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Die wichtigsten Fakten zum Brand im Munitionsdepot Kalyniwka

In Kalyniwka nahe der Stadt Winnyza in der Zentralukraine ist es am Abend des 26. September 2017 in einem der drei größten Militärlager des Landes zu unkontrollierten Explosionen von Artilleriegranaten gekommen. Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) untersucht den Vorfall und schließt Sabotage nicht aus.

Was ist passiert?

Die Explosionen ereigneten sich im 48. Waffenlager der Militäreinheit A-1119. Laut Verteidigungsminister Stepan Poltorak werden in dem Depot 83.000 Tonnen Munition gelagert, von denen aber nur 68.000 Tonnen verwendbar sind. Der Rest seien Komponenten für Munition und Schrott. Chemische Waffen würden in Kalyniwka nicht lagern, so Poltorak.

Experten zufolge stellten die Artilleriegranaten, die in dem Lager explodierten, für die Gegend in einem Umkreis von zehn Kilometern eine Gefahr dar. Die meisten Geschosse in dem Lager sind Panzer- und Artilleriegranaten, Mörsergranaten und in geringerem Maße reaktive Geschosse.

Nach Angaben von Jurij Birjukow, Berater des ukrainischen Präsidenten, waren von dem Brand nur die Lagerstätten für Munition unter freiem Himmel betroffenen, nicht die unterirdischen Lagerräume und Lagerhallen auf dem Gelände.

Evakuierungen und Sperrungen

Kalyniwka ist eine Stadt mit einer Bevölkerung von 20.000 Menschen. Noch in der Nacht wurden aus Kalyniwka und sechs umliegenden Siedlungen über 30.000 Anwohner evakuiert und vorübergehend in Schulen der Stadt Winnyzja untergebracht. Einwohner von Winnyzja boten auf Facebook ihre Hilfe an. Die Polizei sorgte zusammen mit der Nationalgarde rund um die Uhr für Patrouillen, um im Gebiet der Evakuierung Plünderungen zu verhindern. Am Abend des 27. September, als sich die Situation stabilisierte, durften die Menschen zurück in ihre Häuser. Tote wegen des Brandes und der Explosionen sind keine zu beklagen. Die lokalen Behörden sprechen lediglich von zwei verletzten Frauen.

Die Straßen in der Gegend waren nach Ausbruch des Brandes anderthalb Tage gesperrt. Der Zugverkehr wurde gestoppt und der Luftraum geschlossen. Am 28. September wurde der Radius des geschlossenen Luftraums von 50 auf 12 Kilometer verringert. Der Automobil- und Zugverkehr konnte wieder aufgenommen werden. Der Bürgermeister von Kalyniwka, Anatolij Schamaljuk, sagte, insgesamt werde es noch zwei bis drei Wochen dauern, bis in seinem Ort wieder normales Leben einkehrt.

Ursachen des Brandes

Die oberste Militär-Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass einer der Gründe für den Brand in dem Depot in Kalyniwka die Vernachlässigung von Sicherheitsmaßnahmen durch die Behörden sein könnte – und das trotz bereitgestellter Gelder. So seien in diesem Jahr für die Sicherheit der Militäreinheit in Kalyniwka 25 Millionen Hrywnja zur Verfügung gestellt worden. Doch die Ermittlungen hätten ergeben, dass die Brandmeldeanlagen defekt seien. Außerdem sei das Lager nur zu 50 Prozent mit technischer Sicherheitsausrüstung ausgestattet.

Der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Olexandr Turtschynow, sagte, wegen der Ereignisse in Kalyniwka müssten hochrangige Beamte zur Verantwortung gezogen werden, einschließlich leitender Angehöriger des Generalstabs der Streitkräfte der Ukraine.

War es Sabotage?

Der ukrainische Premierminister Wolodymyr Hrojsman erklärte, als Ursache für den Brand seien “äußere Faktoren” wahrscheinlich. Präsidentenberater Jurij Birjukow schrieb auf Facebook, die Explosionen, die der SBU als Sabotage eingestuft habe, seien von einer Drohne ausgelöst worden. Ihm zufolge hat ein Wachsoldat seltsame Geräusche gehört, kurz bevor die Explosionen begannen.

Präsident Petro Poroschenko erklärte, er habe angeordnet, die Verteidigung und den Schutz von strategisch wichtigen Objekten der ukrainischen Streitkräfte zu verstärken. Das Staatsoberhaupt verlangte sofort umfassende Maßnahmen, um einen erneuten solchen Vorfall zu vermeiden.

Andere Explosionen in Munitionsdepots

Das war nicht die erste Explosion in einem Munitionsdepot in der Ukraine in den letzten Jahren. Im März 2017 brannten Lagerhallen für Munition unweit der Stadt Balaklija in der Region Charkiw, und im Oktober 2015 nahe dem Dorf Swatowe in der Region Luhansk.

Nach Ansicht des ukrainischen Militärexperten Ihor Kosij kann man bereits von einer Explosions-Serie sprechen. “Es wird massenweise Munition vernichtet. Das hat zur Folge, dass die Streitkräfte nach Wegen suchen müssen, ihre Lager wieder aufzufüllen. Das ist Fakt”, so Kosij. Er betonte, die erste Regel eines Krieges sei, zuerst die Steuerungssysteme zu zerstören und dann die Logistik.