Aktivistin von Mariupol: Die Zivilgesellschaft ist bei der Stadtverteidigung aktiver als der Staat

Kiew, 16. März 2015 – „Mariupol wird nicht dank, sondern trotz der Handlungen von Stadtbeamten verteidigt. Wenn etwas von den Beamten der Stadt zur Verteidigung gemacht wird, dann hauptsächlich auf Druck der Gesellschaft“, erklärte Irina Perkowa, eine Aktivistin aus Mariupol und Vertreterin des Koordinationszentrums „Neues Mariupol“, während einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center. Nach ihren Angaben sind die Mariupoler bei der Stadtverteidigung aktiver als der Staat.

Ende August, als der Feind 20 Kilometer vor der Stadt stand, sah es das ukrainische Militär als wahrscheinlich, dass der Gegner die Stadt einnimmt. Diese Situation veränderte die Gesellschaft. Die Städter organisierten sich über soziale Netze und gingen dazu über, die Grenzen von Mariupol zu verteidigen. „Wir legten Gräben an und waren bereit, uns mit allen Mitteln zu verteidigen. Wir entschieden, dass wenn die Stadt eingenommen wird, dann passiert es nur unter großen Opferzahlen, selbst auf unserer Seite. Wir werden alles tun, um es dem Feind nicht einfach zu machen. Gleichzeitig dauerte es ziemlich lange, die Behörden dazu zu bringen, eine Stadtverteidigung aufzubauen“, erklärte die Aktivistin.

Pflichtbewusste Einwohner von Mariupol beunruhigt, dass es kein angemessenes Sicherheits- und im Gefahrenfall kein Warnsystem gibt, insbesondere bei Bildungseinrichtungen. Die Aktivistin nannte positive Änderungen bei der Miliz – inzwischen kommen ehrliche Leute zum Dienst, die im Grunde genommen bereits Kampferfahrung haben.

Die Aktivistin aus Mariupol wandte sich an den ukrainischen Präsidenten, das Ministerkabinett, die Generalstaatsanwaltschaft und den SBU mit der Bitte, einen strategischen Verteidigungsplan für Mariupol zu schaffen und bestehende Probleme in der Stadt zu lösen. Mariupol ist nicht irgendeine Stadt an der Front, sondern ein besonderer Vorposten.