Am 25. Mai konnte Nadija Sawtschenko endlich in die Ukraine zurückkehren. Im Kiewer Flughafen wandte sie sich an Journalisten und diejenigen, die gekommen waren, um sie zu begrüßen.
“Ich habe zwei Jahre gesessen! Wahrt den persönlichen Abstand zu einem Menschen! Ich spreche so, dass Ihr mich alle hören werdet. Ich saß zwei Jahre in Einzelhaft! Ich bin keine Menschen mehr gewohnt! Deswegen entschuldigt mich, falls ich hart sein werde!
Das erste, was ich Euch sagen möchte ist: Ich bin in Freiheit!
Ich möchte alle Mütter, deren Kinder nicht von der Anti-Terror-Operation zurückgekehrt sind, dafür um Vergebung bitten, dass ich immer noch am Leben bin. Ich möchte die Mütter, deren Kinder in Gefangenschaft sind, dafür um Vergebung bitten, dass ich frei bin.
Ich möchte Euch sagen: Ja, ich kann die Toten nicht zurückholen, aber ich bin jederzeit bereit, wieder mein Leben auf dem Schlachtfeld für die Ukraine zu opfern. Ich werde mein Bestes tun, damit alle Eure Kinder, die heute in Gefangenschaft sind, freikommen. Kein Held der Ukraine soll sterben.
Es ist wohl von Vorteil, wenn Helden tot sind, und schlecht, wenn sie am Leben sind. Allen geht es schlecht, aber wir werden leben und die Helden werden im Obersten Rat der Ukraine (Parlament) sein. Die Helden werden im Obersten Rat sitzen, zum Argwohn der russischen Staatsduma (Parlament) und zum Ruhm der Ukraine, als Dank an das ukrainische Volk.
Der Oberste Rat wird sich aus solchen Menschen zusammensetzen, die dessen würdig sind. Wir werden in der Ukraine so leben, wie es einem Menschen würdig ist. Ich weiß nicht, wie man dies erreichen kann, das sage ich Euch ehrlich. Ich werde nicht versprechen, dass es schon morgen so sein wird. Ich kann Euch aber sagen, dass ich bereit bin, jede Sekunde zu sterben, damit dies so sein wird. Und es wird so sein!
Vielen Dank an alle Menschen, die für mich gekämpft haben. Und glaubt mir, nicht ich hätte die erste sein können, sondern auch jemand anderes, denn durch mich habt Ihr für jeden gekämpft, der noch freikommen wird.
Wenn die Menschen geschwiegen hätten, dann hätten die Politiker auch ewig geschwiegen. Danke an alle jene Menschen, ich danke Euch allen. Ich möchte denjenigen danken, die mir Gutes gewünscht haben, denn dank Euch habe ich überlebt. Ich möchte auch denjenigen Danke sagen, die mir Böses gewünscht haben, denn zu Eurem Übel habe ich überlebt. Ich möchte denjenigen danken, die gleichgültig waren, Danke dafür, dass Ihr nicht gestört habt. Vielen Dank an alle.”