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Ukrainische Matrosen in russischer Haft: Wer sind die drei Kapitäne?

Während weltweit über die militärischen, geopolitischen und wirtschaftlichen Folgen der russischen Aggression im Asowschen Meer gesprochen wird, befinden sich 24 ukrainische Matrosen von drei Schiffen, die von russischen Militärs beschlagnahmt worden sind, in russischer Gefangenschaft. Sie wurden von einem “Gericht” der russischen Besatzer auf der Krim bis zum 25. Januar 2019 in Untersuchungshaft genommen. Keiner von ihnen betrachtet sich als schuldig. Unter ihnen sind auch die Kapitäne der drei Schiffe. Einzelheiten über sie vom Ukraine Crisis Media Center:

Der Kapitän des Schiffes “Berdjansk”

Als ausgezeichneten Offizier und mutigen Mann beschreiben die Anwälte den Kapitän des Schiffes “Berdjansk”, den 31-jährigen Roman Mokrjak. Er lehnte es ab, in einem Video des russischen Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB) unter Druck auszusagen. Der FBS hatte ein Video veröffentlicht, in dem drei der festgenommenen Matrosen angeblich gestehen, illegal in die Hoheitsgewässer Russlands eingedrungen zu sein. Zu sehen ist aber, dass die Männer ihr “Geständnis” ablesen.

Seit seinem 17. Lebensjahr diente Mokrjak auf dem einzigen ukrainischen U-Boot “Saporischschja”. Als russische Soldaten die Schiffe der ukrainischen Marine auf der Krim im Jahr 2014 besetzten, leistete er zusammen mit der Besatzung Widerstand. Schließlich verließ er mit einigen Kollegen die annektierte Halbinsel. Seinem Eid auf die Ukraine blieb er treu. Im Jahr 2015 diente Mokrjak weiter in der ukrainischen Marine auf dem Raketenboot “Pryluky”. Vor zwei Jahren übernahm er dann das Kommando auf dem gepanzerten Artillerieboot “Berdjansk”.

“Seine Familie lebt in einem Dorf in der Nähe der Stadt Kropywnyzkyj”, sagte ein Cousin Mokrjaks im ukrainischen Fernsehen. Sein Vater ist Soldat, der im Krieg im Donbass im Einsatz war. Mokrjaks Mutter ist Grundschullehrerin und für ihren Einsatz als Freiwillige bekannt. Mokrjak hat zwei Brüder. Einer ist ukrainischer Meister im Hochsprung und der andere Unternehmer.

Der Kapitän des Schiffes “Nikopol”

Bohdan Nebylyzja gilt schon mit seinen 24 Jahren als lebende Legende. Er gehörte zu jenen Kadetten der Marineakademie in Sewastopol, die sich vor vier Jahren geweigert hatten, auf die Seite des Besatzers überzulaufen und die Flagge der russischen Marine zu hissen. Auf der Feier sangen sie demonstrativ die Hymne der Ukraine.

Nebylyzja träumte seit seiner Kindheit davon, Matrose zu werden. Als junger Mann verließ er seine Heimatregion Sumy und ging nach Sewastopol, wo er die Nachimow-Marineakademie besuchte. Nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland mussten die Kadetten, die ihrem Eid auf die Ukraine treu geblieben waren, die Krim verlassen. Ihr Diplom erhielten sie daher in Odessa.

Im Jahr 2016 diente Nebylyzja zusammen mit Roman Mokrjak auf dem Raketenboot “Pryluky” und 2017 übernahm er das Kommando über das Artillerieboot “Nikopol”. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass Nebylyzja das Kommando über eines der Boote vom Typ “Island” übernehmen sollte, die der Ukraine von den USA zur Verfügung gestellt worden sind.

Am 27. November wurde Roman Mokrjak von einem “Gericht” der Besatzer in Simferopol für einen Monat und 29 Tage in Untersuchungshaft genommen, und Bohdan Nebylyzja am 28. November für zwei Monate. Wie den anderen Besatzungsmitgliedern der ukrainischen Schiffe wird ihnen “illegale Grenzüberschreitung in einer Personengruppe” gemäß Artikel 322 Absatz 3 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation vorgeworfen, der Freiheitsstrafen von drei bis sechs Jahren vorsieht.

Der Kapitän des Schleppers “Jany Kapu”

Der 23-jährige Oleh Melnytschuk, Kapitän des Schleppers “Jany Kapu”, hat für Aufsehen gesorgt, weil er vor dem “Gericht” das Recht auf einen Dolmetscher  geltend gemacht hat. Er sagte, er verstehe Russisch nur sehr schlecht. Das “Gericht” auf der Krim stellte ihm daraufhin einen Dolmetscher für Russisch-Ukrainisch und Ukrainisch-Russisch zur Verfügung. Melnytschuk betrachtet sich nicht schuldig. Er will seine Position vor Gericht verteidigen. Sein Anwalt erklärte, er werde gegen die Entscheidung des “Gerichts” der Besatzer Berufung einlegen. Melnytschuk wurde wie die anderen 23 Gefangenen bis zum 25. Januar 2019 in Untersuchungshaft genommen.

Melnytschuks Mutter arbeitet in der Stadt Smila als Kindergärtnerin. Gegenüber Journalisten sagte sie, sie sei stolz auf ihren Sohn. Er sei ein guter Kämpfer. Sie hofft, dass er schnell nach Hause kommt.

Wo befinden sich jetzt die Matrosen?

Am 29. November erklärten der Aktivist Nariman Dschelal sowie die ukrainischen Anwälte Dschemil Temischev und Emine Awamiljewa, die ukrainischen Matrosen würden von der besetzten Krim nach Moskau gebracht. Laut dem Anwalt Nikolaj Polosow werden die Gefangenen höchstwahrscheinlich nach in das Lefortowo-Gefängnis verlegt. Der stellvertretende Vorsitzende der Medschlis der Krimtataren, Achtem Tschijgos, sagte jedoch, dass sich am 29. November die ukrainische Seemänner, die in der Straße von Kertsch festgenommen worden waren, noch auf der besetzten Krim befinden würden.

Die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denisowa, forderte ihre russische Amtskollegin Tatjana Moskalkowa unterdessen auf, den Aufenthaltsort der ukrainischen Gefangenen umgehend mitzuteilen. Kiew betont, dass es die von Russland festgenommenen Männer als Kriegsgefangene gemäß den Genfer Konventionen von 1949 betrachtet.

Laut russischen Medienberichten hat die russische Menschenrechtsbeauftragte für die Krim, Ljudmila Lubina, inzwischen erklärt, dass alle ukrainischen Seemänner nach Moskau verlegt worden seien. Es befinde sich keiner von ihnen mehr in Simferopol im Gefängnis.