Stadt Bachmut nahe der Front – Belastung für die Infrastruktur sowie für medizinische und soziale Einrichtungen steigt

Im dritten Jahr in Folge beobachtet die Nichtregierungsorganisation “Stiftung.101” die Lage in der Ostukraine. Die jüngste Studie wurde im Oktober und November 2016 in Bachmut nahe der Front durchgeführt. Die Stadt steht vor vielen neuen Problemen. Das größte ist die zunehmende Belastung der Infrastruktur, der medizinischen Einrichtungen und der Behörden, die für die Gewährung von Sozialleistungen zuständig sind. Ferner sind die Preise für Gebrauchsgüter gestiegen.

Laut Statistik sind in der Stadt 78.000 Binnenflüchtlinge gemeldet. “Von den 78.000 registrierten Binnenflüchtlingen sind 11.000 im arbeitsfähigen Alter, 3500 sind Kinder, fast 1000 sind körperlich eingeschränkt und 61.000 sind Rentner”, sagte Halyna Jantschenko, Forschungsleiterin der NGO “Stiftung.101” während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center.

Warum die Menschen in die von Kiew kontrollierten Gebiete fahren

Besonders stark seien auch in Bachmut die lokalen Entbindungskliniken unter Druck geraten, da viele Eltern ihre Neugeborenen bei den Behörden in den von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebieten der Ostukraine anmelden wollten. Jantschenko betonte ferner, die Überquerung der Kontaktlinie stelle eine weitere Hürde dar: “Das dauert im Durchschnitt zwischen fünf und sechs Stunden”, so die Expertin.

“Wir haben 46 ausführliche Interviews durchgeführt, die im Durchschnitt zwischen einer und anderthalb Stunden dauerten”, berichtete Jantschenko. Zu den Zielgruppen der Forschungsarbeit zählten Binnenflüchtlinge, sogenannte Kurzzeit-Besucher (Menschen aus den besetzten Gebieten, die Dokumente registrieren, Waren kaufen, Geld abheben und Angehörige besuchen wollen), Vertreter von NGOs, freiwillige Helfer und Vertreter der lokalen Behörden.

Es gibt auch positive Veränderungen

Aber nicht alle Veränderungen, zu denen es aufgrund des bewaffneten Konflikts gekommen ist, sind negativ. Beispielsweise sind viele Unternehmen in die von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiete des Donbass gezogen, wo sie Arbeitsplätze geschaffen haben. Allerdings sind auch dort die Gehälter weiterhin sehr niedrig. Doch die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen ist gestiegen. Auch wird viel Wohnraum in diesen Gebieten vermietet. Im Zuge ihrer Forschungsarbeit hat die “Stiftung.101” Empfehlungen für NGOs und kommunale Behörden erarbeitet, die nun frei zugänglich sind.