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1289. Kriegstag: Warnung vor Zugeständnissen an Putin, Treffen in Paris, Londons Waffenlieferungen

Selenskyj: Territoriale Zugeständnisse würden Putin Weg für Angriff auf Europa ebnen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erklärt, territoriale Zugeständnisse der Ukraine, denen die Ukrainer nicht zustimmen würden, würden nur dazu führen, dass der russische Machthaber Wladimir Putin die eroberten Gebiete als Sprungbrett für einen Angriff auf Europa nutzt. Dies sagte er in einem Interview mit Le Point am 3. September.

“Einige Medien behaupten, dass der Frieden wiederhergestellt würde, wenn die ukrainischen Soldaten die östlichen Regionen unseres Landes verlassen würden. Das stimmt aber nicht. Putin besetzte die Krim, um sie als Sprungbrett für die Einkreisung des Südens zu nutzen. 2014 besetzte er Teile des Ostens unseres Landes, um diese Gebiete vollständig zu besetzen. Wenn wir morgen irgendwie den Donbass verlassen, was nicht passieren wird, öffnen wir Putin einen ungeschützten Raum neben der anderthalb Millionen Einwohner zählenden Stadt Charkiw. Er würde auch das Industriezentrum am Dnipro einnehmen. Das würde ihm neue Möglichkeiten eröffnen”, sagte der Präsident.

Laut Selenskyj sollten die Europäer in einem anderen Maßstab denken und sich vorstellen, was passieren würde, wenn Putin mit seinem ursprünglichen Plan, die gesamte Ukraine zu erobern, Erfolg hätte. “Wenn es Putin gelänge, unser ganzes Land zu erobern, würde er dies als Sprungbrett nutzen. Ob ihm das gelingt oder nicht, wird davon abhängen, wie stark Europa ist. Ist Europa stark, wird er wahrscheinlich nichts unternehmen, ist es jedoch schwach, wird es unter Russlands Aktionen leiden”, betonte der ukrainische Präsident.

Er erinnerte daran, dass die Entfernung zwischen Moskau und Paris weniger als 3.000 Kilometer beträgt. “Aber die Raketen, die Russland heute gegen die Ukraine einsetzt, haben eine Reichweite von 2.500 Kilometern. Wir selbst haben Raketen mit einer Reichweite von 3.000 Kilometern. Und der Krieg fördert die technologische Entwicklung hier in Europa, aber auch in Russland. Mit einer solchen technologischen Entwicklung kann es keine fernen Kriege mehr geben. Glauben Sie mir, in zwei Jahren werden die Russen – und wir auch   viele Raketen mit einer Reichweite von 5.000 Kilometern haben. Meere und Ozeane werden niemanden schützen. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Waffen, die Russland heute einsetzt, nicht so sehr von nuklearen Trägersystemen”, erläuterte Wolodymyr Selenskyj.

Er erinnerte daran, dass das Schicksal der Ukraine darüber entscheiden werde, wie stark der Krieg Europa beeinflussen werde und Europas Ostgrenze verlaufen werde. “Wenn die Ukraine nicht standhält, wird diese Grenze Polen oder sogar Deutschland sein. Europa war einst so geteilt. Die Ostgrenze Westdeutschlands war die Grenze der westlichen Welt. Heute hängt alles von uns ab. Wie weit werden wir den russischen Ambitionen freien Lauf lassen?”, fügte er hinzu.

Treffen der Koalition der Willigen in Paris

Am 4. September ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Élysée-Palast in Paris eingetroffen, um an einem Treffen von 38 Ländern der Koalition der Willigen teilzunehmen. Die Staats- und Regierungschefs werden anschließend mit US-Präsident Donald Trump telefonieren. 

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte vor dem Treffen, die Verbündeten hätten die Arbeit an Sicherheitsgarantien für die Ukraine abgeschlossen und seien nun bereit für eine politische Billigung. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte Anfang der Woche klargestellt, dass es in Deutschland keine konkreten Pläne für die Entsendung eines Militärkontingents der Partner in die Ukraine gebe.

Großbritannien stellt Ukraine eingefrorene russische Vermögenswerten zur Verfügung

Großbritannien hat mehr als eine Milliarde Pfund (fast 1,36 Milliarden US-Dollar) für Waffenlieferungen und militärische Unterstützung an die Ukraine ausgegeben und dafür Gelder aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten verwendet. Dies berichtete Interfax-Ukraine am 4. September unter Berufung auf eine Pressemitteilung nach dem Besuch des britischen Verteidigungsministers John Healy in Kyjiw. Die Mittel wurden für den Kauf von Artilleriemunition, Raketen für Luftabwehrsysteme, Drohnen, Ersatzteilen und anderer Ausrüstung verwendet, die für die Wartung und Reparatur ukrainischer Militärausrüstung notwendig ist.

In den letzten 50 Tagen lieferte Großbritannien der Ukraine 4,7 Millionen Schuss Kleinwaffenmunition, 60.000 Artilleriegeschosse, Raketen und Munition, über 2.500 Drohnen, über 200 elektronische Kampfsysteme, 100 leichte Waffen, 30 Fahrzeuge sowie zusätzliche Ausrüstung zur Drohnenabwehr und Luftabwehr. In diesem Jahr wird Großbritannien 4,5 Milliarden Pfund für die militärische Unterstützung der Ukraine ausgeben.