Die meisten Ukrainer sind für einen NATO-Beitritt ihres Landes

WATCH IN ENGLISH

Laut einer aktuellen Meinungsumfrage unterstützt die Mehrheit der Ukrainer einen Beitritt ihres Landes zur NATO. Das Ergebnis der landesweiten Befragung stellte während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center Oleksij Sydortschuk von der Ilko-Kutscheriw-Stiftung “Demokratische Initiativen” vor.

Zahlen, die für sich sprechen

Wenn im Juni 2017 in der Ukraine ein Referendum über einen NATO-Beitritt stattgefunden hätte, dann hätten 69 Prozent der Ukrainer für ihn gestimmt. 86 Prozent glauben, dass die NATO der Ukraine Sicherheitsgarantien geben könnte. Ein Militärbündnis mit Russland und anderen GUS-Ländern befürworten lediglich sechs Prozent der Befragten. “Die Zustimmung zu einem NATO-Beitritt nimmt im Osten und Süden der Ukraine sehr stark zu. Früher lag sie im Donbass bei einem Prozent und jetzt bei 24 Prozent”, sagte Oleksij Haran, Professor für Politikwissenschaft an der Mohyla-Akademie, einer Universität in Kiew. Haran ist zudem Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung “Demokratische Initiativen”.

Mehr Wissen über die NATO

Oleksij Sydortschuk sagte, dass 44 Prozent der Ukrainer als Argument gegen einen NATO-Beitritt ihres Landes die Befürchtung äußern, dies könnte dazu führen, dass die Ukraine in Militäroperationen der NATO einbezogen wird. “Wichtig ist, wenn es eine wirksame Kommunikation geben würde, dann würden diese Ängste deutlich abnehmen”, erläuterte er. Der Umfrage zufolge wissen nur 21 Prozent der Ukrainer, wie Entscheidungen innerhalb der NATO getroffen werden. 12 Prozent meinen, gut darüber informiert zu sein, was die NATO ist. Etwa 37 Prozent der Befragten würden gerne mehr über die Vorteile wissen, die eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine bringen würde.

“Die Veränderungen im öffentlichen Bewusstsein und die Unterstützung der Bürger für einen Beitritt der Ukraine zur NATO sind eher eine emotionale Bewertung der Lage, in der sich die ukrainische Gesellschaft, die Schutz vor der russischen Invasion sucht, befindet. Dies ist leider keine bewusste Entscheidung der ukrainischen Öffentlichkeit, die auf Wissen basiert”, sagte Borys Tarasjuk, Abgeordneter der Fraktion “Vaterland”. Er ist Mitglied des Auswärtigen Ausschusses im ukrainischen Parlament.

Wladyslaw Jasnjuk, Berater des Vize-Premierministers der Ukraine für europäische und euroatlantische Integration, sagte, dass der Staat viel zu wenig Geld für die Informationsarbeit bereitstelle. “Wir arbeiten hart daran, dass im Staatshaushalt für das nächste Jahr ein eigener Posten für die Informationsarbeit vorgesehen wird”, fügte Jasnjuk hinzu.