Studie von USAID: Es gibt Hoffnung für kleine und mittlere Unternehmen in der Ukraine

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Eine instabile politische und wirtschaftliche Lage, Krieg und Korruption. Das sind die größten Probleme für das Unternehmertum in der Ukraine. Doch eine Studie von USAID macht Hoffnung. 1827 kleine und mittlere Unternehmen aus allen Branchen und allen Regionen der Ukraine, mit Ausnahme der vorübergehend besetzten Gebiete, haben an einer Umfrage teilgenommen.

Kiew, 12. Juli, 2016 – Obwohl die Korruption auf der Liste der Hindernisse für Unternehmen nur auf Platz sieben steht, schadet sie nach wie vor erheblich dem Geschäftsklima in der Ukraine. 55 Prozent der befragten Unternehmer gehen davon aus, dass Bestechungsgelder gezahlt werden, um Behördenkontrollen zu vermeiden. Das sagte Oksana Kusjakiw im Ukraine Crisis Media Center bei der Vorstellung des jüngsten Jahresberichts zum Geschäftsklima in der Ukraine (auf Ukrainisch). Kusjakiw leitet das ukrainische Institut für Wirtschaftsforschung und Politikberatung und koordiniert die Forschungsprogramme für USAID im Rahmen des “Leadership in Economic Governance (LEV) Program”.

Trotz eines Moratoriums auf Behördenkontrollen wurde im Jahr 2015 jedes zweite Unternehmen mit Prüfungen konfrontiert. Die meisten betrafen den Brandschutz und die Steuerzahlung. Gerade diese Prüfungen dauern der Studie zufolge am längsten und sind für die Unternehmer die teuersten. Im Durchschnitt wenden sie dafür 31.000 Hrywnja auf. Im Bereich der Steuern bereiten häufige Gesetzesänderungen den Unternehmen die größten Schwierigkeiten.

Interessanterweise betrachten 86 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen den Staat als “Hindernis” oder “Feind”, und gleichzeitig erwarten 89 Prozent der Unternehmer eine Unterstützung seitens des Staates.

Probleme beim Export

Die meisten ukrainischen kleinen und mittleren Unternehmen sind im Dienstleistungsbereich und im Handel, aber auch in der Industrie tätig. Nur neun Prozent von ihnen sind Exporteure.

Andrij Butin, Experte des USAID-LEV-Programms sagte auf der Pressekonferenz, die exportierenden Unternehmer würden unter anderem beklagen, dass es unmöglich sei vorherzusehen, ob ein Ausfuhrgeschäft zustande kommt. “Wenn ein Unternehmer zum Zoll kommt, weiß er nicht, wie lange die Abfertigung dauern und wie viel sie kosten wird”, sagte er. “Zwei Tage und 1727 Hrywnja muss man im Durchschnitt für eine Zollabfertigung aufwenden und 6,8 Prozent der Exporteure zahlen dabei Schmiergelder”, fügte Butin hinzu. Ihm zufolge gehen 50 Prozent der Exporte der Unternehmen in die GUS-Länder, davon ein Drittel nach Russland. 49 Prozent der Exporte gehen in die EU, vor allem nach Deutschland und Polen.

Bescheidene positive Trends

Oksana Kusjakiw sagte, dass der zentrale Index der Studie, der “Index des Geschäftsklimas” in der Ukraine, derzeit bei “0,01” auf einer Skala von -1 bis +1 liege. Gleichzeitig würden jedoch die kleinen und mittleren Unternehmen die langfristigen Aussichten für eine Veränderung des Geschäftsklima deutlich positiv bewerten. So würden 53 Prozent der Befragten ihre Geschäftsaktivitäten in den nächsten zwei Jahren verstärken wollen.

Was die Veränderungen in den vergangenen Jahren betrifft, so werden sie der Studie von USAID zufolge von der Geschäftswelt positiv bewertet. Im Vergleich zum Jahr 2012 gaben im Jahr 2015 die Unternehmer öfter an, keine Schwierigkeiten bei der Anmeldung ihres Gewerbes gehabt zu haben. Auch habe sich die Situation bezüglich der Behördenkontrollen verbessert.

“Die größten Fortschritte wurden bei der Anmeldung eines Gewerbes gemacht. Hier stimmt unsere Bewertung mit dem Doing-Business-Rating überein. Die Geschäftswelt hat die Veränderungen deutlich gespürt. Auch hat sich die Situation bezüglich der Behördenkontrollen infolge des zweijährigen Moratoriums gebessert. Insgesamt hat sich die Lage, was alle möglichen Regelungen angeht, zum Besseren entwickelt”, sagte Kusjakiw.