In Kiew ist das Programm anlässlich des 75. Jahrestags der Tragödie von Babyn Jar vorgestellt worden. Unter deutscher Besatzung wurden im Zweiten Weltkrieg in der Kiewer Schlucht Babyn Jar Juden, Roma, Kriegsgefangene und Mitglieder der Organisation Ukrainischer Nationalisten erschossen. Nach unterschiedlichen Schätzungen wurden zwischen 70.000 und 200.000 Menschen, darunter etwa 34.000 Juden getötet.
Kiew, 1. Juli 2016 – Im September soll in Kiew anlässlich des 75. Jahrestags des Massakers von Babyn Jar der Opfer gedacht werden. Das Programm, das von Vertretern internationaler Organisationen und wissenschaftlicher Einrichtungen aus der Ukraine, Kanada, den USA und Israel vorgestellt wurde, wird aus vier Teilen bestehen: aus einem Jugendforum, einem wissenschaftlichen Symposium, aus der Präsentation von Ideen zur Umgestaltung der Parkanlage der Gedenkstätte Babyn Jar sowie aus einem Gedenkkonzert in der Kiewer Oper am 29. September. Das gab auf einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center der Koordinator der Veranstaltungen, Paul Robert Magocsi, bekannt. Er gehört dem Vorstand der Initiative “Ukrainisch-Jüdische Begegnung” an.
Diskussion über Erinnerungskultur
Zuständig für das Jugendprogramm ist Ihor Schtschupak, Direktor des ukrainischen Instituts für Holocaust-Studien “Tkuma” und des Holocaust-Museums in der Ukraine. Er sagte bei der Pressekonferenz, zum Jugendforum würden Hunderte junger Aktivisten aus den USA, Kanada und Europa anreisen. Schtschupak zufolge werden die Teilnehmer Fragen der Erinnerungskultur diskutieren. Ohne sie sei es unmöglich, die Gegenwart zu verstehen und über die Zukunft nachzudenken.
Ljudmyla Hrynewytsch vom Institut für ukrainische Geschichte der Nationalen Akademie der Wissenschaften wird das wissenschaftliche Symposium leiten, das für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Sie kündigte an, dass es vom 26. bis 28. September stattfinden wird. Erwartet würden nicht nur Historiker, sondern auch Politikwissenschaftler, Kunsthistoriker, Literaturkritiker und Philosophen aus aller Welt.
Gedenkbuch in Vorbereitung
Zum 75. Jahrestag der Tragödie von Babyn Jar soll ferner ein Gedenkbuch erscheinen. Es soll im historischen Kontext den Platz des Massakers in der Erinnerungskultur erläutern. Nach Ansicht von Wladyslaw Hrynewytsch, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für jüdische Geschichte und Kultur der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine, sollte das Gedenken an Babyn Jar ein wichtiger Bestandteil der ukrainischen Identität sein. “Wenn der Holocaust und Babyn Jar keinen festen Platz im ukrainischen Bewusstsein einnehmen, wird es der Ukraine schwer fallen, Teil der europäischen Familie zu werden”, meint Hrynewytsch.
Ihor Schtschupak vom ukrainischen Institut für Holocaust-Studien betonte in diesem Zusammenhang, dass Babyn Jar nicht nur ein Symbol für den Holocaust und die Vernichtung der Juden sei. “Dort haben die Nazis auch sowjetische Kriegsgefangene, kommunistische Aktivisten, ukrainische Patrioten, ukrainische Nationalisten und Roma getötet. Erschossen wurden dort all diejenigen, die als ‘Feinde des Reiches’ betrachtet wurden. Das ist eine tragische Seite in der ukrainischen Erinnerungskultur”, sagte er.
Umgestaltung der Parkanlage
Geplant ist, die Parkanlage der Gedenkstätte Babyn Jar umzugestalten. Derzeit läuft dazu ein Wettbewerb der Initiative “Ukrainisch-Jüdische Begegnung”. Witalij Nachmanowitsch vom Bürgerkomitee zum Gedenken an die Opfer von Babyn Jar sagte, als Ergebnis des Wettbewerbs würden im Laufe des Septembers die sieben besten Ideen vorgestellt. Danach, am 28. September, würden die drei besten Ideen von den Autoren persönlich präsentiert. Am Wettbewerb beteiligen sich Landschaftsgestalter aus Slowenien, den USA, Frankreich und Kolumbien.
Fragen bezüglich des 75. Jahrestags der Tragödie von Babyn Jar können Sie an Natalia Feduschak von der Initiative “Ukrainisch-Jüdische Begegnung” richten: nfeduschak@hotmail.com