412. Kriegstag: Lage bei Bachmut, Leaks zur ukrainischen Offensive, Bauarbeiter für Mariupol

Lage bei Bachmut und im Süden

Die ukrainischen Streitkräfte haben zusätzliche feindliche Kräfte in der Nähe von Bachmut bemerkt. Daten des ukrainischen Kommandos über russische Luftlandetruppen in der Region Bachmut deuten wahrscheinlich auf einen Versuch der Russischen Föderation hin, die regulären Streitkräfte ihrer Armee zu unterstützen, und nicht die “Wagner-Gruppe”. Unterdessen versucht Moskau, die neuen politischen Ambitionen des Eigentümers der Gruppe, Jewgenij Prigoschin, einzuschränken. Das geht aus einem Bericht des amerikanischen Institute for the Study of War (ISW) vom 10. April hervor.

Einige andere ISW-Ergebnisse: Russische Truppen führten begrenzte Angriffe am Abschnitt Swatowe-Kreminna durch; die Besatzer erobern weiterhin langsam das Gebiet in Bachmut und Umgebung und führen Angriffe am Abschnitt Awdijiwka-Donezk durch; die russischen Truppen setzen ihre Verteidigungs-Vorbereitungen in den Gebieten Cherson und Saporischschja fort.

Gleichzeitig ziehen sich die Truppen der Russischen Föderation im Süden der Ukraine von der Kontaktlinie in eine Entfernung zurück, die außerhalb der Reichweite ukrainischer Waffen liegt. Das berichtete Natalija Humenjuk vom Pressezentrum der ukrainischen Truppen im Süden des Landes. Sie betonte, dass die ukrainische Armee versuche, die Transportwege so unter Feuerkontrolle zu halten, dass die Besatzer sie nicht einmal zum Rückzug nutzen können.

Veröffentlichung geheimer Dokumente über die ukrainische Offensive

Washington versucht, die Verbündeten nach einer massiven Veröffentlichung geheimer Dokumente zu beruhigen. Das berichtet Politico. Gleichzeitig stellen sich London, Brüssel, Berlin, Dubai und Kyjiw die Frage, wie die geheimen Informationen ins Internet gelangen konnten und wer für das Leck verantwortlich ist. Politico schreibt, dass das Leck zu einer Krise in den Beziehungen der USA zu ihren Verbündeten geführt habe, und es sei noch nicht klar, wie Washington die Situation bereinigen werde, die viele bereits als einen der größten Fehler der amerikanischen Geheimdienste seit der WikiLeaks-Veröffentlichungen bezeichnen.

Das geheime Material aus dem Pentagon könnte von einer Person im Web veröffentlicht worden sein, die auf Gesprächspartner im Internet Eindruck machen wollte. Dies berichtete AP unter Berufung auf einen der Nutzer des Chats, in dem die Dokumente des US-Verteidigungsministeriums erstmals veröffentlicht wurden.

Das Leak wird die USA aber nicht daran hindern, der ukrainischen Seite vor dem Hintergrund der brutalen Aggression Russlands weiterhin alle notwendige Hilfe zu leisten. Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Chris Meagher sagte zudem, die Veröffentlichung der Dokumente im Internet sei “eine sehr ernsthafte Bedrohung der nationalen Sicherheit und könne zur Verbreitung von Desinformation beitragen”. In der Zwischenzeit lehnte Meagher es ab, sich dazu zu äußern, ob die Dokumente echt seien, und sagte, das Pentagon prüfe die Angelegenheit.

Gefangene aus Belarus als Bauarbeiter in Mariupol

Die russischen Invasoren wollen Gefangene aus Belarus, die wegen geringfügiger Verbrechen verurteilt wurden, zu Bauarbeiten im vorübergehend besetzten Mariupol hinzuziehen. RFE/RL zitiert Petro Andrjuschtschenko, einen Berater des ukrainischen Bürgermeisters von Mariupol: “Erst gestern haben wir zusätzliche Informationen erhalten, dass eine Entscheidung getroffen wurde, dass nicht nur Russen dort sein werden. Man wird Menschen aus Belarus holen, damit sie auch Bauarbeiten auf dem Territorium von Mariupol durchführen.”

Andrjuschtschenko sagte ferner, dass russische Bauarbeiter, die jetzt massenhaft in die besetzte Stadt kämen, nicht länger verbergen würden, in Zukunft in Mariupol leben zu wollen. Zu diesem Zweck hat Russland im Februar sogar für den Erwerb von Wohnraum ein Hypothekenprogramm aufgelegt. Laut Andrjuschtschenko wurden in Moskau schon 40 Ausschreibungen für Baustellen in vorübergehend besetzten Städten durchgeführt.

Podcast Explaining Ukraine

Was passiert an der Front? Stimmen die russischen Behauptungen, Bachmut eingenommen zu haben? Wie sieht die Lage an der Front aus? Leben noch Menschen in den zerstörten Dörfern an der Front? Moderatoren: Volodymyr Yermolenko, ukrainischer Philosoph und Journalist, Chefredakteur von UkraineWorld.org, und Tetyana Ogarkova, Journalistin, zuständig für internationale Öffentlichkeitsarbeit im Ukraine Crisis Media Centre.

Ukraine in Flames №397

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