Ost und West: Wir werden das Land gemeinsam verändern – Schauspieler des Theaters aus Luhansk über die Tour durch die Westukraine

Vom 18. bis 26. Oktober fanden in der Westukraine Gastspiele des Luhansker Theaters unter folgendem Motto statt: „Ost und West: Wir werden das Land gemeinsam verändern“. Während dieser Zeit traten die Schauspieler auf Bühnen in Iwano-Frankiwsk, Drohobytsch, Uschhorod, Lwiw und Kiew auf. Darüber, wie das Theater in der Westukraine aufgenommen wurde, berichteten die Schauspieler.

Das Ukrainische Akademische Musik- und Dramaturgietheater aus dem Gebiet von Luhansk beendete seine Tour unter dem Motto „Ost und West: Wir werden das Land gemeinsam verändern“ durch die Westukraine. Die Reise wurde von dem Vorsitzenden der Luhansker Gebiets- und Kriegszivilverwaltung, Jurij Tykwa, geleitet und von den Gebietsleitern in Iwano-Frankiwsk, Lwiw und Transkarpatien als Aktion zur Einheit des Landes unterstützt.

Bei jeder Vorstellung war der Zuschauerraum überfüllt

„In der Westukraine hatten wir zwei Programme: „Maklena Grassa“ und „Hinter zwei Hasen“. In Kiew schlossen wir mit der Vorstellungen „Märchen des Nordens“ – über das Leben von Flüchtlingen aus dem Osten und der Krim auf dem Gebiet der freien Ukraine“, erklärte Sergij Dorofejew, Direktor des ukrainischen akademischen Musik- und Dramaturgietheaters während einer Skype-Schaltung im Ukraine Crisis Media Center, die im Rahmen des Projekts „Sprecher eines friedlichen Lebens“ durchgeführt wurde. Das Projekt wird vom Deutschen Außenministerium unterstützt.

Die Schauspieler werteten die Tour als insgesamt erfolgreich. „Es war schwierig, denn das war nicht unsere eigene Bühne. Aber wir wurden in allen Städten offen empfangen. Das war sehr überraschend“, berichtete Veronika Slatowerchaja, Regisseurin und Schauspielerin des Theaters.

„Die Zuschauerräume waren nicht sehr groß. Bis zu 500 Plätze. Aber sie waren voll. Manche der Zuschauer standen sogar. Dies gibt uns Kraft als Theaterflüchtlinge: Wir fühlten, dass wir willkommen sind und den richtigen Weg gehen“, sagte Sergij Dorofejew.

Die größte Sorge machte das anspruchsvolle Publikum von Lwiw: „Lwiw ist eine Art „Theatermekka“ der Ukraine. Ich kenne dort viele Künstler und weiß, auf welchem Niveau das Theater von Lviv ist“, erklärte Jewgenij Mersljakow. Trotz des Lampenfiebers waren die Zuschauer begeistert von der Vorstellung, die den Geschmack der Lwiwer genau traf.

Die Reise zeigte, dass die Trennung in Ost und West nur eine Formalität ist

Nach Meinung der Schauspieler wurde ein wichtiges Ziel erreicht. „Diese Reise bestätigte uns, dass es keine Trennung in Ost und West gibt. Das ist eine erdachte Formalität. Wir hatten die Möglichkeit, mit den Einwohnern von Lwiw, Uschhorod und Drohobytsch zu sprechen. Und wir verstanden uns ausgezeichnet und unterhielten uns prächtig“, berichtete Sergij Dorofejew.

„Das wichtigste ist, dass wir gesehen wurden und man sich überzeugen konnte, dass wir ein untrennbarer Teil der Ukraine sind. Vielleicht haben wir unsere Eigenheiten, aber wir sind trotzdem Ukrainer. Ich hoffe, dass viele Leute aufhören zu fragen, ob man für unser Land im Osten kämpfen soll“, ergänzte Jewgenij Mersljakow.

Aktion: „Brief an einen Freund“

Parallel zu der Tour unterstützten die Schauspieler die Aktion „Brief an einen Freund“. Sie brachten „Briefe an einen Freund“ von Kindern aus verschiedenen Bezirken im Gebiet von Luhansk für Kinder aus der Westukraine mit. Vor jeder Vorstellung in der einen oder anderen Stadt übergaben die Schauspieler die Briefe an die Gebietleitung, sowie an Lehrer der lokalen Schulen.

„Das war ein bisschen wie aus einer anderen Zeit, aber darin bestand die eigentliche Romantik. Zuerst erhielten die Kinder diesen Brief, und dann konnten sie per Handy sprechen oder sich über Soziale Netze unterhalten. Wenn von diesen 1.000 Briefen nur 100 Kinder Freundschaften schließen, ist das ein bemerkenswerter Erfolg“, sagte Sergij Dorofejew.

Pläne für die Zukunft

Während der Reise einigten sich die Schauspieler und ihre Kollegen aus der Westukraine darauf, die Tradition des Vorstellungsaustausches fortzusetzen und, sofern möglich, Regisseure zu Aufführungen in das Gebiet von Luhansk einzuladen.

„Gerade wird das Gebäude, das uns zur Verfügung gestellt wurde, generalüberholt. Wir hoffen, dass wir ab März wieder eine eigene Bühne haben und wir die Theaterteams zu einem vollwertigen Gastspiel einladen können“, erklärte Sergij Dorofejew.

Das Ukrainische Akademische Musik- und Dramaturgietheater von Luhansk wurde zu Beginn der Kampfhandlungen im Osten nach Sewerodonezk evakuiert. Sie haben bisher keinen dauerhaften Raum, sondern arbeiten ständig unter solchen Bedingungen. Im Repertoire des Theaters sind 13 vollständige Vorstellungen klassischer und zeitgenössischer ukrainischer Werke. Dies waren bereits die vierten Ukraineweiten Gastspiele. Früher reisten die Schauspieler nach Kiew, Mykolajiw, Cherson und Dnipro.