1112. Kriegstag: Angriff auf Russland, Gespräche in Saudi-Arabien, Trumps Behauptungen widerlegt

Massiver ukrainischer Drohnenangriff auf Russland

Das russische Verteidigungsministerium hat erklärt, das Land sei in der Nacht des 11. März von Hunderten ukrainischen Drohnen angegriffen worden, 337 davon seien abgeschossen worden. Die Drohnen sollen demnach zehn Regionen Russlands angegriffen haben. Berichten zufolge wurden 91 Drohnen über der Region Moskau, 126 über der Region Kursk, 38 über der Region Brjansk, 25 über der Region Belgorod, 22 über der Region Rjasan, 10 über der Region Kaluga, jeweils 8 über den Regionen Lipezk und Orjol, 6 über der Region Woronesch und 3 über der Region Nischni Nowgorod in der Russischen Föderation abgeschossen.

Der ukrainische Generalstab erklärte, die Ukraine habe eine Reihe strategischer russischer Ziele getroffen. Insbesondere sei die Produktionskapazität der Moskauer Ölraffinerie beeinträchtigt, die jährlich 11 Millionen Tonnen Öl verarbeiten kann und 40 bis 50 Prozent des Diesel- und Benzinbedarfs der Stadt Moskau deckte. Außerdem gab es Explosionen in der Region Orjol an Anlagen zur Kontrolle der Druschba-Ölpipeline und beim Terminal des Seehafens Ust-Luga in der Region Leningrad. Aus offenen Quellen ist bekannt, dass auch zahlreiche Einrichtungen der zivilen Infrastruktur beschädigt wurden.

Ukrainisch-amerikanisches Treffen in Saudi-Arabien begonnen

Am 11. März hat im saudi-arabischen Dschidda ein Treffen der ukrainischen und amerikanischen Delegationen begonnen. Von ukrainischer Seite nehmen an dem Treffen der Leiter des Präsidentenbüros Andrij Jermak, Außenminister Andrij Sybiha und Verteidigungsminister Rustem Umerov teil. Auch der stellvertretende Leiter des Präsidentenbüros, Pawlo Palisa, wird anwesend sein. Auf amerikanischer Seite nehmen US-Außenminister Marco Rubio und der Nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten Michael Walz teil. Fast zeitgleich mit Beginn des Treffens in Dschidda veröffentlichte The Guardian eine Kolumne von Andrij Jermak.

“Ein Waffenstillstand in der Ukraine wird nicht allein durch diplomatische Gesten erreicht werden. Damit der Frieden, wenn er denn eintritt, von Dauer sein kann, müssen im Vorfeld eine Reihe von Bedingungen erfüllt werden. Dazu gehört auch politischer und finanzieller Druck auf Russland, um den Preis für die Wiederaufnahme des Konflikts zu erhöhen”, schreibt Jermak. Er erklärt außerdem: “Der Ukraine müssen Sicherheitsgarantien gegeben werden, die die Glaubwürdigkeit des künftigen Waffenstillstandsabkommens gewährleisten.”

Europa müsse zudem entschlossen handeln, die Sanktionen gegen Russland verschärfen und die Kontrolle über eingefrorene russische Vermögenswerte übernehmen, um eine anhaltende und verstärkte Unterstützung für die Ukraine sicherzustellen. Die Aggression Moskaus gegen die Ukraine dürfe nicht auf die leichte Schulter genommen werden. “Die europäischen Staats- und Regierungschefs sind sich dessen bewusst und wir fordern sie in diesem kritischen Moment auf, die vielversprechenden Vereinbarungen umzusetzen, die bei den Gesprächen am vergangenen Donnerstag in Brüssel erzielt wurden”, heißt es in Jermaks Kolumne weiter. Er äußert die Meinung, dass der 150 Milliarden Euro schwere europäische Verteidigungsplan, kombiniert mit potenziellen 20 Milliarden Euro für die Verteidigung der Ukraine, ein konkreter Beitrag zur Schaffung einer zuverlässigen Verteidigungsarchitektur für ganz Europa wäre.

Er erinnert daran, dass “eines der mächtigsten Instrumente im Arsenal Europas” die 300 Milliarden Euro an eingefrorenen russischen Vermögenswerten seien, die in westlichen Finanzinstituten gehalten würden. “Diese Ressourcen sollten weiterhin einem Embargo unterliegen und die daraus erzielten Gewinne sollten zur Unterstützung der finanziellen Erholung der Ukraine verwendet werden. Russland nach seinem Angriffskrieg die Rückgabe dieser Gelder zu gestatten, hätte katastrophale Folgen”, so Jermak.

“Wir schätzen die Großzügigkeit der Vereinigten Staaten und ihre Bemühungen, Frieden in der Ukraine zu erreichen, sehr. Doch nicht weniger wichtig ist in diesem Prozess die Einigkeit Europas. Nur gemeinsam können wir eine Sicherheitsarchitektur aufbauen, die Frieden und Wohlstand für künftige Generationen garantiert”, betont er.

Enormer Anstieg der russischen Verluste widerlegt Trumps Behauptungen

Donald Trump will die Ukraine zu “Friedensverhandlungen” zu Bedingungen zwingen, die nur für Russland vorteilhaft sind. Er meint, Kyjiw habe angeblich “keine Karten” und werde weiter an Land verlieren. Aktuelle Zahlen zu den Verlusten der Kriegsseiten deuten jedoch auf etwas anderes hin. Das berichtet der Economist. “Es ist ein blutiger Krieg, aber Russland blutet viel mehr als die Ukraine”, so das Magazin. Der Economist hat die neuesten Zahlen zu den russischen und ukrainischen Verlusten von Geheimdiensten, unabhängigen Forschern und OSINT-Daten zusammengestellt.

Bezüglich der Verluste der Ukraine zitiert der Economist Daten der Website UAlosses, denen zufolge seit Beginn der groß angelegten Invasion Russlands im Jahr 2022 mindestens 65.000 ukrainische Soldaten umgekommen sind. In dieser Zahl seien auch die in Nachrichtenmeldungen und Veröffentlichungen in sozialen Netzwerken bestätigten Todesfälle ukrainischer Soldaten enthalten. Weitere 55.000 Menschen würden als vermisst gelten, was die Zahl der Todesopfer auf 120.000 erhöhen könnte.

Das Magazin bezieht sich auch auf ein “Leck” ukrainischer Geheimdienstdaten vom September 2024, das darauf schließen lässt, dass mindestens 70.000 bis 80.000 Soldaten umgekommen sind. Diese Zahlen beinhalten nicht die zivilen Todesopfer in der Ukraine. Der Economist erinnert daran, dass es sich dabei um Zehntausende friedliche Ukrainer handeln könnte.

Gleichzeitig seien die russischen Verluste viel größer, betont das Magazin. Journalisten des russischen Dienstes der BBC schätzten, dass bis Februar mindestens 150.000 bis 210.000 Soldaten getötet wurden. Zu ähnlichen Einschätzungen kommen auch andere Quellen. So schätzt das in London ansässige International Institute for Strategic Studies, dass bis Anfang Januar 2025 mindestens 172.000 russische Soldaten getötet wurden.

Mediazona und Meduza schätzen die Zahl der getöteten russischen Militärangehörigen bis Ende 2024 auf 160.000 bis 165.000. Für ihre Berechnungen verwenden sie demografische und andere Daten. Diese Daten deuten darauf hin, dass die Zahl der russischen Todesfälle exponentiell gestiegen ist: von etwa 20.000 im Jahr 2022 auf etwa 50.000 im Jahr 2023 und fast 100.000 im Jahr 2024.

Auch die monatlichen Schätzungen der russischen Opfer (Tote und Verwundete), die vom britischen Verteidigungsministerium erhoben werden, sowie die vom Tracker des Economist aufgezeichneten militärischen Aktivitäten deuten darauf hin, dass die Kampfhandlungen heftiger geworden sind. Im Dezember 2024 schätzten die Briten, dass die Zahl der russischen Opfer (einschließlich Toter und Verletzter) innerhalb von sechs Monaten eine Million erreichen werde.

Auch wenn Russland flächenmäßig deutlich größer ist als die Ukraine, handelt es sich hierbei um Richtwerte. Sie gehen davon aus, dass in den vergangenen drei Jahren etwa jeder 30. Mann in Russland im Alter zwischen 20 und 49 Jahren getötet oder verletzt wurde. Wichtig ist auch, dass die Zahl der Todesopfer unter den russischen Besatzern im Jahr 2024 deutlich höher ist. Laut dem Economist eroberte Russland im Jahr 2024 nur 0,57 Prozent des ukrainischen Territoriums. Bei diesem Tempo würden die Soldaten weitere 141 Jahre brauchen, um die gesamte Ukraine zu erobern, so das Magazin.

“Es ist offensichtlich, dass die Ukraine diesen Krieg nicht verlieren wird”, betont der Economist. Egal wie viel Druck Trump auf Selenskyj ausübe, werde er nicht geneigt sein, einen Diktatfrieden zu akzeptieren, der sein Land zu einer chaotischen und elenden Zukunft verdammen oder die Tür für eine neue Invasion offen lassen würde.