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796. Kriegstag: ISW zur Lage an der Front, Sicherheitsabkommen Ukraine-USA, Lage an Grenze zu Polen

ISW: Was bringt der Rückzug der Ukrainer von den Stellungen westlich von Awdijiwka den Russen?

Am 28. April hat der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Oleksandr Syrskyj, den Rückzug der ukrainischen Streitkräfte aus Berdytschiw (nordwestlich von Awdijiwka), Semeniwka (westlich von Awdijiwka) und Nowomychajliwka auf weiter westlich gelegene Stellungen bestätigt, um das Leben der ukrainischen Verteidiger zu schützen. Dies hilft den russischen Truppen aber nicht dabei, schnell taktische Erfolge zu erzielen. Es ist unwahrscheinlich, dass die russische Armee in naher Zukunft eine bedeutsamere Durchdringung des Gebiets erreicht. Das berichtet das Institute for the Study of War (ISW) am 28. April.

Die Experten erinneren daran, dass die russischen Truppen westlich von Otscheretne, Solowjowe (nordwestlich von Awdijiwka), Berdytschiw und Semeniwka keine schnellen taktischen Vorstöße gemacht haben, nachdem sich die ukrainischen Streitkräfte aus taktischen Positionen in der Region zurückgezogen hatten. Gleichzeitig deutet dies darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte in diesem Gebiet über solche Stellungen und Verteidigungsfähigkeiten verfügen, die derzeit den weiteren Vormarsch Russlands nach Westen bremsen.

“Die Russischen Streitkräfte werden in den kommenden Wochen voraussichtlich weiterhin taktische Vorteile in Richtung Awdijiwka erlangen, und das ukrainische Kommando könnte beschließen, zusätzliche Truppen abzuziehen, wenn russische Streitkräfte andere taktische Stellungen der Ukraine in der Region bedrohen”, heißt es in dem Bericht.

Die nächste besiedelte Linie in der Region liegt in einiger Entfernung von der ukrainischen Verteidigungslinie, die russische Streitkräfte seit der Einnahme von Awdijiwka Mitte Februar 2024 angreifen, obwohl ukrainische Streitkräfte Verteidigungsstrukturen in den Feldern westlich der aktuellen Kontaktlinie nutzen können, um zukünftige russische Angriffe zu verlangsamen.

Stattdessen würde der vollständige Rückzug der ukrainischen Streitkräfte auf befestigte Stellungen westlich von Awdijiwka den russischen Streitkräften wahrscheinlich einen relativ schnellen Vormarsch durch diese Felder ermöglichen, obwohl dieser Vormarsch wahrscheinlich nur dann schnell vonstatten gehen würde, wenn die ukrainischen Streitkräfte nicht versuchen würden, Stellungen in diesen Feldern zu halten, so das ISW.

Die Experten machen auch auf Syrskyjs Aussage aufmerksam, wonach ausgeruhte Einheiten der ukrainischen Truppen zur Stabilisierung der Lage in der Region Awdijiwka verlegt werden. Daher geht das ISW davon aus, dass die Ankunft frischer Kräfte der Streitkräfte der Ukraine den ukrainischen Verteidigern helfen könnte, die taktischen Fortschritte Russlands zu verlangsamen und möglicherweise die Front zu stabilisieren.

Das Eintreffen ukrainischer Verstärkungen und zusätzlicher Ausrüstung wird das russische Kommando dazu zwingen, entweder zuzugeben, dass ein breiteres und tieferes Eindringen tief in die Front in naher Zukunft unwahrscheinlich ist, oder zusätzliche Reserven dorthin zu verlegen, um weiterhin taktische Vorteile zu erzielen. “Derzeit haben die russischen Streitkräfte die Möglichkeit, in der Nähe von Tschassiw Jar operativ wichtige Erfolge zu erzielen, und bereiten Reserven für die Unterstützung einer groß angelegten Offensive vor, die für diesen Sommer erwartet wird”, heißt es in dem Bericht.

Ukraine arbeitet an bilateralem Sicherheitsabkommens mit den USA

Die Ukraine und die USA arbeiten aktiv an einem bilateralen Sicherheitsabkommen. Dies gab der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, am 28. April bekannt. “Unser Ziel ist es, diesen Deal zum stärksten von allen zu machen. Die konkreten Grundlagen unserer Sicherheit und unseres Miteinanders werden diskutiert. Wir arbeiten außerdem daran, konkrete Unterstützung für dieses und die nächsten zehn Jahre festzulegen. Dabei handelt es sich um bewaffnete Unterstützung, finanzieller, politischer Art und im Zusammenhang mit der gemeinsamen Produktion von Waffen”, so der Präsident. Er betonte auch, dass das Abkommen wirklich vorbildlich sein sollte, was der Stärke der amerikanischen Führung entspräche. Bislang hat die Ukraine ein Sicherheitsabkommen mit neun Ländern unterzeichnet: Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Dänemark, Kanada, Italien, den Niederlanden, Finnland und Lettland.

Polen hat alle Kontrollpunkte an der Grenze zur Ukraine freigegeben

Nach Angaben des Grenzschutzes der Republik Polen haben polnische Landwirte am 29. April nach 10:00 Uhr Kyjiwer Zeit aufgehört, den Verkehr von Lastkraftwagen vor dem Kontrollpunkt Hrebenne-Rawa-Ruska zu blockieren. Die Registrierung und Durchfahrt von LKWs über die Grenze in zwei Richtungen erfolgt wie gewohnt. Wie die ukrainischen Behörden der Zeitung “Ukrajinska Prawda” mitteilten, sind derzeit alle Kontrollpunkte an der Grenze zu Polen freigegeben. Gleichzeitig dürfen nach den vorliegenden Informationen keine Lastkraftwagen, die Getreide transportieren, über Rawa Ruska nach Polen einreisen. Diese Art von Ladung darf ausschließlich im Transit durch das Hoheitsgebiet Polens befördert werden.

Ukraine in Flames Nr. 604

Diskussion über das komplexe Zusammenspiel zwischen internationaler Politik, rechtlichen Rahmenbedingungen und diplomatischen Beziehungen, über die Auswirkungen und positiven Aspekten der Entscheidung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates hinsichtlich Putins Illegitimität, Putins internationalem Ansehen oder dessen Fehlen und den möglichen rechtlichen Konsequenzen, die ihm drohen könnten. Was die jüngsten Erklärungen der PACE bedeuten und welche Konsequenzen dies für Russland haben könnte.