Der ukrainische Wissenschaftler Igor Koslowskij befindet sich bereits seit 387 Tagen in Gefangenschaft

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Verwandte des ukrainischen Historikers und Religionswissenschaftlers Igor Koslowskij, der in der sogenannten “Donezker Volksrepublik” (“DVR”) in Gefangenschaft ist, riefen die internationale Gemeinschaft dazu auf, alles Mögliche für seine Freilassung zu unternehmen. Er befindet sich bereits seit 387 Tagen in Gefangenschaft.

Kampf gegen Andersdenkende

Die Verwandten von Koslowskij wiesen darauf hin, dass er sich einen Tag nach der Explosion neben dem Lenin-Denkmal in Donezk aufhielt.

“Es gab keine konkreten Gründe für seine Verhaftung. Ich denke, er stand einfach auf der Liste der Personen mit pro-ukrainischer Einstellung und man wartete auf eine Möglichkeit, dass “Ergebnisse” [der “DVR-Organe”] geliefert werden”, sagte der Neffe von Koslowskij, Denys Koslowskij, während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center.

Nach seiner Meinung wurden die selbsternannten Behörden auf Igor Koslowskij aufmerksam, als er sich an dem interkonfessionellen Gebetsmarathon “Für Einigkeit und Frieden in der Ukraine” beteiligte, der von März bis Oktober 2014 stattfand. Er trat dort mit einer ukrainischen Flagge auf.

“Gesetzesverstoß” des Quasistaates

Nach den Worten von Valentina Koslowskaja, der Frau von Igor Koslowskij, hatte sie am 6. Dezember 2016 das letzte Mal mit ihm per Telefon Kontakt.

“In den vergangenen zwei Monaten kamen nur bruchstückhaft Informationen seines Anwalts, der mit dem Untersuchungsführer in Kontakt steht”, ergänzte sie.

Igor erhielt bereits die Anklageschrift. Ihm wird ein Verstoß nach Teil 1, Artikel 256 des sogenannten “Strafgesetzbuchs der DVR” vorgeworfen: illegaler Sprengstoffbesitz.

“Die Anklageschrift besteht aus sechs Seiten mit sich widersprechenden Zeugenaussagen, die zu seiner Verhaftung führten”, sagte Diana Koslowskaja, die Nichte von Igor Koslowskij.

Diese Anschuldigungen erscheinen den Verwandten als Irrsinn, da sich Igor Koslowskij um seinen gelähmten Sohn kümmerte und keine zwei Handgranaten zu Hause hätte besitzen können.

Soweit bekannt ist, hat die Gerichtsverhandlung am 14. Februar stattgefunden.

“Sie müssen ihr Gesicht wahren, weshalb sich dieser Scheinprozess möglicherweise noch längere Zeit hinziehen wird und irgendwann endet”, vermutete Diana Koslowskaja.

Die “DVR” weigert sich, den Religionswissenschaftler freizulassen

Die Verwandten berichteten, dass die Frage seiner Freilassung bei jeder Sitzung der Minskgruppe auftauchte.

“Aber Seitens der sogenannten “DVR” wird eine Freilassung ständig verweigert. Der letztbekannte Grund war, dass er ein Bürger der “DVR” sei, wobei unklar ist, wie entschieden wird, wer als Bürger der “DVR” zählt. Deshalb gibt es praktisch keine Hoffnung, dass er ausgetauscht wird”, sagte Denis Koslowskij.

Appell an die internationale Gemeinschaft

“Wir richten uns an die diplomatischen Missionen, damit sie je nach Möglichkeit diese Informationen an ihre Ministerien weiterreichen, um irgendwie auf die Russische Föderation einzuwirken, die einen wesentlichen Einfluss auf diesen Prozess hat”, forderte Olexander Koslowskij, ein Sohn von Igor Koslowskij.

Denis Koslowskij merkte an, dass sie sich bereits an mehrere internationale Organisationen wandten, wie die OSZE, das Rote Kreuz und die UNO. Sie schrieben einen Appell an religiöse Gemeinden verschiedener Konfessionen, sowie an Wissenschaftsvereine. Sie wandten sich mit einem Appell an diplomatische Missionen und mehrere Diplomaten, die mit einem öffentlichen Aufruf zur Freilassung von Igor Koslowskij reagierten. Doch bisher blieben all diese Bemühungen ergebnislos.