Die Menschen in Mariupol versuchen, ein friedliches Leben zu führen. Obwohl die Stadt nur 30 Kilometer von der Kriegszone entfernt ist, versuchen die Einwohner weiterzuleben. In der Stadt finden Kinofestivals statt, die Kinoproduktion entwickelt sich.
Kiew, 20. September 2016 – Vom 7. bis zum 9. September fand in Mariupol zum sechsten Mal das internationale Kinofestival „Wale“ statt. In diesem Jahr wurden 220 Beiträge von Teilnehmern aus 13 unterschiedlichen Ländern eingesandt – aus Syrien, Frankreich, Taiwan, Kanada, Russland, Weißrussland, aus den USA und anderen Ländern. Unter den Beiträgen wurden abendfüllende Filme und Kurz- und Animationsfilme aufgeführt, sowohl von professionellen Filmemachern, als auch von Amateuren.
„In diesem Jahr bildete der Anteil an Amateurfilmen lediglich ein Viertel aller eingereichten Beiträge. Die Mehrheit der Filme wurde von Profis oder Studenten einer entsprechenden Fakultät gedreht. Das zeugt davon, dass das Niveau des Festivals steigt“, erzählte Olga Nowikowa, Vertreterin der Organisation CinemaHall in Mariupol und Direktorin des internationalen Kinofestivals „Wale“, während einer Pressekonferenz im Ukraine Crisis Media Center (UCMC) im Rahmen des Projekts „Sprecher eines friedlichen Lebens“, das vom Außenministerium der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wird.
Das Festival wurde auch von einer Reihe privater Partner unterstützt, sowie durch den Stadt- und Kulturrat von Mariupol und die militärisch-zivile Verwaltung der Region Donezk.
Etappen des Festivals
Das Festival bestand aus zwei Etappen – einer vorläufigen Etappe und einem Wettbewerb. Die Auswahl der Filme wurde durch eine repräsentative Jury vorgenommen, die Filme wurden online angesehen. „Ins Finale schafften es 40 Werke, und das Niveau war dabei so hoch, dass es schwierig zu bestimmen war, welche der Werke besser ist. Daher wurden für die Jury spezielle Nominierungen eingerichtet, um alle besten Werke küren zu können“, erklärte Olga Nowikowa. Die Gewinner erhielten unterschiedliche Preise und kleine Geldgeschenke von den Partnern des Projekts.
Dokumentarfilme
Olga Nowikowa berichtete auch, dass es in diesem Jahr viel mehr Dokumentarfilme gab als im letzten. Darunter sind unter anderem der Film „Zehn Sekunden“ von Julia Gontaruk und „Bruder für Bruder“ von Ruslan Ganutschak – dieser handelt von Georgiern, die im Kriegsbataillon „Asow“ kämpfen.
Es gab sehr viele Komödien und Filme für und über Kinder. Außerdem wurden beim außerwettbewerblichen Teil des Festivals die Kinderfilme „Meereslied“, „Operation Arktis“ und „Wir sind die besten“ in Kinos aufgeführt.
Festival zur Zeit des Krieges
An den Krieg erinnerte nur das Kanonendonnern aus Schirokino, allerdings war es in diesem Jahr laut Olga Nowikowa ruhig. 2014 war das schwierigste Jahr für das Festival– direkt nach der Tragödie von Ilowajsk, als die Gefahr einer Offensive auf Mariupol sehr real war. „Wir lehnten die Durchführung nicht ab, obwohl wir Angst hatten. Erstens wussten wir nicht, ob wir das Festival irgendwann später abhalten könnten, zweitens hatten wir die Verpflichtung, vor dem internationalen Festival ‚Slowenisches Fest‘ in Bulgarien ukrainische Filme zur Vorführung auszuwählen“, erinnert sich Olga. „Zu unserem Erstaunen kamen zur Nachtvorführung 100 Zuschauer. Und in dieser Nacht trat der Waffenstillstand in Kraft. Es scheint, als hätte damals die Kunst gesiegt“.
Unterstützung junger Filmemacher
Olga Nowikowa fügte hinzu, dass außerhalb des Festivals in Mariupol im Laufe des Jahres der Kino-Debattierclub statt fand, sowie die Kinoschule und die Schauspielschule in Betrieb war. „Wir unterstützen junge Mariupoler Filmemacher, wenn sie Ratschläge brauchen“, merkte sie an.
Nächtliche und Kinder-Kinofestivals
„Wale“ ist nur eines der Kinofestivals, die in der Stadt durchgeführt werden. Nach Mariupol kommen schon traditionell die Kinder-Kinofestivals „Childrenfest“ und „Einheit und Toleranz“, mit denen die Zusammenarbeit geregelt ist. „Das sind wunderbare Filme, ausgewählt bei den besten europäischen Kinofestivals. Nach der Vorführung besprechen wir mit den Kindern die Probleme, die in den Filmen angeschnitten werden“ – erzählte sie.
Außerdem empfängt Mariupol jedes Jahr das Festival „Offene Nacht“ und „Aus dem Land in der Ukraine“. Es besteht auch eine Kooperation mit den Festivals „Goldenes Küken“, „Festival der Festivals“ und dem Moskauer Festival für protestierende Kunst „Muse der Unbezwungenen“. Letztes Jahr wurde dort der Film „Hinter dem Schirm des Krieges“ von Mariupoler Autoren präsentiert, der von einem Krieger im Donbass handelt – dieses Jahr wird „Rufname Saboteur“ über die Annexion der Krim gezeigt.