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Wochenübersicht der ukrainischen Pressenachrichten vom 31. Januar bis 6. Februar 2017

Die Situation im Kampfgebiet in der Ostukraine

Kämpfe um Awdijiwka. In der vergangenen Woche wurden in Awdijiwka 114 Privathäuser und 22 Wohnungen sowie eine Eisenbahnstation durch Beschuss seitens der prorussischen Militärverbände beschädigt. Das erklärte Pawlo Schebriwskij, Leiter der Donezker Militär- und Zivilverwaltung. Der ukrainische Vize-Ministerpräsident und Minister für regionale Entwicklung, Hennadij Subko, teilte mit, dass fünf- und neunstöckige Gebäude wieder beheizt und die gesamte Stadt mit Strom versorgt würden. Hier sind Fotos von den Zerstörungen zu sehen. Pawlo Schebriwskij sagte bezüglich der Kampfhandlungen, dass sich die Lage in Awdijiwka entspanne. In der vergangenen Woche wurden 290 Personen evakuiert.

Im Laufe der letzten fünf Tage hätten die russischen Besatzungstruppen 13 Mal Untereinheiten der ukrainischen Streitkräfte sowie die Zivilbevölkerung in Awdijiwka angegriffen, sagte Petrenko. Die Stadt sei mit über 7500 Stück Munition aus verbotenen Waffen beschossen worden. Der Beschuss der Wohngebiete habe drei Tage gedauert. Meist sei nachts geschossen worden. Die Rebellen hätten 345 Tonnen Munition und acht Eisenbahnwaggons beim Beschuss der Stellungen der Kräfte der Anti-Terror-Operation sowie der friedlichen Zivilbevölkerung von Awdijiwka eingesetzt, so Generalmajor Anatolij Petrenko, Leiter der ukrainischen Seite beim SZKK. Mehr zur Lage in Awdijiwka (Video auf Englisch).

Gründe für die Eskalation. Die ukrainischen Medien haben mehrere mögliche Gründe für die Eskalation der Lage bei Awdijiwka genannt. Ein Grund für die Eskalation könnten “Manöver” der ukrainischen Streitkräfte in der sogenannten “Grauzone” sein. Den ukrainischen Soldaten zufolge errichten die ukrainischen Streitkräfte vor ihren eigenen Stellungen Erkundungsposten, damit keine Aufklärungs- und Sabotagetrupps eindringen können. Gerade damit waren sie am Morgen des 29. Januar beschäftigt, als sie auf eine Gruppe von Rebellen gestoßen waren. Es kam zu Kampfhandlungen. Die Rebellen waren darauf nicht vorbereitet und baten um Unterstützung durch Artillerie. Um einen Beschuss durch Artillerie zu vermeiden, rückten die ukrainischen Streitkräfte vor und nahmen Stellungen der Rebellen ein. Derzeit versuchen die Rebellen, dies wieder rückgängig zu machen. Ein weiterer Grund für die Eskalation könnte ein Kampf um eine strategisch wichtige Straße zwischen Donezk und Horliwka sein. Noch ein weiterer Grund könnte die Reduzierung der Finanzierung der Söldner seitens Russlands sein, aber auch die Blockade der Eisenbahnstrecke nach Donezk durch ukrainische Veteranen der Anti-Terror-Operation, durch die der Handel zwischen der Ukraine und der sogenannten “Donezker Volksrepublik” blockiert werden soll. Weitere Vermutungen sind, dass der Kreml den ukrainischen Oligarchen Rinat Achmetow unter Druck setzt, weil er Moskaus Bedingungen zur Machtverteilung innerhalb der ukrainischen Partei “Oppositioneller Block” nicht akzeptieren will. In Awdijiwka befindet sich eine Kokerei, die Achmetow für seine Hütten- und Stahlwerke braucht. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vermutet, dass diese Eskalation im Donbass geplant und bewusst provoziert worden ist.

Ukrainische Panzer in Awdijiwka. Der BBC-Journalist Tom Burridge berichtete aus Awdijiwka, dass in die Stadt Panzer der ukrainischen Streitkräfte eingerückt sind. Bellingcat ist diesen Informationen nachgegangen (Bericht auf Englisch). Nach der Veröffentlichung des Berichts erklärte das ukrainische Verteidigungsministerium, dass jene Panzer zur Einsatzreserve der ukrainischen Streitkräfte gehören und nicht bei Kampfhandlungen eingesetzt würden.

Beschuss von Donezk. Am 2. Februar gab es in Donezk eine starke Explosion. Nutzer sozialer Netzwerke berichteten, dass möglicherweise ein Munitionslager der Rebellen explodiert sei. Die von Russland kontrollierten Rebellen veröffentlichen ihrerseits Informationen, wonach angeblich die ukrainischen Streitkräfte als Antwort auf die Angriffe auf Awdijiwka Donezk beschießen würden. Das Pressezentrum der Anti-Terror-Operation vermutet, dass die Rebellen gegen die ukrainischen Truppen Vorwürfe erheben, um unter den Einwohnern Panik hervorzurufen.

Die internationalen Ermittler von Bellingcat haben einen Bericht über den Einsatz schwerer Waffen in Donezk veröffentlicht (auf Englisch). Danach setzen die Rebellen schwere Technik von Wohngebieten der Stadt aus ein, was die Menschen vor Ort gefährdet. Der Sicherheitsdienst der Ukraine hat ein Telefongespräch zwischen führenden Vertretern der sogenannten “Donezker Volksrepublik” abgefangen, in dem sie über den Einsatz schwerer Waffen in Donezk sprechen (auf Englisch).

Humanitäre Lage. Die prorussischen Militärverbände haben LKWs mit 26 Tonnen humanitärer Hilfe von der Organisation “People in Need” für die Einwohner der vorübergehend besetzten Gebiete nicht durchgelassen. Die “Donezker Volksrepublik” hat im vorigen Jahr auf dem von ihr kontrollierten Gebiet die Tätigkeit dieser Organisation verboten. Deshalb versuchte “People in Need” über das von Kiew kontrolliert Gebiet humanitäre Hilfe in das von den Rebellen kontrollierte Gebiet zu bringen.

Musik rettet: Ukrainische Geigerin aus Berlin spielt in Awdijiwka

Marina Bondas ist Violinistin beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Sie spielt für ukrainische Soldaten und Freiwillige in Awdijiwka, Marijinka und Krasnohoriwka. Bereits zum vierten Mal ist sie zu einer humanitären Mission in der Ostukraine eingetroffen. “Ich denke, dass Musik und Kunst Menschen retten können. Kunst ist ein Grundbedürfnis wie Essen oder Wärme, aber die Menschen spüren das manchmal nicht”, so Bondas. Sie ist überzeugt, dass Musik Hoffnung und Kraft für Widerstand und den Aufbau eines neuen Lebens gibt. Marina meint, dass der Krieg auch nach seiner Beendigung in den Köpfen der Menschen fortbestehen wird. Diesem Problem müsse man sich schon heute annehmen. (Video von Marinas Auftritt in Awdijiwka).

Gespräch zwischen Trump und Poroschenko: Worüber haben die Präsidenten gesprochen?

Am Samstag, den 4. Februar 2016, hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko ein Telefongespräch mit dem US-Präsidenten Donald Trump geführt. Die Gesprächspartner erörterten Fragen einer Stärkung der strategischen Partnerschaft zwischen der Ukraine und den USA. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Regelung der Lage im Donbass sowie einer friedlichen Lösung auf politischem und diplomatischem Wege gewidmet. Der ukrainische Botschafter in den USA, Walerij Tschalyj, bezeichnete das Gespräch als “konstruktiv, pragmatisch und rechtzeitig”.

Wenige Tage zuvor, am 2. Februar 2016, war Julia Tymoschenko mit Trump zusammengetroffen. Quellen zufolge soll das Treffen sehr kurz gewesen sein. Trump habe dabei versichert, er werde “die Ukraine nicht im Stich lassen”.

Krim: Probleme bei der Stromversorgung

Die selbsternannte Regierung der Krim hat erklärt, dass die Bewohner der Halbinsel künftig keine Probleme mit der Stromversorgung haben werden. Gleichzeitig beklagen in sozialen Netzwerken Einwohner aus Kertsch, Jalta und Sudak, den größten Städte auf der Krim, dass weiterhin regelmäßig der Strom abgeschaltet wird.

“Das Stromnetz ist nicht für die derzeitigen Belastungen ausgelegt, vor allem während der Kälte”, sagte Wiktor Plakida, Direktor des Unternehmens “Krimenergo”. Plakida fordert die Menschen auf der Krim auf, Strom zu sparen und gut zu überlegen, welche Elektrogeräte sie benutzen.

Im Herbst 2016 hatte der selbsternannte Regierungschef der Krim, Sergej Aksjonow, erklärt, die Halbinsel verfüge über genügend Strom, um ohne Stromausfälle durch den Winter zu kommen. Die Ukraine hatte im Dezember 2015 die Stromlieferungen an die von Russland besetzte Halbinsel gestoppt.

Menschenrechte: Russland weigert sich erneut, Senzow und Koltschenko der Ukraine zu übergeben

“Russland weigert sich nach wie vor, die beiden Ukrainer Oleh Senzow und Oleksandr Koltschenko der Ukraine zu übergeben. Es betrachtet sie als eigene Staatsbürger. Während der Annexion der Krim wurde allen Einwohnern der Halbinsel die russische Staatsangehörigkeit aufgezwungen”, sagte der stellvertretende Justizminister der Ukraine, Serhij Pjetuchow.

Er sagte, sein Ministerium werde sich dafür einsetzen, dass alle ukrainischen politischen Gefangenen in Russland mit Hilfe internationaler Organisationen, unter anderem durch Klagen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, wieder freikommen.

Im August 2015 hatte ein russisches Gericht in einem erfundenen Fall Senzow und Koltschenko schuldig gesprochen, auf der Krim eine Terrororganisation geschaffen, zwei Terroranschläge verübt und einen weiteren vorbereitet zu haben. Ferner sollen die beiden Putin-Kritiker dem Gericht zufolge versucht haben, Sprengstoff zu beschaffen, sowie illegal Waffen besessen zu haben.

Sport: Die Ukraine bei der Winter-Universiade 2017

Die ukrainischen Eiskunstläufer Oleksandra Nasarowa und Maksym Nikitin haben bei der Universiade in der kasachischen Stadt Almaty Gold gewonnen. Es ist nach dem Sieg der Biathletin Nadija Bjelkina die zweite Goldmedaille für die Ukraine bei dem Wettbewerb.

Die 18. Winter-Universiade findet vom 29. Januar bis 8. Februar 2017 statt. 59 Athleten in zehn Sportarten vertreten die Ukraine. Bislang haben die Ukrainer insgesamt acht Medaillen (zweimal Gold, zweimal Silber und viermal Bronze) gewonnen. Das ukrainische Team liegt somit auf Rang acht in der Gesamtwertung der Mannschaften.

Kultur: Ukrainische Modewoche in Kiew und eine ukrainische Dirigentin in Österreich

In Kiew findet die 40. Ukrainian Fashion Week statt. Eröffnet wurde die Modewoche mit einer Schau der Kollektion der Designerin Lilia Poustovit, die seit dem Jahr 1997 an dieser Veranstaltung teilnimmt. Verfolgen kann man die Modenschauen online noch bis zum 9. Februar. Fotos von Kollektionen dieser Saison sind hier zu sehen. Zuvor hatte die Online-Ausgabe der Zeitschrift Vogue einen Artikel in englischer Sprache mit dem Titel “Der Einfluss der Ukraine auf dem Laufsteg ist größer als gedacht” veröffentlicht. Vogue berichtet, wie Elemente ukrainischer traditioneller Trachten zu Motiven in Kollektionen ausländischer Modehäuser geworden sind. Die Zeitschrift zeigt auch auch Street-Style-Bilder aus der Show von Fedor Vozianov, die im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Days Kyiv stattgefunden hat.

Die Ukrainerin Oksana Lyniw ist zur Chefdirigentin der Grazer Oper und des Grazer Philharmonischen Orchesters bestellt worden. Seit fast anderthalb Jahrhunderten ist nun wieder eine Frau in dieser Position. Lyniw hat bereits Konzerte und Opern in Deutschland, Frankreich, Rumänien, Estland und in der Schweiz dirigiert. Im Jahr 2015 wurde sie zur besten Dirigentin der Bayerischen Staatsoper ernannt. Hier sind Ausschnitte aus einem Konzert, das Lyniw im Dezember 2016 im ehemaligen Straßenbahndepot der Stadt Lwiw dirigierte.

Nachfolgend eine Auswahl an englischen Interviews, Analysen und Videos zur Situation in der Ukraine

Reportagen

Awdijiwka nach dem Angriff. Was passiert in der Stadt? Reportage von Hromadske International.

Erstes Telefongespräch zwischen Poroschenko und Trump. Reportage von UNIAN.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verspricht Petro Poroschenko, keine geopolitischen Abmachungen hinter dem Rücken Kiews zuzulassen. Reportage von UNIAN.

Eine ukrainische Ärztin stirbt beim Beschuss eines Krankenwagens durch prorussische Militärverbände in der Ostukraine. Reportage von UNIAN.

Wir fällen Obstbäume, um Wohnungen zu heizen. Reportage von Hromadske International aus Marijinka und Krasnohoriwka.

Warum demobilisierte Soldaten Züge in die “Donezker Volksrepublik” blockieren. Reportage von Hromadske International.

Interview

Man muss Russland auf dem Weg in eine parallele Wirklichkeit stoppen. Interview von UNIAN mit dem Stellvertretenden Leiter der ukrainischen Mission bei der NATO, Yehor Bozhok.

Meinung

Russland spekuliert mit der Lage in der “Grauzone”. Kolumne des Militärexperten Ihor Romanenko für UNIAN.

Analyse

Wirtschaftswachstum und die Lage in Awdijiwka. Wochenübersicht von UNIAN.

“Conservation”. Leitartikel zur politischen Landschaft in der Ukraine von Levij Bereg (LB.ua).