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Russland: Haftstrafe für den ukrainischen politischen Gefangenen Pawlo Hryb

Ein Bezirksgericht im russischen Rostow am Don hat den ukrainischen politischen Gefangenen Pawlo Hryb zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Im wurde vorgeworfen, er habe die Russin Tatjana Jerschowa zu einem Terroranschlag anstiften wollen. Der Sohn eines ehemaligen ukrainischen Grenzschutz-Offiziers ist 20 Jahre alt. Er wurde 2017 vom russischen Geheimdienst festgenommen. Der damals 19-Jährige war zu einem Date mit einem Mädchen, mit dem er über soziale Netzwerke in Kontakt kam, ins benachbarte Belarus gefahren. Von dort geriet er in russische Haft. Einzelheiten vom Ukraine Crisis Media Center:

“Pawlo Hryb ist schuldig und bekommt eine Haftstrafe von sechs Jahren”, erklärte der Richter. Das berichtet aus dem Gerichtssaal eine Korrespondentin des ukrainischen Senders “Hromadske”. Damit kommt das Gericht dem von der russischen Staatsanwaltschaft geforderten Strafmaß nach. Das Urteil gegen Hryb wurde vom selben Gericht gesprochen, von dem auch die beiden ukrainischen politischen Gefangenen Oleh Senzow und Oleksandr Koltschenko verurteilt wurden.

Nach der Urteilsverkündung erklärte Hryb gegenüber dem Sender “Hromadske”: “Da weder Ärzte noch Frau Denisowa zu mir gelassen wurden, und überhaupt wegen all dem, was passiert, trete ich nun in einen Hungerstreik.” Zuvor hatte die ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Ljudmyla Denisowa erklärt, der politische Gefangene Pawlo Hryb benötige umgehend eine Herzoperation. Ende Dezember lehnte das Gericht es ab, den Ukrainer aus Gesundheitsgründen aus dem Gefängnis zu entlassen und gegen ihn Hausarrest zu verhängen. Die zuständige russische Aufsichtsbehörde teilte damals mit, die Bedingungen in dem Gefängnis seien geeignet, um Pawlo Hryb dort zu behalten. Ende Januar verweigerte Russland dem ukrainischen Konsul, den Gefangenen zu besuchen.

Pawlo Hrybs Schlusswort.“Zum ersten Mal habe ich Gelegenheit, etwas zu sagen. Im Schlusswort möchte ich endlich alles erzählen, wie es wirklich war”, sagte Hryb vor Gericht. Er erkannte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht an. Sie seien vom russischen Geheimdienst FSB erfunden, so Hryb. “Das sind Banditen und Mörder”, betonte der 20-Jährige. Er sagte ferner, dass niemand davon ausgegangen sei, dass das unbeteiligte Belarus “wirklich gefährlich ist”.

Der junge Mann wünschte allen ukrainischen Patrioten, die russische Gefangenschaft in Würde zu ertragen – “mit Wahrheit und Gewissen”. Am Ende seines Schlusswortes rief er “Ehre der Ukraine!” und “Ehre der ukrainischen Nation!”, berichtet die Journalistin des Senders “Hromadske”. In russischen Gefängnissen befinden sich derzeit 70 ukrainische politische Gefangene, die insgesamt zu 240 Jahren Gefängnis verurteilt sind. Nur zehn Gefangene wurden bisher freigelassen.

Was ist über die Festnahme und die Vorwürfe bekannt? Die Festnahme von Pawlo Hryb wurde am 28. August 2017 bekannt, als sein Vater damit an die Öffentlichkeit ging. Sein Sohn war zuvor am 24. August ins belarussische Gomel gefahren. Dort wollte er sich mit einer jungen Frau namens Tatjana Jerschowa treffen, mit der er über soziale Netzwerke in Kontakt gekommen war. Das Mädchen sollte zu dem Date aus Russland anreisen. Pawlo Hryb ist sich sicher, dass im Namen der jungen Frau zwischen Juni und August 2017 russische Geheimdienstler mit ihm kommuniziert haben. Am 7. September des Jahres wurde bekannt, dass der junge Ukrainer in einer Haftanstalt im russischen Krasnodar festgehalten wird. Die russischen Behörden warfen ihm vor, angeblich einen Terroranschlag auf eine Schule in Sotschi geplant zu haben.

Warum gerade er? Menschenrechtsaktivisten erklärten sofort, Pawlo Hrybs Fall sei seltsam. Aber warum wurde er eingesperrt? Pawlo war ein einfacher Philosophiestudent an der Kiewer Mohyla-Akademie. Sein Vater, Ihor Hryb, der sich derzeit mit dem Aufbau einer Militärseelsorge in der Ukraine befasst, erklärte, sein Sohn habe sich in sozialen Netzwerken gegen die russische Aggression gegen die Ukraine stark gemacht und nicht immer auf die Wortwahl geachtet. Das sei der Grund, so der Vater, warum der russische FSB ein Verfahren gegen seinen Sohn eingeleitet habe. Am Krieg im Donbass sei Pawlo nicht beteiligt gewesen. Er habe nicht einmal in der Armee gedient, denn er habe ein gesundheitliches Problem, so Ihor Hryb. Daher benötige sein Sohn spezielle Medikamente. Ohne sie würde er sterben.

Schwere angeborene Krankheit. Pawlo Hryb leidet an einer Portale Hypertension, die täglich behandelt werden muss. Doch die russischen Behörden lehnen es ab, ukrainischen Ärzten Zugang zu ihm im Gefängnis zu gewähren. Ende Dezember erklärte die Anwältin Marina Dubrowina, Pawlos Gesundheitszustand habe sich verschlechtert. Der 20-Jährige sei fast erblindet und orientiere sich schlecht. Auch habe sein Gedächtnis nachgelassen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte im Dezember 2018 Russland verpflichtet, Gesundheitsakten über den Zustand des Ukrainers Pawlo Hryb herauszugeben.