498. Kriegstag: Angriff auf Lwiw, Gefahr im AKW-Saporischschja, Zerstörung von russischer Logistik

Bisher verheerendster russischer Angriff auf Lwiw

In der Nacht des 6. Juli wurde in allen Regionen der Ukraine, darunter auch in Kyjiw, Luftalarm ausgelöst. In Lwiw schlugen russische Raketen in Wohnhäuser ein. Auch viele zivile Infrastruktureinrichtungen wurden beschädigt. Das Pressezentrum der ukrainischen Verteidigungskräfte des Südens bestätigt, dass Russland in der Nacht einen massiven Angriff mit Kalibr-Raketen vom Schwarzen Meer aus gestartet habe. Es sei gelungen, sieben von zehn Raketen abzuschießen.

In dem Bericht des Generalstabs der Streitkräfte der Ukraine heißt es, dass drei Kalibr-Raketen Lwiw getroffen hätten. “Bei dem russischen Terroranschlag auf Lwiw wurden leider 10 Zivilisten getötet und mehr als 35 unterschiedlich schwer verletzt. Mehr als 35 Häuser, mehr als 250 Wohnungen, zehn Wohnheime, ein Kinderheim, zwei Hochschuleinrichtungen und andere Gebäude wurden beschädigt”, heißt es in dem Bericht weiter.

Die russischen Raketen flogen vom Schwarzen Meer zunächst Richtung Kyjiw, drehten dann aber abrupt in Richtung Lwiw ab. Dies erklärte Jurij Ihnat, Sprecher des Kommandos der Luftstreitkräfte. Ihm zufolge braucht die Ukraine F-16, um alle russischen Raketen abschießen zu können.

Energoatom zu Saporischschja: Russen wollen weiteren AKW-Block abschalten

Die russischen Besatzer werden Block Nr. 4 des AKW Saporischschja in den Zustand der Heißabschaltung versetzen. Gleichzeitig wird Block Nr. 5 bewusst nicht in die Kaltabschaltung überführt. Dies teilt das ukrainische Unternehmen “Energoatom” mit. “Der Pseudo-Chef des Kraftwerks, Jurij Tschernitschuk, hat bereits eine entsprechende Anordnung erlassen. Angesichts der Sprengung des Kachowka-Staudamms durch die Russen trocknet der Stausee zunehmend aus. Sollte eine größere Anzahl von Kraftwerksblöcken in Betrieb genommen werden, könnte die Wasserversorgung zur Kühlung der Reaktoren nicht ausreichen.

Gleichzeitig missachten die Besatzer bewusst die Entscheidung der ukrainischen Regulierungsbehörde und schalten Block Nr. 5 nicht ab. “Daher besteht im Falle des Betriebs von zwei Kraftwerksblöcken im Zustand der Heißabschaltung die reale Gefahr einer Havarie”, so das Unternehmen. “Energoatom” fügt hinzu, dass das ukrainische Personal diese Situation in keiner Weise beeinflussen könne, “da es ständig Drohungen und Einschüchterungen durch das bewaffnete russische Militär ertragen muss.”

Gegenoffensive: Ukrainische Armee zerstört systematisch feindliche Logistik

Am 4. und 5. Juli haben die Streitkräfte der Ukraine eine Reihe von Angriffen auf wichtige Ziele der Russen im Hinterland durchgeführt, insbesondere in Makijiwka, in der Region Donezk und in anderen Gebieten des besetzten Territoriums der Ukraine entlang der gesamten Front. Dies ist wahrscheinlich Teil einer größeren koordinierten Kampagne, die darauf abzielt, die Lage der Russen zu erschweren und gleichzeitig ihre Streitkräfte an der Front zu schwächen. Dies geht aus einem aktuellen Bericht des amerikanischen Institute for the Study of War (ISW) hervor.

Den ISW-Analysten zufolge setzen die russischen Truppen ihre Offensive am Frontabschnitt Kupjansk-Swatowe fort und die Kämpfe in der Region Kreminna gehen weiter. Ferner führen die Streitkräfte der Ukraine erfolgreiche Offensivoperationen im Gebiet Bachmut durch. Russische Kriegsberichterstatter melden, dass die ukrainische Armee eine wichtige Anhöhe in der Nähe von Klischtschijiwka, sieben Kilometer südwestlich von Bachmut, befreit hätten. Zudem wird weiterhin am Abschnitt Awdijiwka-Donezk gekämpft. Die ukrainische Seite bestätigt, dass ihre Streitkräfte Stellungen am linken, östlichen Ufer des Dnipro in der Region Cherson halten.

Ukraine in Flames №477

Im Hinblick auf die bevorstehenden NATO-Treffen in Vilnius und Washington besteht die Erwartung, dass sie als Katalysator für die Einladung der Ukraine zur NATO dienen werden. Es besteht die Hoffnung, dass der Beitrittsprozess nach Kriegsende rasch beginnen und so bald wie möglich abgeschlossen werden kann. Von entscheidender Bedeutung ist, dass die Ukraine nicht vom europäischen Sicherheitsraum nach dem Krieg ausgeschlossen wird. Ihre Aufnahme in die NATO würde nicht nur die Stärke des Nordatlantischen Bündnisses stärken, sondern auch einen bedeutenden Schritt hin zur Schaffung eines dauerhaften Friedens in Europa darstellen. Welche politischen Entscheidungen auf den Gipfeln in Vilnius und Washington getroffen werden könnten und warum die Ukraine auf einem dieser Treffen eine Einladung zur NATO erhalten sollte.