Einblick ins Universum dank Dezentralisierung

Die Dezentralisierungs-Reform, die in der Ukraine nach der Revolution der Würde begann, bietet den Regionen des Landes neue Möglichkeiten. Gemäß der Reform behalten die Gemeinden den größten Teil der eingenommenen Abgaben ein und müssen sie nicht mehr die Zentrale in Kiew abführen. Die Gemeinden können nun selbst entscheiden, wie sie ihre Mittel ausgeben. Manche reparieren Straßen und bauen Schulen, andere Krankenhäuser oder Kindergärten. Die Gemeinde Bajkowez im Westen der Ukraine entschied sich, die erste Sternwarte an einer ukrainischen Dorfschule einzurichten. Sie wurde zum Teil mit eigenen Mitteln und zum Teil aus dem USAID-Programm “Decentralization Offering Better Results and Efficiency” (DOBRE) finanziert. Einzelheiten vom Ukraine Crisis Media Center:

Begeistert vom Weltraum

Die Dorfschule in Losowa in der Gemeinde Bajkowez in der Region Ternopil besuchen rund 150 Kinder. Die meisten von ihnen mögen den Physik- und Astronomie-Unterricht, denn ihr Lehrer kann sie für diese Fächer besonders gut begeistern. Mychajlo Schemelja ist wirklich ein Enthusiast. Er war es, der die Einrichtung einer Sternwarte mit einem Teleskop an der Schule vorgeschlagen hatte. Er wollte den Kindern ermöglichen, Planeten zu sehen und den Weltraum nicht nur anhand von Lehrbüchern, sondern auch real zu erforschen.

“Wissenschaftler haben festgestellt, dass es auf dem Mars nichts gibt, absolut nichts. Ich frage mich, ob es etwas Natürliches in Meteoriten gibt, irgendeine Art von Leben”, sagt der achtjährige Bohdan, der die Schule besucht. Er, wie viele andere Schulkinder auch, ist an der Sternwarte sehr interessiert.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Idee des Lehrers, eine Sternwarte einzurichten, unterstützten auch die erwachsenen Bewohner der Gemeinde. Doch woher sollte das Geld dafür kommen? Die Kosten beliefen sich auf mehr als eine Million Hrywnja (umgerechnet rund 33.500 Euro). Die eigenen Mittel der Gemeinde reichten nicht aus. Letztlich kamen 800.000 Hrywnja aus dem Budget der Gemeinde und 260.000 stellte das USAID-Programm DOBRE zur Verfügung.

“Dank der gestiegenen Einnahmen, die die Gemeinde aufgrund der Dezentralisierungs-Reform erhält, konnten wir die Sternwarte einrichten”, sagte Anatolij Kulyk, Vorsitzender der Gemeinde Bjkowez.

“Künftige Konkurrenten von Elon Musk”

An der Eröffnung der Sternwarte nahm auch die Außerordentliche und Bevollmächtigte Botschafterin der Vereinigten Staaten, Marie Jovanovich, teil. Sie sagte, dass die Schüler der Gemeinde Bajkowez vielleicht eines Tages Wissenschaftler sein würden, die der Ukraine helfen würden, ihr Potenzial im Bereich Technik weiterzuentwickeln und dieses auch im Ausland zu verbreiten. “Wer weiß, vielleicht wird einer von euch mit Elon Musk in Konkurrenz treten”, sagte sie während der feierlichen Eröffnung der Sternwarte.

Berry Reed, Manager des DOBRE-Programms, wies auf einen wirtschaftlichen Aspekt im Zusammenhang mit der Sternwarte hin. “Die Sternwarte erweitert auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Gemeinde. Sie zieht Enthusiasten und Liebhaber der Astronomie auch aus anderen Teilen der Ukraine an”, betonte er.

Unendliches Universum

Die Sternwarte ist nun in Betrieb. Sie verfügt über ein leistungsfähiges Teleskop und eine moderne Computerausrüstung. Zudem ist sie mit genügend pädagogischem praktischen Material ausgestattet. Insgesamt fördert die Sternwarte die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

“Die Kinder können sehen, wie auf dem Saturn Stürme toben. Man muss ihnen nicht ständig etwas erzählen, weil sie alles selbst mit eigenen Augen sehen können. Wenn Kinder die Ringe des Saturn, die Wolken des Jupiter oder die Phasen der Venus sehen, dann begreifen sie, wie gewaltig unser Universum ist”, sagte Serhij Werbyzkyj, der die Sternwarte mit geplant hat.

Die Schule hat bereits einen Arbeitskreis für Astronomie eingerichtet und die Schüler beziehen auch Erwachsene in ihre Konferenzen und Workshops über den Weltraum ein, die sie an der Schule abhalten. Die Sternwarte eröffnet aber auch anderen Schulen in der Region die Möglichkeit, sich mit dem Weltraum zu befassen.

“Ich denke, dass sich künftig interessierte Kinder auch aus anderen Gemeinden in der Region Ternopil mit Hilfe unserer Sternwarte die Himmelskörper werden anschauen können”, unterstrich der Lehrer Mychajlo Schemelja.