Kiew, 3. November 2014 – Das Gasabkommen, das am 30. Oktober zwischen der Ukraine und Russland unterzeichnet wurde, gewährleistet nicht nur die Erdgaslieferung für diesen Winter, sondern wird es auch erlauben, mit der Reorganisation des Gaswirtschaftssektors zu beginnen. Obwohl der Abschluss dieses Abkommens eine gute Nachricht ist, ist die Energieabhängigkeit der Ukraine von Russland ein Risiko für die nationale Sicherheit. Dies erklärte Alexander Narbut, der Präsident des Kiewer Instituts für Energieuntersuchungen auf einer Pressekonferenz beim Ukrainischen Krisenmedienzentrum.
„Ich denke, dass das Gasabkommen der Ukraine dabei helfen wird, den Gassektor effektiver zu organisieren,“ erklärte Narbut. Am Kiewer Institut für Energieuntersuchungen ist man der Meinung, dass es sowohl positive, als auch negative Faktoren des Abkommens gibt, aber allein die Tatsache der Unterzeichung ist dennoch wichtig. „Meine Meinung ist: Das Geschäft ist weder ein Sieg, noch eine Niederlage,“ – merkte Alexander Narbut an. „Positiv an diesem Abkommen ist, dass es letztlich unterzeichnet wurde, und dass die beschränkende Vertragsbedingung „Nimm oder zahl“ herausgenommen wurde, was ein systematisches Risiko für die Ukraine darstellte.“
Insgesamt ist die finanzielle Situation in der Ukraine äußerst schwierig, und wir müssen uns gerade um ärmere Bevölkerungsschichten kümmern, sowie um Reformen im Energiesektor. Die weniger bemittelten und ärmeren Ukrainer, sowie ältere Menschen, werden unter der Aufhebung der Energiesubventionen leiden, und, so die Folgerung, unter der Preiserhöhung für Gas. „Man muss zu einem Modell der zielgerichteten Subventionierung für die hilfsbedürftige Bevölkerung übergehen,“ merkte Narbut an. Die Reformen der Regierung sehen Hilfen für Unvermögende vor, sowie Ergebnisse bei der Energiesicherheit.
Das ukrainische Energieministerium braucht eine „Generalüberholung“ von oben, damit es einen Professionalismus für diese Institution gewährleisten kann. „Man muss verstehen, dass die Mitarbeiter des Ministeriums für Energie und Kohleindustrie grundlegend ausgetauscht werden müssen,“ erklärte der Experte. „Die Energiesicherheit ist genauso wichtig wie die nationale. Deshalb muss man dem Problem der ukrainischen Abhängigkeit von russischem Gas und der schwachen Verhandlungsposition größere Aufmerksamkeit widmen. Der Einfluss oligarchischer Gruppen auf die Regierungsbildung bedeutet, dass es der Ukraine an Professionalität beim Schutz ihrer Interessen fehlt. Man muss verstehen, dass die Energiesicherheit eine lebensnotwendige Komponente für die nationale Sicherheit der Ukraine ist.“