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Gegen Druck auf internationale Journalisten – Erklärung des Ukraine Crisis Media Center

Wir, die Mitarbeiter des Ukraine Crisis Media Center (UCMC), sind empört über das Vorgehen von Anton Heraschtschenko, des Beraters des ukrainischen Innenministers, aber auch über die Internetseite “Myrotworez” (Friedensstifter). Sie haben die Telefonnummern von allen ukrainischen und ausländischen Journalisten, die von der so genannten “Donezker Volksrepublik” zwischen 2014 und 2016 eine Akkreditierung erhalten haben, veröffentlicht und frei zugänglich gemacht.

Anton Heraschtschenko und die Internetseite “Myrotworez” kamen in den Besitz der entsprechenden Liste, weil es gelungen war, Datenbanken der so genannten “Donezker Volksrepublik” zu knacken. Die Internetseite “Myrotworez” rechtfertigt die Veröffentlichung der Kontaktdaten damit, dass ihrer Meinung nach jene ausländischen Journalisten mit Vertretern terroristischer Organisationen zusammenarbeiten würden.

Von dem Schlag betroffen sind ukrainische und auch ausländische Journalisten renommierter europäischer, amerikanischer und anderer Medien. Mit vielen von ihnen hat das Team des UCMC zusammengearbeitet. Viele von ihnen haben ihr Leben riskiert und in internationalen Medien über die Ereignisse in den besetzen Gebieten objektiv berichtet.

Ukrainische Journalisten haben bereits eine Erklärung veröffentlicht, in der sie das Vorgehen Heraschtschenkos und der Internetseite “Myrotworez” verurteilen. Die Erklärung haben bereits einige ausländische Journalisten unterzeichnet.

Das Team des UCMC unterstützt seit März 2014 ausländische Journalisten bei ihrer Arbeit in der Ukraine – auf dem gesamten Gebiet der Ukraine, darunter auch in der Zone der Anti-Terror-Operation (ATO). Wir helfen bei der Akkreditierung für die ATO-Zone, aber auch bei der Ausstellung von Genehmigungen, die nötig sind, um die Kontaktlinie passieren zu können.

Wir sind überzeugt, dass eine objektive und unparteiische Berichterstattung über die Ereignisse in der Ostukraine durch ausländische Journalisten die beste Waffe im Kampf gegen die russische Propaganda ist.

Uns ist klar, dass die Arbeit ausländischer Journalisten in den so genannten “Volksrepubliken Donezk und Luhansk” von zentraler Bedeutung für das für die Ukraine so wichtige Medieninteresse am Krieg im Osten des Landes ist, aber auch für eine Berichterstattung, die in den westlichen Gesellschaften hohes Vertrauen genießt.

Wir sind uns dessen bewusst, dass mit der Verschärfung des Konflikts der Zugang ukrainischer Medien zu den besetzten Gebieten erheblich eingeschränkt wurde. In dieser schwierigen Situation haben westliche Journalisten als Außenstehende in diesem Konflikt oft bessere Chancen gehabt, in die besetzten Gebiete zu gelangen und zu berichten, was dort geschieht. Das UCMC hat sie dabei immer maximal unterstützt.

Wir sind der Ansicht, dass in den besetzten Gebieten der so genannten “Volksrepubliken Donezk und Luhansk” Staatsbürger der Ukraine leben, die das Recht auf Präsenz in den Medien haben, auf eine adäquate Berichterstattung über ihre Probleme, einschließlich der humanitären und sozialen.

Wir sind uns dessen bewusst, dass gerade das Unwissen und die mangelnde Bereitschaft, wissen zu wollen, wie die Menschen jenseits der Trennlinie leben, die ukrainische Gesellschaft spalten und sie ungerechtfertigt entmenschlicht, sie in “Unsere” und “Feinde” teilt.

Wir sind überzeugt, dass die Präsenz ausländischer Journalisten und NGOs sowie humanitärer und beobachtender Missionen in den besetzten Gebieten der Schlüssel zu mehr Sicherheit für die Bürger vor den bewaffneten Leuten dort ist.

Wir wissen, dass die Akkreditierung ukrainischer und ausländischer Journalisten in den so genannten “Volksrepubliken Donezk und Luhansk” die Voraussetzung für eine sichere Arbeit von Journalisten in den Gebieten der selbsternannten Republiken ist, und keineswegs eine “Kooperation” mit den Terroristen darstellt.

Wir sind sicher, dass eine Akkreditierung von Journalisten ausländischer Medien in der “Volksrepublik Donezk” die Gesetze der Ukraine nicht verletzt und keine Bedrohung für die nationale Sicherheit der Ukraine darstellt.

Wir wissen, dass die Tatsache einer Akkreditierung ausländischer Journalisten in den “Volksrepubliken Donezk und Luhansk” die Politik von Redaktionen ausländischer Medien nicht beeinflusst und keine Zunahme “anti-ukrainischer” Publikationen zur Folge hat.

Stattdessen sind wir der Ansicht, dass die Offenlegung privater Adressen und Telefonnummern von Journalisten durch die Internetseite “Myrotworez” ein Verbrechen ist.

Diese Offenlegung behindert die ausländischen Journalisten bei der Wahrnehmung ihres Rechts, ihren Beruf auszuüben.

Dies steht im Widerspruch zu dem Grundsatz einer freien Arbeit für die Presse in der Kampfzone und in den besetzten Gebieten.

Das UCMC fordert Anton Heraschtschenko und die Leitung der Internetseite “Myrotworez” auf, den freien Zugang zu den Daten ausländischer und ukrainischer Journalisten unverzüglich zu unterbinden.

Das Team des Ukraine Crisis Media Center