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827. Kriegstag: Frage um US-Waffen gegen Russland, Militärausbilder aus Frankreich, Lage in Kertsch

Biden erwägt Verbot für Angriffe der Ukraine auf russisches Territorium mit US-Waffen aufzuheben

US-Präsident Joe Biden steht kurz davor, seine Position zu ändern und der Ukraine die Erlaubnis zu erteilen, das Territorium der Russischen Föderation mit amerikanischen Waffen anzugreifen. Dies geht aus einem Bericht der New York Times hervor. Darin wird erwähnt, hat das Weiße Haus nach monatelangen Aufrufen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, jene Beschränkungen aufzuheben, mit einer formellen und offenbar schnellen Neubewertung der Frage begonnen habe, ob ein solches Risiko eingegangen werden solle. Einige von Bidens Beratern würden eine Änderung der Position für unvermeidlich halten.

Doch in dem Bericht heißt es auch, dass eine Erlaubnis zum Angriff auf Russland im Falle einer Änderung der Position des US-Präsidenten mit strengen Beschränkungen für den Einsatz der von den Amerikanern bereitgestellten Waffen durch die Ukrainer verbunden sein werde. Man werde davon ausgehen, dass Angriffe mit US-Waffen nur auf militärische Ziele innerhalb der Grenzen Russlands eingesetzt werden, von wo aus die Russen die Ukraine angreifen. Ferner heißt es, dass Biden wahrscheinlich das Verbot des Einsatzes amerikanischer Waffen für Angriffe tief in russisches Territorium oder gegen kritische Infrastrukturen beibehalten wird. US-Beamte, die nicht genannt werden möchten, sagen, dass Biden seine Position ändern werde, dies aber wahrscheinlich nie bekannt geben werde. Stattdessen würden amerikanische Granaten und Raketen “einfach anfangen, in russische Militäreinrichtungen einzuschlagen”.

Zuvor hatte US-Außenminister Antony Blinken deutlich gemacht, dass die Biden-Administration möglicherweise bereit sei, der Ukraine den Einsatz amerikanischer Waffen auf dem Territorium der Russischen Föderation zu gestatten. Und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte darauf bestanden, dass die Verbündeten vor dem Hintergrund der Kämpfe in der Region Charkiw das Verbot für die Ukraine, Russland mit westlichen Waffen anzugreifen, überprüfen müssten.

Frankreich will mehrere hundert Militärausbilder in die Ukraine entsenden

Frankreich könnte trotz der Bedenken einiger Verbündeter und der Kritik aus Russland bald Militärausbilder in die Ukraine schicken, schreibt die Agentur Reuters am 30. Mai unter Berufung auf Quellen. Laut Reuters könnte Frankreich seine Entscheidung nächste Woche während des Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bekannt geben, der Frankreich am 6. Juni anlässlich des 80. Jahrestages der Landung der Alliierten in der Normandie besuchen wird.

Ungenannten Diplomaten zufolge hofft Paris, eine Koalition von Ländern zu bilden und zu leiten, die Kyjiw bei seinen Kriegsanstrengungen solche Unterstützung bieten würden, auch wenn einige seiner Partner einen direkten Konflikt mit Russland fürchten. Die Diplomaten stellten fest, dass Frankreich zunächst eine begrenzte Anzahl von Personal entsenden werde, um die Durchführbarkeit der Mission zu prüfen, bevor es mehrere hundert Ausbilder entsende. Es wird darauf hingewiesen, dass sich die Ausbildung auf die Minenräumung, die Wartung von Ausrüstung und von Militärflugzeugen konzentrieren werde. Darüber hinaus will Paris auch die ukrainische motorisierte Brigade finanzieren, bewaffnen und ausbilden. “Die Vereinbarungen sind sehr weit fortgeschritten, und wir können nächste Woche etwas erwarten”, betonte einer der Gesprächspartner gegenüber der Agentur.

Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Oleksandr Syrskyj, hatte am 27. Mai nach einem Gespräch mit dem französischen Verteidigungsminister Sebastien Lecornu bekanntgegeben, dass Frankreich bereit sei, Ausbilder in die Ukraine zu schicken, um ukrainische Militärangehörige auszubilden. Syrskyj äußerte auch die Hoffnung, dass sich weitere Länder dem Vorhaben anschließen werden.

Ukraine trifft bei Angriffen auf Kertsch bis zu sieben russische Schiffe

In der Nacht des 30. Mai ist es im besetzten Kertsch nahe der Krimbrücke zu Explosionen gekommen. Die sogenannten Besatzungsbehörden meldeten Schäden an Auto- und Eisenbahnfähren. Das Verteidigungsministerium des Aggressors Russland behauptet, acht ATACMS-Raketen, acht Drohnen und zwei Seedrohnen vernichtet zu haben. Durch die Angriffe könnte die Ukraine bis zu sieben feindliche Schiffe getroffen haben, berichtet der russische Telegram-Kanal ASTRA. Zuvor hatte der Kanal gemeldet, dass auch das russische Lotsenboot Metschta infolge eines Angriffs der Streitkräfte der Ukraine auf der Krim gesunken sei.

Quellen des ukrainischen Portals NW berichten, dass der ukrainische Militärgeheimdienst nachts zwei russische Boote des Typs Tunez auf der besetzten Krim angegriffen habe. Später bestätigte der Geheimdienst die Zerstörung der Boote der Besatzer mit ukrainischen Seedrohnen vom Typ Magura V5. Darüber hinaus wurden vier amphibische Transportboote vom Typ KS 701 beschädigt, von denen die Zerstörung von zwei bereits dem ukrainischen Geheimdienst gemeldet wurde. Zwei weitere Fähren wurden durch Trümmer abgeschossener Raketen beschädigt.