757. Kriegstag: Russischer Angriff auf Kyjiw, NATO-Besuch in Kyjiw, Analyse der russischen Offensive

Massiver russischer Raketenangriff auf Kyjiw

Am 22. März wurde Kyjiw erneut von Russland angegriffen. Es war der erste massive Angriff auf die ukrainische Hauptstadt seit 44 Tagen. Moskau schlug mit ballistischen Raketen und Marschflugkörpern zu, aber alle 31 Raketen wurden abgeschossen – darunter 29 Marschflugkörper vom Typ Ch-101/Ch-555, die Russland mit elf strategischen Tu-95MS-Bombern abgefeuert hat, sowie zwei ballistische Iskander-M-Raketen oder ihre nordkoreanischen Gegenstücke KN-23 und Ch-47M2 Kindschal.

Folgende Schäden durch herabfallende Trümmerteile sind aus drei Stadtteilen bekannt: Trümmer fielen auf das Gelände nicht bewohnter Häuser. Ein Umspannwerk geriet auf einer Fläche von 200 Quadratmetern in Brand und wurde gelöscht. Es gab einen Brand auf dem Dach eines zweistöckigen, nicht bewohnten Gebäudes. Ein mehrstöckiges Gebäude wurde beschädigt. Durch die Druckwelle gingen in mehreren Gebäuden Fenster zu Bruch, in einer der Wohnungen brach ein Feuer aus, die Bewohner des Gebäudes mussten evakuiert werden. Mehrere Autos brannten aus. Trümmer fielen auch auf das Gelände zwischen einem Wohngebäude und einem Kindergarten. 13 Personen wurden in Kyjiw verletzt, darunter ein elfjähriges Mädchen, vier davon mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Durch den Angriff wurden in Kyjiw sechs Schulen und Kindergärten beschädigt.

In der Region Kyjiw wurden vier Menschen verletzt, mehr als 40 Privathäuser, zwei Hochhäuser und ein Lyzeum beschädigt. Am 22. März griff Russland auch Mykolajiw mit ballistischen Raketen an, wobei eine Frau getötet und vier Personen verletzt wurden.

Hochrangiger NATO-Besuch in Kyjiw

Der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Rob Bauer, weilt zu einem Besuch in Kyjiw. “Mein Besuch – der erste einer NATO-Militärdelegation in der Ukraine seit der groß angelegten Invasion – ist ein Beweis dafür, dass die NATO und die Ukraine einander näher sind als je zuvor”, sagte er. Bauer sprach auf dem Kyjiwer Sicherheitsforum. Er dankte für die Gelegenheit, die Ukraine persönlich zu besuchen und sich mit der politischen und militärischen Führung der Ukraine zu treffen.

Bauer wies ferner darauf hin, dass sein Besuch es ihm ermögliche, “tiefen Respekt” für den Mut und die Stärke der Ukrainer auszudrücken, die sie sowohl auf dem Schlachtfeld als auch außerhalb gezeigt hätten. “Jeden Tag werden wir näher und kompatibler. Gemeinsam tun wir alles dafür, dass die Ukraine Mitglied unseres Bündnisses wird. Die Flagge Schwedens wird nicht die einzige blau-gelbe Flagge am NATO-Hauptquartier bleiben”, betonte er.

Darüber hinaus sagte der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, dass die Ukraine für die Fortsetzung des Krieges nicht nur Waffen, sondern auch Menschen als Ersatz für die Toten und Verwundeten benötige. “Und das bedeutet eine Mobilisierung”, unterstrich Bauer und fügte hinzu: “Ich verstehe, wie schwierig es ist, die Menschen in einer  liberalen Demokratie zu überzeugen. Aber ich sehe, dass sich dies verändert.” Bauer warnte außerdem vor übermäßigem Pessimismus hinsichtlich der Fähigkeit der Ukraine, den Krieg zu gewinnen, und forderte weitere Unterstützung für Kyjiw.

Britische Analyse der russischen Offensive in der Region Donezk

Nach Angaben des britischen Geheimdienstes konzentrieren die russischen Truppen ihre Kräfte weiterhin in der Region Donezk, haben jedoch dabei wenig Erfolg. Der Geheimdienst stellt fest, dass sich der Vormarsch der russischen Truppen in den letzten Wochen verlangsamt hat, was wahrscheinlich teilweise auf erhebliche Verluste während der Offensive auf Awdijiwka zurückzuführen ist. Analysten zufolge versuchten die Russen, ihre Kontrolle nordwestlich von Donezk auf eine Reihe von Dörfern auszudehnen, darunter Orliwka, Tonenke, Perwomajske und Newelske. “Die Situation bleibt instabil, da es den Ukrainern an Personal und Munition mangelt, was ihre Fähigkeit, ihre Positionen zu halten, wahrscheinlich einschränkt”, so der Geheimdienst.