prozent Drogenabhängige. Heute sind es zum Glück viel weniger”, betonte Gennadij. Alle habe man irgendwie wieder auf die Beine gebracht. Insgesamt habe das Zentrum in 18 Jahren mehr als 3500 Kinder betreut.

Rückkehr zum normalen Leben

Um einem Menschen wirklich zu helfen, so Gennadij, sollte man Drogenabhängigkeit nicht als ein medizinisches Problem, sondern als ein emotionales betrachten. Oft hätten jene Menschen von ihren Eltern keine Aufmerksamkeit erhalten, oft bestehe bei ihnen ein Vakuum von Werten und oft bräuchten sie einfach nur Unterstützung. “Ein anderer wichtiger Faktor ist die Änderung des sozialen Umfelds. Man muss sich mit neuen Menschen umgeben, die positive Werte und Prinzipien vermitteln. Drogensucht ist kein Todesurteil. Wenn sich die menschliche Seele verändert und das Umfeld auch, besteht die Chance, zu einem normalen Leben zurückzukehren”, sagte Gennadij. Ihm zufolge hat das Zentrum in all den Jahren nicht nur suchtkranken Kindern, sondern auch Erwachsenen geholfen.

Das weitere Schicksal der Kinder, die in Gennadijs Zentrum waren, verlief ganz unterschiedlich. Einige haben einen interessanten Job gefunden, andere eine Familie gegründet. Gennadij bemüht sich, zu vielen von ihnen den Kontakt aufrechtzuerhalten.

Das Zentrum wird durch Spenden voll finanziert. “Unsere gesamte christliche Gemeinde unterstützt die Arbeit mit den Kindern. Es gibt Menschen, die uns Lebensmittel bringen, andere besorgen Kleidung. So erhalten wir unsere ‘Republic Pilgrim’ aufrecht”, sagte Gennadij.

Unter folgendem Link kann man mehr über die “Republic Pilgrim” erfahren und das Zentrum mit Spenden unterstützen.