Die Raffinerie in Nowoschachtinsk im Süden Russlands, die von der Familie des ukrainischen Geschäftsmannes Wolodymyr Medwedtschuk kontrolliert wird, vertreibt ihre Produkte auf der Krim und verkauft sie außerdem über eine Schweizer Zwischenfirma aus dem Umfeld eines Abgeordneten der russischen Staatsduma an das US-Unternehmen ExxonMobil.
Medwedtschuk ist Abgeordneter des ukrainischen Parlaments und Chef des politischen Rates der Partei “Oppositionelle Plattform – Fürs Leben”. Er gilt als enger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der Patenonkel von Medwedtschuks Tochter ist.
Die Lieferungen aus Nowoschachtinsk in die USA erfolgen mit Tankern aus den neutralen Gewässern des Schwarzen Meeres in den Hafen von Houston (Texas). Gleichzeitig steht Medwedtschuk seit 2014 unter US-Sanktionen. Dies geht aus Recherchen des TV-Magazin “Schemy”, einem Projekt von Radio Liberty und dem öffentlich-rechtlichen Sender “UA:Perschyj” hervor. Einzelheiten vom Ukraine Crisis Media Center:
Geschäfte auf der Krim. Die russische Raffinerie in Nowoschachtinsk (Gebiet Rostow am Don), die von Oksana Martschenko, der Frau des Parlamentsabgeordneten Wiktor Medwedtschuk, kontrolliert wird, liefert Produkte auf die von Russland besetzte ukrainische Halbinsel Krim. Die russischen Unternehmen “YULK-Alliance”, “Stroyprominvest” und “Yugdiesel” bestätigten, dass sie Produkte des Werks in Nowoschachtinsk vertreiben, auch auf der besetzten Krim. Der Kraftstoff wird mit Tankwagen auf die Halbinsel geliefert.
Dass Martschenko den größten Anteil an der Raffinerie kontrolliert, geht aus Medwedtschuks Einkommens- und Vermögenserklärung hervor. Der Politiker selbst lehnt es jedoch ab, Fragen von Journalisten zu den Geschäften seiner Familie zu beantworten.
USA. Neben ihrem Business auf der Krim, betreiben Wiktor Medwedtschuk und seiner Frau Oksana Martschenko noch in den USA Geschäfte mit Erdölprodukten aus Russland, obwohl gegen Medwedtschuk schon im Jahr 2014 US-Sanktionen verhängt wurden. Es geht dabei um die russische Firma “Rosewood Shipping”, die acht Öltanker besitzt. Das Unternehmen ist offiziell auf Oksana Martschenko gemeldet, was auch auch aus Medwedtschuks Vermögenserklärung hervorgeht.
Das Unternehmen exportiert Öl, das auch von einer russischen Firma aus Nowoschachtinsk, die ebenfalls Martschenko gehört, beschafft wird. Das erfuhr das TV-Magazin “Schemy” bereits in Jahr 2018. Medwedtschuk bestätigte dies damals und erklärte, die Firma zu leiten.
Ferner gelang es nun den Journalisten mindestens sechs Lieferungen von Ölprodukten aus der Raffinerie in Nowoschachtinsk in die USA zwischen Februar und April 2020 nachzuweisen. Sie legten einen weiten Weg zurück, vom Hafen in Rostow am Don bis nach Houston in Texas. Der Empfänger war “ExxonMobil Sales and Supply LLC”, eine Tochter von “ExxonMobil”, einem der weltweit größten Ölunternehmen. Sein ehemaliger Geschäftsführer Rex Tillerson war unter Präsident Donald Trump einige Zeit Außenminister der USA.
Nach Einschätzung der Journalisten von “Schemy” könnten sich die Verträge über den Transport von Erdölprodukten in solchen Mengen und über diese Route auf rund 150 Millionen US-Dollar belaufen.
Doch “ExxonMobil” kaufte die Ölprodukte nicht direkt bei Medwedtschuk, sondern über die Schweizer Firma “NewCoal Trading”. Laut den Recherchen wird sie mit der Familie des russischen Abgeordneten Gleb Chor in Verbindung gebracht. “Die Journalisten von ‘Schemy’ konnten herausfinden, dass ein bekanntes amerikanisches Unternehmen Ölprodukte von einem Werk von Putins Freunden über ein Schweizer Unternehmen einkauft, das mit einem Abgeordneten der Staatsduma von der Partei ‘Einiges Russland’ verbunden ist”, so die Autoren.
“ExxonMobil” erklärte gegenüber dem TV-Magazin “Schemy”, das Unternehmen halte sich an die US-Sanktionspolitik. Die Raffinerie in Nowoschachtinsk und Gleb Chor reagierten nicht auf Anfragen der Journalisten.
Im Juni 2020 hatten Journalisten herausgefunden, dass Putins Freund Wiktor Medwedtschuk und der Oligarch Ihor Kolomojskyj gemeinsam Geschäfte im Medienbereich, im Energiesektor, in der Metallindustrie und im Bereich Logistik betreiben.