Am 24. August hat die Ukraine den 29. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit begangen. Im ganzen Land fanden Veranstaltungen statt. Wie im letzten Jahr gab es keine Militärparade, aber Freiwillige veranstalteten einen Marsch von Veteranen. Somit bestanden die Feierlichkeiten aus zwei Teilen – dem offiziellen unter Beteiligung von Präsident Wolodymyr Selenskyj und dem inoffiziellen, in dessen Mittelpunkt der Veteranen-Marsch stand. Einzelheiten von Ukraine Crisis Media Center:
Was hat Selensky in seiner Ansprache gesagt? Zu Beginn der Feier auf dem Platz vor der Kiewer Sophienkathedrale wurde die Staatsflagge gehisst. Dann sang der bekannte ukrainische Sänger Mychajlo Choma, besser bekannt als DZIDZIO, die Hymne der Ukraine. Nach ihm ergriff Präsident Selenskyj das Wort. In seiner Rede sprach er über den Krieg in Donbass, den Kampf gegen das Coronavirus und die Zukunft der Ukraine.
“Heute, 29 Tage in Folge, ist es für mich und die ganze Ukraine ein wirklich guter Morgen, denn es gibt keine militärischen Verluste im Osten des Landes, in ukrainischen Städten und Dörfern müssen keine Helden beerdigt und von keinen Müttern beweint werden. Die Menschen im Donbass hören nicht nur Nachrichten über eine Waffenruhe, sondern sie haben Ruhe”, sagte Selenskyj.
Der Staatschef begründete ferner seine Absage an eine Militärparade, wofür er schon das zweite Jahr in Folge kritisiert wird. Er sagte, die Ukrainer hätten die Gelegenheit, sich vor allen Veteranen und Freiwilligen bei deren Marsch durch die Kiewer Innenstadt zu verneigen und ihnen auf diese Weise Dank zu erweisen. “Unser militärisches Gerät steht im Osten des Landes, und ich bin sicher, dass dies so richtig ist”, betonte er und fügt hinzu: “Panzer, Schützenpanzer und Flugzeuge sollen nicht als Attraktion für die Einwohner von Kiew und die Gäste der Hauptstadt dienen, in einem Land, das seine Souveränität verteidigt. Das Gerät soll nicht im friedlichen Kiew sein, sondern an vorderster Front, wo es jetzt benötigt wird”, so der Präsident.
Marsch der Verteidiger. An dem Marsch zum 29. Unabhängigkeitstag der Ukraine nahmen Soldaten der Streitkräfte, von Freiwilligen-Bataillonen, Mitglieder von Veteranenverbänden und Angehörige gefallener Soldaten teil. An der Spitze des Marsches standen Mütter und Familienmitglieder gefallener Soldaten sowie Angehörige von Menschen, die während der Revolution der Würde 2014 auf dem Kiewer Maidan getötet wurden, aber auch Soldaten, die bei den Kämpfen in Donbass verwundet wurden. Insgesamt nahmen an dem Marsch über 10.000 Menschen teil, die 48 Kolonnen bildeten.
Eine Gruppe machte auf Andrij Antonenko, Julia Kusmenko und Jana Duhar aufmerksam, die nach deren Ansicht zu Unrecht des Mordes an dem Journalisten Pawel Scheremet verdächtigt werden. Er wurde im Sommer 2016 durch eine am Auto angebrachte Bombe getötet, während der zur Arbeit fuhr.
Solidarität mit Belarus. Am Vorabend des Unabhängigkeitstags fand in Kiew eine Kundgebung zur Unterstützung der belarussischen Demonstranten statt. Von der Botschaft der Republik Belarus bis zum Platz der Unabhängigkeit (Maidan) wurde eine Menschenkette gebildet – von Initiativgruppen aus Belarus, der Ukraine, Litauen, Lettland, Estland, Polen, Georgien und der Republik Moldau. Sei erinnerten damit an die Menschenkette “Baltischer Weg” von genau 31 Jahren, die von einem Viertel der Bevölkerung der damaligen Sowjetrepubliken Litauen, Lettland und Estland auf insgesamt 670 Kilometern von Tallinn über Riga bis Vilnius gebildet wurde. Die Menschenkette war Ausdruck des Protests gegen die Willkür der kommunistischen Staatsmacht. Sie wurde anlässlich des 50. Jahrestages des Hitler-Stalin-Pakts als Zeichen des Drangs nach Freiheit und Unabhängigkeit von der Sowjetunion organisiert.
Internationale Unterstützung. Glückwünsche zum Unabhängigkeitstag erhielt die Ukraine nach Angaben des Büros von Wolodymyr Selenskyj von den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Frankreichs, Deutschlands, der Schweiz, Polens, Ungarns, der Slowakei, Italiens, Kasachstans, Tadschikistans, Ägyptens und Perus, aber auch vom König von Saudi-Arabien und der Königin von Großbritannien sowie von Papst Franziskus. Das Büro des ukrainischen Präsidenten betonte, dies sei keine vollständige Liste.
Ferner haben die Mitarbeiter der US-Botschaft in Kiew einen Videogruß mit einem ukrainischen Lied aufgenommen.
Den Feierlichkeiten schloss sich der deutsche Bundesaußenminister Heiko Maas mit einem Arbeitsbesuch in Kiew an. Gemeinsam mit seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba legte er Blumen an der Gedenkmauer für die ukrainischen Soldaten nieder, die im Donbass im Kampf gegen die russische Aggression gegen die Ukraine gefallen sind. Die Mauer umgibt das Sankt-Michael-Kloster, das sich in unmittelbarer Nähe zum Außenministerium befindet. Auf ihr sind Portraits und Informationen von über 4000 getöteten Soldaten der ukrainischen Armee, der Nationalgarde, des Grenzschutzes sowie anderer Einheiten zu sehen.