595. Kriegstag: Russen versuchen Offensive, US-Militärhilfe, Mehrheit der Ukrainer gegen Wahlen

Awdijiwka: Russen versuchen Offensive an mehreren Frontabschnitten

Am 9. Oktober haben die russische Streitkräfte lokale Offensiven bei Awdijiwka in der Region Donezk und südwestlich von Orichiw im westlichen Teil der Region Saporischschja begonnen, vermutlich um die ukrainischen Streitkräfte von Robotyne fernzuhalten, wo sie am aktivsten vorankommen. Nordwestlich von Awdijiwka versuchte Russland in der Gegend von Otscheretne, Tonenke und Berdytschi sowie südwestlich von Awdijiwka an der Grenze zwischen Wodjane und Opytne vorzudringen. Südwestlich von Orichiw griffen die Invasoren an der Linie Pjatychatky-Scherebjanky an.

Der Generalstab der Ukraine bestätigte, dass bis zu drei russische Bataillone einen Angriff in Richtung Awdijiwka gestartet haben. Und Experten des Institute for the Study of War (ISW) haben Aufnahmen von Kämpfen in der Gegend gesehen. Sie betonen jedoch, dass sie zum Zeitpunkt der Erstellung ihres Berichts keine Bestätigung der von den Besatzern behaupteten Gebietsgewinne gesehen hätten. Die Experten des Instituts stellen außerdem fest, dass russische Militärblogger versuchen, die Ereignisse im Raum Awdijiwka als “bedeutende Offensive” Russlands mit dem Ziel darzustellen, ukrainische Truppen einzukreisen. Das ISW geht jedoch davon aus, dass die Einkreisung von Awdijiwka, einem der am stärksten befestigten Frontgebiete in der Region Donezk, wahrscheinlich mehr Kräfte erfordern würde, als Russland derzeit für Operationen an der Linie Awdijiwka-Donezk bereitgestellt hat. An dieser Frontlinie hat Russland überwiegend irreguläre Truppen, vor allem Einheiten des 1. Armeekorp der sogenannten “Donezker Volksrepublik” und weitere “Freiwilligen-Verbände” aufgestellt.

USA kündigen neues 200-Millionen-Dollar-Paket für die Ukraine an

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat bei der Eröffnung des 16. Treffens der Kontaktgruppe zur Verteidigung der Ukraine (Ramstein-Format) ein neues Paket militärischer Hilfe für die Ukraine im Wert von 200 Millionen Dollar angekündigt, das Munition für Luftverteidigungssysteme umfassen wird, aber auch Artillerie- und Raketenmunition, hochpräzise Flugmunition, Panzerabwehrwaffen sowie Ausrüstung zur Abwehr russischer Drohnen. Damit beläuft sich das Gesamtengagement der USA bislang auf 43,9 Milliarden US-Dollar.

64 % der Ukrainer sind gegen Wahlen in der Ukraine vor Kriegsende

64 % der Ukrainer sind gegen die Abhaltung nationaler Wahlen in der Ukraine während des Krieges. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des ukrainischen Rasumkow-Forschungszentrums. Nur 15 % der Befragten haben eine positive Einstellung zu den Wahlen, weitere 21 % der Befragten sind unentschlossen.

Diejenigen, die die Abhaltung von Wahlen befürworten, erklären dies damit, dass es notwendig sei, die Demokratie im Land zu unterstützen (6 %), der Welt zu zeigen, dass die Ukraine ein demokratischer Staat ist (5 %), einen Regierungswechsel herbeizuführen (5%) oder zumindest die Regierung zu erneuern (5%) und dass die Durchführung der Wahlen zur Weiterentwicklung der gesellschaftlichen Diskussion über die bestehenden Probleme im Land und Lösungsansätze beitragen wird (5%).

Diejenigen, die dagegen sind, begründen ihre Position damit, dass das Land kein Geld für Wahlen hat (36 %), dass die ukrainische Gesetzgebung die Abhaltung von Wahlen während des Kriegsrechts nicht zulässt (32 %), dass es problematisch sein wird, die Sicherheit der Wähler zu gewährleisten (31 %), dass es während des Kriegsrechts aufgrund der vorübergehenden Einschränkung der politischen Rechte und Freiheiten der Bürger unmöglich ist, die demokratischen Standards von Wahlen einzuhalten (29 %), dass es unmöglich ist, Abstimmungen in den vorübergehend besetzten Gebieten zu organisieren (26 %), dass es Probleme bei der Stimmabgabe der Vertriebenen und ukrainischen Flüchtlinge geben wird (24 %), dass es unmöglich ist, die Stimmabgabe von Militärangehörigen zu organisieren, die sich direkt an den Orten der Kämpfe befinden (22,5 %), dass die russischen Geheimdienste in den Abstimmungsprozess eingreifen könnten (14 %), dass die Gefahr einer Verschärfung interner politischer Konflikte und populistischer Entscheidungen unter Kriegsbedingungen besteht (13 %), dass eine mögliche vorübergehende Aufhebung des Kriegsrechts zwecks Abhaltung von Wahlen während des Krieges sich negativ auf die Sicherheit und Verteidigung des Landes auswirken kann (11 %) und dass Mitglieder von Wahlkommissionen, offizielle Beobachter und Kandidaten zum Krieg eingezogen werden können (9 %).

Für den Fall, dass Wahlen stattfinden würden, sagten 15 %, dass sie für bestehende politische Parteien stimmen würden, und 24 % für neu gegründete politische Kräfte, falls vorhanden. Für 31 % der Ukrainer spielt dies keine Rolle.