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Schisma von Minsk, Veränderungen in der ukrainischen Armee, Ukraine ärmstes Land in Europa und weitere Themen

Die Lage im Kampfgebiet im Osten der Ukraine

Die russischen Besatzungstruppen haben gezielt mit Granatwerfern, großkalibrigen Maschinengewehren und Handfeuerwaffen geschossen. Der Feind feuerte auf die ukrainischen Vereinten Kräfte nahe der Ortschaften Luhanske, Tschermalyk und Lebedynske mit 120-mm-Mörsern. Die Verteidigungsstellungen bei Luhanske, Switlodar und Hnutowe wurden mit 82-mm-Mörsern beschossen. Gegen die ukrainischen Vereinten Kräfte bei Wodjane setzten die Besatzer zudem Waffen von Infanterie-Kampffahrzeugen ein.

Am Abend des 13. Oktober haben die Besatzer im Frontabschnitt Mariupol auf zynische Weise Tschermalyk und Schyrokyne mit 120- und 82-mm-Mörsern beschossen. Der Beschuss wurde von den besetzten Orten Werchnjoschyrokiwske und Sachanka aus durchgeführt. Das Ausmaß des Schadens wird derzeit von den ukrainischen Vertretern im Gemeinsamen Kontroll- und Koordinierungszentrum sowie von der OSZE-Sonderbeobachtermission untersucht.


Das Schisma von Minsk: Moskau bricht die Beziehungen zu Konstantinopel ab

Am 15. Oktober hat der Synod der Russischen Orthodoxen Kirche auf seiner Sitzung in der belarussischen Hauptstadt Minsk beschlossen, die Beziehungen zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel abzubrechen. Moskau werde keinen Beschlüssen aus Konstantinopel mehr Folge leisten. Das erklärte der Vertreter des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion. Beobachter sprechen von einem Schisma, also von einer neuen Kirchenspaltung. Welche Folgen hat das?

Rache für die Unterstützung der Ukraine? Die Entscheidung der Russischen Orthodoxen Kirche ist eine Reaktion auf die Beschlüsse des Patriarchats von Konstantinopel bezüglich der Ukraine vom 11. Oktober 2018. So wurde von Konstantinopel der Kirchenbann für ungültig erklärt, den Moskau aus politischen Gründen “wegen Kirchenspalterei” gegen die Oberhäupter der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats (Filaret) und der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche (Makarij) verhängt hatte.

Seit dem Zerfall der Sowjetunion Anfang der 90er Jahre gibt es in der Ukraine drei religiöse Organisationen, die sich als orthodoxe Kirche bezeichnen. Nur eine von ihnen, die Ukrainische Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats, die Teil der Russischen Orthodoxen Kirche ist, galt bislang als kanonisch, also als von allen anderen orthodoxen Kirchen der Welt anerkannt. Die beiden anderen – die Ukrainische Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats und die Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche – waren nicht anerkannt. Deren Vorsteher und Mitglieder, die eine von Russland unabhängige, also autokephale ukrainische Landeskirche anstreben, werden von Moskau als Kirchenspalter verurteilt.

Doch Konstantinopel stellte nun fest, dass sie nicht aus dogmatischen Gründen in ein Schisma geraten waren. Die beiden Kirchenoberhäupter wurden kanonisch in ihrem bischöflichen oder priesterlichen Stand erneuert. Auch wurde die Kommunionsgemeinschaft ihrer Gläubigen mit der Kirche wiederhergestellt. Der Synod in Konstantinopel widerrief zudem den Synodal-Brief von 1686, der dem Patriarchen von Moskau das Recht gab, den Kiewer Metropoliten zu ordinieren. Konstantinopel stellte auch das Stauropegion des Ökumenischen Patriarchen in Kiew wieder her. Das bedeutet, dass die Ukraine direkt dem Ökumenischen Patriarchat untersteht. Alle diese Beschlüsse des Ökumenischen Patriarchats sind aus Moskaus Sicht illegal.

Was bedeuten die Minsker Beschlüsse in der Praxis? Die Entscheidung der Russischen Orthodoxen Kirche bedeutet den Abbruch der Beziehungen zum Patriarchat von Konstantinopel und das Ende der Konzelebration zwischen Priestern und Bischöfen. Auch besteht jetzt keine Kommunionsgemeinschaft mehr zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und dem Patriarchat von Konstantinopel. Gläubige des Moskauer Patriarchats dürfen jetzt keine Kommunion mehr in Kirchen des Ökumenischen Patriarchats empfangen. Zudem wird der Moskauer Patriarch Kirill während der Liturgie nicht mehr den Namen des Patriarchen von Konstantinopel erwähnen.

Hintergrund dazu:
Wenn sogar Atheisten beten: Die Kirche in der Ukraine kurz vor der Autokephalie
Kirchen-Diplomatie: Kiew zwischen Moskau und Konstantinopel

Ein neues Schisma?Der Erzbischof von Tschernihiw und Nischen, Jewstratij Sorja, Pressesprecher der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats, bezeichnet die Entscheidung der Russischen Orthodoxen Kirche als “Schisma”. “Der Synod des Moskauer Patriarchats folgt der Politik des Kremls: Selbstisolation als Reaktion auf legitime Entscheidungen der internationalen Gemeinschaft”, schrieb er auf Facebook. Ihm zufolge stehen nun die Gläubigen des Moskauer Patriarchats in der Ukraine vor der Wahl: dem Schisma der Russischen Orthodoxen Kirche zu folgen oder in einer künftigen vereinten autokephalen ukrainischen Landeskirche in Einheit mit der Welt-Orthodoxie zu bleiben.

Einfach nur ein “Riss”? Archimandrit Kirill Hovorun gehört dem Moskauer Patriarchat in der Ukraine an, ist aber dennoch ein Befürworter der Autokephalie für die Kirche der Ukraine. Er sieht die Lage nach den Minsker Beschlüssen des Synods der Russischen Orthodoxen Kirche weniger rigoros:

  1. Zu einer Spaltung gehören immer zwei Seiten, die miteinander keine Gemeinschaft mehr bilden wollen. Konstantinopel beabsichtigt aber offenbar gar nicht, die Beziehungen zu Moskau abzubrechen.
  2. Denn im Falle einer weltweiten Spaltung müssten sich alle anderen orthodoxen Landeskirchen entscheiden, für wen sie Partei ergreifen. Das werden sie offensichtlich nicht tun wollen. Die anderen orthodoxen Landeskirchen werde die Beziehungen sowohl zu Moskau als auch zu Konstantinopel aufrechterhalten. Fazit: Es ist kein Schisma, sondern nur ein Riss.

Reaktionen aus Russland: Eine Niederlage für Putin. Der russische Journalist Konstantin Eggert schreibt in seinem Artikel “Die sieben Folgen der Autokephalie für Putin, Poroschenko und die Russische Orthodoxe Kirche”, dass der Kreml eine Niederlage einstecken musste. Und das werde Präsident Wladimir Putin dem Patriarchen Kirill nicht vergessen. Eine unabhängige ukrainische Kirche werde ein leuchtendes Symbol für das Scheitern des postsowjetischen Neoimperialismus des Putin-Regimes sein. Jedoch werde Moskau alles tun, um den Aufbau der ukrainischen Kirche möglichst zu erschweren, so Eggert. “Die Russische Orthodoxe Kirche wird nach Verbündeten suchen, um das Patriarchat von Konstantinopel zu bekämpfen, und wird versuchen, die Welt-Orthodoxie zu spalten. Im Jahr 2016 konnte Patriarch Kirill wegen des Konflikts zwischen Moskau und Konstantinopel die serbische, bulgarische, georgische und antiochische Kirche überzeugen, nicht am pan-orthodoxen Konzil in Kreta unter dem Vorsitz des Patriarchen von Konstantinopel teilzunehmen (…). Aber sie werden wohl kaum die Beziehungen zu Konstantinopel abbrechen – das wäre ein dramatischer Schritt. Letztlich haben sie kein Interesse in dem Krieg zwischen den beiden Patriarchen Partei zu ergreifen. Höchstwahrscheinlich werden sie die Beziehungen zu beiden Konfliktparteien aufrechterhalten”, meint auch der Journalist.

Putins Pressesprecher Dmitrij Peskow erklärte unterdessen, Russland werde die Rechte der orthodoxen Gläubigen in der Ukraine schützen, sollten sie verletzt werden. Das klingt wie eine offene Drohung an Kiew. Doch wie genau der Kreml diesen “Schutz” ausüben will, ist nicht ganz klar.


Veränderungen in der Armee: Gleichstellung der Geschlechter, erste Generalin, und neuer alter Verteidigungsminister

Chancengleichheit für Frauen und Männer. Der Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, hat Gesetzesänderungen unterzeichnet, die sicherstellen sollen, dass während des Militärdienstes in den Streitkräften der Ukraine und in anderen militärischen Einheiten Frauen und Männern die gleichen Rechte und Chancen garantiert werden. Die Umsetzung des Gesetzes wird den rechtlichen Schutz von Soldatinnen erhöhen, insbesondere in höheren militärischen Positionen.

Die erste Generalin. In diesem Zusammenhang versetzte Poroschenko erstmals eine Frau in den Rang eines Generalmajors. Es handelt sich um die Leiterin der militärmedizinischen Abteilung beim Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU), Ljudmyla Schuhalej.

Neuer alter Verteidigungsminister.Poroschenko ist außerdem der Bitte von Verteidigungsminister Stepan Poltorak um Entlassung aus dem Militärdienst nachgekommen. Poltorak wird aber weiterhin das Verteidigungsministerium leiten, aber von nun an im Status eines Zivilisten. Der ukrainische Präsident betonte, dass gemäß dem Gesetz “Über die nationale Sicherheit” das Verteidigungsministerium ab dem 1. Januar 2019 von einem Zivilisten geführt werden müsse. “Das Gesetz ist mit unseren NATO-Partnern abgestimmt”, sagte er.

Hintergrund dazu: Neues Gesetz über die nationale Sicherheit der Ukraine


Wirtschaft: Die Ukraine ist laut IWF das ärmste Land in Europa

Laut einem aktuellen IWF-Bericht ist die Ukraine das ärmste Land in Europa. Das berichtet der Wirtschafstexperte Volodymyr Kompaniiets auf Facebook. Er leitet einen privaten Investmentfonds auf dem US-Aktienmarkt. Demnach habe die Republik Moldau beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf die Ukraine überholt. Das Land befindet sich jetzt mit 2694,46 US-Dollar BIP pro Kopf auf Platz 133 der weltweiten Rangliste. Die Ukraine ist mit 2656,01 Dollar BIP pro Kopf auf Platz 134. Das durchschnittliche offizielle Gehalt betrug im zweiten Quartal 2018 in der Ukraine umgerechnet 325,53 US-Dollar (UAH 8529). Auch was die Höhe des offiziellen Durchschnittsgehalts angeht nimmt die Ukraine in Europa den letzten Platz ein.