Der russische FSB erfindet die Festnahme “ukrainischer Saboteure” auf der Krim

Der russische Geheimdienst FSB hat erklärt, “Mitglieder einer Sabotage- und Terror-Gruppe der Hauptverwaltung der Militäraufklärung des ukrainischen Verteidigungsministeriums” festgenommen zu haben. Das meldete die Pressestelle des FSB.

“Der Föderale Sicherheitsdienst der Russischen Föderation hat am 9. November 2016 in der Stadt Sewastopol Mitglieder einer Sabotage- und Terror-Gruppe der Hauptverwaltung der Militäraufklärung des ukrainischen Verteidigungsministeriums festgenommen, die Sabotageakte gegen die militärische Infrastruktur und lebenswichtige Versorgungsobjekte auf der Krim geplant haben“, so die FSB-Pressestelle. “Bei den Festgenommenen wurden Sprengsätze mit großer Wirkung, Waffen und Munition, spezielles Kommunikationsgerät sowie weitere Beweise für deren kriminelle Betätigung sichergestellt, darunter Pläne von Objekten, die als Ziel der Sabotage geplant gewesen waren”, teilte der FSB weiter mit.

“Derzeit wird geklärt, welche vorbeugende Maßnahme gegen die Festgenommenen ergriffen wird. Die operativen Ermittlungsmaßnahmen dauern noch an”, schreibt die russische Nachrichtenagentur TASS.

Das ist bereits der zweite Versuch Russlands, das im Frühjahr 2014 die Krim annektiert hat, die Ukraine zu beschuldigen, Sabotageakte auf der Halbinsel zu planen. Der erste Versuch wurde im Sommer 2016 unternommen. Damals warf der russische FBS dem ukrainischen Verteidigungsministerium vor, Terroranschläge auf der annektierten Krim zu planen. Als “Organisator” wurde Jewgenij Panow festgenommen. Er war zuvor aus dem Gebiet Saporischschja entführt und auf die Krim gebracht worden. (Meldung auf Deutsch)

Die ukrainische Militäraufklärung weist die Vorwürfe zurück. “Das ist eine weitere Fälschung der russischen Geheimdienste, mit dem Ziel, das repressive Vorgehen gegen die Bewohner der Halbinsel Krim zu verschleiern, sowie die Ukraine in den Augen der internationalen Gemeinschaft zu diskreditieren”, heißt es in einer Mitteilung der Behörde.

13:58 Russland veröffentlichte die Namen der auf der Krim verhafteten Ukrainer

Die Föderale Nachrichtenagentur teilte mit Verweis auf eine Quelle mit, dass folgende Personen auf der Krim verhaftet wurden: Oleksij Bessarabow; Dmitrij Schtyblikow und Wladimir Dudko.

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Gleichzeitig berichtet der TV-Sender „Doschd“ über den Bruder eines Festgenommenen, dass dieser nicht für ukrainische Sonderdienste tätig gewesen sei.

Oleksij Schtyblikow, der Bruder von Dmitrij, der verhaftet wurde, sagte, dass sein Bruder bis 2014 beim Analysezentrum „Nomos“ in Sewastopol arbeitete, das sich mit geopolitischen Problemen und der euroatlantischen Zusammenarbeit in der Schwarzmeerregion befasste.

Laut Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen ist „Nomos“ eine ukrainische Nicht-Regierungsorganisation, die ein Büro in Sewastopol betreibt.

„Bis zum Beitritt [der Krim zu Russland] war er für fünf oder sechs Jahre Analyst und beschäftigte sich mit Militärjournalismus. Und deshalb ist er wahrscheinlich auf die Liste der Verdächtigten geraten“, meinte der Gesprächspartner von „Doschd“.

„In der letzten Zeit war er Zivilist. Er war irgendwann wirklich beim Militär, aber das ist lange her“, ergänzte er.

Dmitrij rief Olexksij von der Staatsanwaltschaft aus an und teilte ihm mit, dass er und weitere Personen festgenommen wurden und nach Punkt 2, Artikel 281 des russischen Strafgesetzbuchs (Sabotage) beschuldigt werden.

Die Frau von Dmitrij Schtyblikow wurde ebenfalls festgenommen. Sie gilt in dem Fall als Zeugin.

Eine weitere Person war ebenfalls Mitarbeiter des Zentrums „Nomos“ und arbeitete dort als Experte: Oleksij Bessarabow.

Auf der okkupierten Krim stellte das Leninsker Regionalgericht von Sewastopol Haftantrag. Die Okkupationsbehörden der Russischen Föderation beschuldigten die Festgenommenen, Sabotageakte vorbereitet zu haben.

Dies berichtet RIA-Nowosti mit Verweis auf das Gericht.

„Alle drei Personen wurden in dem Fall von dem Gericht für zwei Monate verhaftet“, erklärte das Gericht, ohne die Namen der Verhafteten oder sonstige Einzelheiten zu dem Fall zu nennen.

Die Presse war von der Gerichtsverhandlung ausgeschlossen.

14:48 Zwei verhaftete Ukrainer sind berühmte Experten

Die im annektierten Sewastopol verhafteten Dmitrij Schtyblikow und Oleksij Bessarabow arbeiteten bis 2014 als Militärexperten im Zentrum „Nomos“.

Dies sagte der ehemalige Chef für Energieprogramme beim Zentrum „Nomos“, Michail Gontschar, gegenüber Krim.Realii.

„Sie haben direkt in Sewastopol an dem Problem der Schwarzmeerregion gearbeitet. Beide sind bekannte Experten. Im Internet können ihre Publikationen und Einschätzungen, sowie Kommentare gefunden werden. Sie waren Personen des öffentlichen Lebens. Sie passen irgendwie schlecht zur Spionage oder Sabotage“, sagte Gontschar.

Er berichtete auch, dass er 2016 mit Dmitrij Schtyblikow und Oleksij Bessarabow nicht in Verbindung stand.

„In diesem Jahr gab es keinen Anlass. „Nomos“ hat zwei Büros. Eins in Sewastopol und eins in Kiew. Wir kannten uns und standen früher in Kontakt. Das Zentrum veröffentlichte jedes Quartal die Zeitschrift „Sicherheit am Schwarzen Meer“. Dmitrij veröffentlichte darin seine Ergebnisse“, berichtete Gontschar.

„Nach der Okkupation entschieden wir, die Arbeit in Sewastopol einzustellen, da eine Neuregistrierung entsprechend der russischen Gesetzgebung notwendig gewesen wäre. Nach dem Referendum, als die Tätigkeit des Zentrums eingestellt wurde, arbeitete Dmitrij bereits nicht mehr dort“, ergänzte Gontschar.