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Truppenentflechtung im Donbass: Aktuelle Lage

«Речник мирного життя», включення з Маріуполя. УКМЦ, 18.10.2016

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Am 21. September wurde in Minsk ein Rahmenabkommen unterzeichnet, das den Abzug der Truppen beider Seiten vorsieht. Die Entflechtung soll unter Aufsicht der OSZE und unter der Bedingung durchgeführt werden, dass der Waffenstillstand vollständig eingehalten wird. Über die militärische und humanitäre Lage vor Ort berichtet Oberst Anatolij Markowskyj.

Kiew, 18. Oktober 2016 – Im Frontabschnitt Mariupol hat wegen systematischen Verstößen gegen die Waffenruhe seitens der prorussischen Kampfverbände die Truppenentflechtung noch nicht begonnen. Im Laufe der vergangenen Woche hat der Beschuss deutlich zugenommen, doch die meisten Bewohner der Orte nahe der Front wollen ihre Häuser nicht verlassen.

Das sagte Anatolij Markowskyj während einer Skype-Schalte im Ukraine Crisis Media Center im Rahmen des Projekts “Sprecher des friedlichen Lebens”, das vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wird. Markowskyj ist Offizier der Gruppe für Zivil-Militärische Zusammenarbeit (CIMIC – Civil-Military Cooperation) der ukrainischen Streitkräfte im Sektor M.

Ständiger Beschuss erlaubt keinen Truppenabzug

“Innerhalb der letzten 24 Stunden wurde die Waffenruhe 29 Mal verletzt, darunter 20 Mal im Frontabschnitt Mariupol. Zum Einsatz kamen Artillerie, Mörser und Kleinwaffen. Deswegen ist es unmöglich, die Minsker Vereinbarungen jetzt umzusetzen”, sagte Markowskyj. Er erinnerte daran, dass die Truppenentflechtung erst beginnen könne, wenn sieben Tage lang der Waffenstillstand vollständig eingehalten werde.

Am schwierigste sei die Lage in Wodjane. Der Ort wurde in der vergangenen Woche mehrfach massiv mit Artillerie unter Beschuss genommen. Dadurch liegt der größte Teil des Dorfes in Trümmern. “Dort haben wir jetzt Zerstörungen in einem Ausmaß wie in Schyrokyne”, so der CIMIC-Offizier. Markowskyj betonte, dass Gerüchte über einen angeblichen Abzug der ukrainischen Truppen aus Wodjane falsch seien. “Medien behaupten, wir würden Positionen aufgeben. Das ist unwahr. Die Streitkräfte und andere Einheiten sind weiterhin dort. Niemand hat sich auch nur einen Meter von den Positionen zurückgezogen”, versicherte er.

Menschen versuchen, ein normales Leben zu führen

Markowskyj zufolge reagieren die meisten Menschen gar nicht mehr auf die sich zuspitzende Lage. “Wer weggehen wollte, ist längst weg. Wer bleiben wollte, ist geblieben”, sagte der Oberst. Im halb zerstörten Wodjane würden immer noch elf Menschen leben, die aus verschiedenen Gründen nicht weg wollten. Ihnen werde mit dem Nötigsten geholfen.

In anderen Dörfern nahe der Front, darunter in Tschermalyk und Talakiwka, wo es ein wenig ruhiger sei, seien die meisten Menschen, darunter auch deren Kinder, geblieben. Sie versuchen, einem normalen Leben nachzugehen. Derzeit leben in jenen Ortschaften zwischen 900 bis 3000 Menschen. Die Kinder besuchen Schulen und Kindergärten. “In einer der Orte werden derzeit von der internationalen Organisation HALO Trust Minen geräumt”, sagte Markowskyj. Über andere Organisationen wollte der Oberst aus Sicherheitsgründen nicht sprechen.

Bevölkerung will keinen Abzug der ukrainischen Truppen

Ferner berichtete Markowskyj, dass CIMIC-Offiziere regelmäßig mit den Bewohnern der Dörfer in der “Grauzone” sprechen würden. Zu ihnen hätten sie ein freundschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis. Die Zivilbevölkerung wende sich mit allen möglichen Problemen an die CIMIC-Vertreter – vor allem mit der Bitte um Brennholz und Medikamente. Die Menschen würden ständig Hilfe benötigen, weil die meisten von ihnen arbeitslos seien.

Der Oberst berichtete außerdem, dass nicht nur CIMIC-Vertreter mit den Bewohnern sprechen würden, sondern auch die Kommandeure der ukrainischen Truppeneinheiten, die in der Nähe stationiert seien. Markowskyj sagte, die Bewohner vor Ort würden dafür eintreten, dass die ukrainischen Militärs auf ihren Positionen bleiben. Die Menschen würden darum bitten, keine Truppen abzuziehen, denn sie würden den am Minsk-Prozess beteiligten “Vertretern” der selbsternannten “Republiken” misstrauen.