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Orthodoxe Kirche in der Ukraine: Vereinigung und Wahl eines Oberhaupts

Am 15. Dezember 2018 ist in der Ukraine eine unabhängige orthodoxe Landeskirche geschaffen worden. Auf dem Konzil vereinten sich Bischöfe von bisher drei orthodoxen Kirchen in eine neue und wählten ihr Oberhaupt. Es ist der Metropolit von Perejaslaw und Bila Zerkwa, Epifanij. Er soll am 6. Januar 2019 zusammen mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko nach Istanbul fliegen, wo Metropolit Epifanij vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., den Tomos über Autokephalie erhalten wird. Damit wird das Verfahren zur Erlangung der Unabhängigkeit der Kirche in der Ukraine abgeschlossen. Einzelheiten von Ukraine Crisis Media Center:

Wer war auf dem Konzil? Insgesamt nahmen an dem Vereinigungs-Konzil 192 Delegierte teil, davon 64 Bischöfe. Von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats waren alle 42 Bischöfe vertreten. Jeder von ihnen durfte einen Priester und einen Laien mitbringen. Somit waren es insgesamt 126 Delegierte. Zehn Bischöfe kamen vom Moskauer Patriarchat in der Ukraine, auch jeweils mit einem Priester und einem Laien, also insgesamt 30 Personen. Die restlichen 36 Delegierte waren Bischöfe, Priester und Laien der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche. Zu den Ehrengästen zählten Präsident Petro Poroschenko und der Parlamentsvorsitzende Andrij Parubij.

Wie wurde abgestimmt?Jeder Bischof, unabhängig von welcher Kirche, konnte zwei weitere stimmberechtigte Personen mitbringen. Jeder Delegierte konnte einen Kandidaten für das Amt des Kirchenoberhaupts vorschlagen, aber sich selbst nicht nominieren. Die Abstimmung war geheim. Zunächst stimmten alle zusammen ab – die Bischöfe, Priester, Mönche und Laien. Die drei Kandidaten mit den meisten Stimmen gingen in einen weiteren Wahlgang. Über sie stimmten aber allein die Bischöfe ab.

Wer ist Metropolit Epifanij? Metropolit Epifanij war in den letzten fünf Jahren die “rechte Hand” des Oberhaupts der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats, Filaret. Nach kirchlichen Maßstäben ist Epifanij mit 39 Jahren noch sehr jung. Sein weltlicher Name lautet Serhij Dumenko. Er wurde im Dorf Wolkowo im Gebiet Odessa in einer Arbeiterfamilie geboren. Er studierte am Kiewer Theologischen Seminar und an der Kiewer Theologischen Akademie. Epifanij besuchte zudem die Universität Athen. Nach seinem Philosophiestudium in Athen wurde er Mönch am Kiewer Sankt-Michaels-Kloster. Mit der Kirchenverwaltung befasste er sich seit dem Jahr 2008. 2017 wurde Epifanij Metropolit von Perejaslaw und Bila Zerkwa. Er ist Mitglied des Journalistenverbandes der Ukraine und des Internationalen Journalistenverbandes sowie Rektor der Kiewer Orthodoxen Theologischen Akademie.

Was zeichnet das neue Kirchenoberhaupt aus? Der junge Metropolit blickt auf eine steile Karriere zurück. Er war fünf Jahre als Stellvertreter von Patriarch Filaret tätig. Im Unterschied zu vielen seiner Kollegen in den ukrainischen Kirchen, die in Russland studiert haben, wurde Epifanij in der Ukraine und in Griechenland ausgebildet. “Der Vorteil von Epifanij ist, dass er die administrative Seite der Kirche gut kennt. Darüber hinaus hat der Metropolit einen sehr bescheidenen Charakter. Er beherrscht die griechische Sprache, was ihm ermöglicht, sich direkt mit dem Ökumenischen Patriarchat zu verständigen”, so der Religionswissenschaftler Jurij Tschornomorez.

Epifanij über die russische Kirche.Gewisse Schlüsse über Epifanijs Ansichten kann man aus seinem programmatischen Artikel aus dem Jahr 2015 unter dem Titel “Wird Moskau noch lange in den ukrainischen Seelen herumschleichen?” ziehen. Darin beschreibt Epifanij die anti-ukrainischen “gemeinsamen Aktionen der Führung der Kirche des Moskauer Patriarchats, der politischen Führung Russlands unter Beteiligung von Vertretern des Klerus der Kirche des Moskauer Patriarchats in der Ukraine”. In seinem Artikel betont er, dass die russische Regierung eine Politik der “vollständigen Einbeziehung der Strukturen des Moskauer Patriarchats in Russland und im Ausland in die Durchsetzung seiner eigenen Innen- und Außenpolitik” verfolgt. Epifanij weist auf den enormen Einfluss von Agenten der russischen Geheimdienste innerhalb der Russischen Orthodoxen Kirche hin.

Erste Erklärung nach dem Konzil.“Uns ist es gelungen, die drei Zweige der ukrainischen Orthodoxie zu einer einzigen orthodoxen Landeskirche zu vereinen. Die Türen unserer Kirche stehen allen offen”, sagte Epifanij nach dem Konzil am Abend des 15. Dezember auf Platz vor der Sophienkathedrale, auf dem sich Zehntausende Menschen versammelt hatten. Er dankte dem Patriarchat von Konstantinopel, dem Präsidenten der Ukraine und dem bisherigen Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats, Filaret, dem Vorsteher der bisherigen Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche, Makarij sowie allen anderen Bischöfen, aber auch dem ukrainischen Parlament für die geleistete Unterstützung bei der Vereinigung der Orthodoxie in der Ukraine.

Metropolit Epifanij wurde vom ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko vorgestellt. Die Menschen auf dem Platz hatten rund zehn Stunden ausgeharrt und auf diesen Moment gewartet. Poroschenko erklärte: “Dieser Tag geht als heiliger Tag in die Geschichte ein, als Tag der Schaffung einer autokephalen orthodoxen Landeskirche. Es ist der Tag der endgültigen Unabhängigkeit von Russland. Die Ukraine wird nicht mehr aus dem Moskauer Kelch trinken.”

Trotz der Tatsache, dass Poroschenko in der Sophienkathedrale anwesend war, sagte er, dass der Staat sich nicht in die Aktivitäten der Kirche einmischen werde: “Wir hatten keine, es gibt keine und es wird keine Staatskirche geben”, betonte der Präsident.

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