Viele tragische Ereignisse in der Ukraine sind Folge des russischen Propagandaeinflusses auf die Gesellschaft – Adrian Karatnizkij

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Kiew, 2. Juni 2015 – Mehrere Tragödien, die im 20. Jahrhundert in der Ukraine passierten, wurden systematisch durch Propaganda vorbereitet. Dieser Einfluss entfremdete gewisse soziale, ethnische und religiöse Gruppen und schuf die Voraussetzung für eine zukünftige Vernichtung dieser Gruppen. Diese Meinung vertrat Adrian Karatnizkij, Mitglied im Direktorenrat der Bürgerinitiative „Ukrainisch-jüdisches Treffen“ bei einer Pressekonferenz im Ukrainischen Crisis Media Center. „Unsere These besteht darin, dass diese Präzedenzfälle in manchen Aspekten auf die russische Propaganda zurückzuführen sind, die in letzter Zeit verbreitet wurde und welche die Idee einer unvollständigen ukrainischen Nation hervorbrachte, sowie das feindselige Bild von Bandera-Anhängern und Agenten westlicher Staaten. All das manifestierte sich in der Sicht auf die heutige Ukraine durch Russen und unter der Bevölkerung einiger ukrainischer Gebiete“, erklärte Karatnizkij.

Am 2. und 3. Juni findet im Ukrainischen Haus das internationale Seminar zum Thema „Verführung durch Propaganda und Massenmord in der Ukraine im 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts“ statt. Nach Aussage von Adrian Karatnizkij zielt das Seminar darauf ab, „die Vergangenheit und ihre heutige Bedrohung zu verstehen, die die Massenmorde auf dem Gebiet der Ukraine in dieser Form durch den schändlichen Vaterländischen Krieg hervorrief“. „Viele Stereotype –über Ukrainer, Tataren oder Juden – basieren einerseits auf dem Einfluss von Propaganda, und andererseits auf mangelnden Kenntnissen über das Problem. Wir hoffen, dass die Diskussion bei dem Seminar den Prozess zur Schaffung einer ukrainischen politischen Nation unterstützen wird und einen kleinen Beitrag zu unserem Sieg leistet,“ sagte Ludmilla Grinewitsch, Direktorin des ukrainischen Forschungszentrum zum Holodomor.

Nach Meinung von Dr. Douglas Ervin-Ericsson ist es wichtig, den Holodomor, den Holocaust und die Deportation der Krimtataren als ganzes zu sehen, weil man nicht ignorieren darf, dass die historischen und sozialen Prozesse miteinander verbunden sind. Der Holocaust geschah in Europa im gleichen historischen Zeitraum, als auch die Krimtataren deportiert wurden. Und in der Propaganda von Nazi-Deutschland, sowie in der Sowjetpropagandamaschine, kann man den gleichen Prozess zur Entmenschlichung beobachten, der dazu verwendet wurde, um zu erklären, warum eine gewisse Bevölkerungsgruppe aus der Gesellschaft entfernt werden soll und warum ihre Anwesenheit gefährlich ist. „Das ist eine Politik des Hasses. Das, was heute auf der Krim passiert, ist wieder der Versuch zu zeigen, dass die Krimtataren kein Teil der Krim sind und ihre Anwesenheit einen destabilisierenden Einfluss hat. Es ist in dieser Situation wie vor 50 Jahren“, sagte Dr. Ervin-Ericsson.

Adrian Karatnizkij ergänzte, dass sich demokratische Staaten nicht von Propaganda beeinflussen lassen sollen. Die Propagandaaufrufe und die feindselige Rhetorik sollten mit Fakten, Wahrheiten und der Suche nach der Wahrheit beantwortet werden, und nicht mit Gegenpropaganda oder einer Entstellung und Entmenschlichung des Feindes. Westliche und unabhängige Medien sind die beste Methode, um der russischen Propaganda entgegenzuwirken. „Wir können zum Beispiel nie gegen die Verbreitung von Fotos gewinnen, die wir als Beleidigung empfinden. Wir müssen einen Kontrast schaffen und versuchen, in Medien zu investieren, denen wir vertrauen können und bei denen Experten arbeiten, die Fakten prüfen und regierungsunabhängig sind“, sagte Dr. Wendy Lower.