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Tag 89 des Krieges: Erstes Urteil gegen russischen Soldaten, Selenskyj in Davos, NATO braucht die Ukraine

Erstes Urteil: Lebenslange Haft für russischen Soldaten wegen Tötung eines Zivilisten. Ein Kyjiwer Bezirksgericht hat den russischen Soldaten, den Sergeanten Wadim Schischimarin, des Mordes an einem Zivilisten im Gebiet Sumy für schuldig befunden und ihn zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil wurde am 23. Mai verkündet. 

Der offene Prozess gegen den Soldaten hatte am 18. Mai begonnen. Schischimarin bekannte sich voll und ganz schuldig und erklärte. “Ich möchte mich für das entschuldigen, was ich getan habe. Ich weigere mich nicht und bin bereit, alle Maßnahmen zu akzeptieren, die es geben wird. Ich bereue aufrichtig, was ich getan habe. In jenem Moment war ich nervös, es wurde gekämpft, aber ich wollte nicht töten, aber es ist passiert. Später wurde mir klar, dass es besser gewesen wäre, sich zu ergeben.”

Wolodymyr Selenskyj in Davos: Sanktionen gegen Russland müssen maximal sein. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos hat der Präsident der Ukraine zu einem Embargo auf russisches Öl und zu einer Blockade russischer Banken und des IT-Sektors aufgerufen. “Warten Sie nicht auf fatale Schüsse, warten Sie nicht darauf, dass Russland spezielle Waffen einsetzt, chemische, biologische, Gott bewahre, nukleare. Sorgen Sie bei dem Aggressor nicht für den Eindruck, dass die Welt nicht genug Widerstand leisten wird. Verteidigen Sie die Freiheit und die normale Ordnung in der Welt sofort maximal. Die Sanktionen müssen maximal sein, damit Russland und jeder andere potenzielle Aggressor, der in einen brutalen Krieg gegen einen Nachbarn ziehen will, klar weiß, wozu dies sofort führt”, sagte Selenskyj per Videoschalte.

Er sagte ferner, die Ukraine und die Welt würden heute einen Wendepunkt erleben. “Jetzt ist der Moment, wo sich entscheidet, ob rohe Gewalt die Welt beherrschen wird. Wenn dies geschieht, dann werden unsere Gedanken nicht von Interesse sein. Und dann werden wir uns in Davos nicht mehr versammeln brauchen, wozu auch? Rohe Gewalt sucht nach nichts anderem, als diejenigen zu unterwerfen, die sie unterwerfen will”, so Selenskyj.

Er sagte auch, dass die russische Invasion nicht begonnen hätte, wenn der Westen präventive Sanktionen gegen Russland verhängt hätte, wie die Ukraine letztes Jahr angesichts der Konzentration russischer Truppen an ihren Grenzen gefordert hatte.

Selenskyj lud zudem Unternehmen, die den russischen Markt verlassen haben, ein, ihre Arbeit in der Ukraine fortzusetzen, und forderte sie auf, sich dem Wiederaufbau nach dem Krieg anzuschließen. “Der Umfang der Arbeit ist enorm, wir haben mehr als eine halbe Billion Dollar an Verlusten, Zehntausende von Objekten wurden zerstört. Ganze Städte, ganze Industrien müssen wieder aufgebaut werden, und wir bieten ein besonderes, historisch bedeutsames Modell des Wiederaufbaus an, wo jedes der Partnerländer, Städte oder Partnerunternehmen die historische Gelegenheit hat, die Schirmherrschaft über eine Region der Ukraine, eine Stadt, eine Gemeinde oder Industrie zu übernehmen. Das Vereinigte Königreich, Dänemark, die EU und andere führende internationale Akteure haben bereits eine bestimmte Richtung für die Schirmherrschaft beim Wiederaufbau gewählt”, sagte Selenskyj.

Das Forum in Davos findet aufgrund der Covid-Pandemie zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder statt und hat fast 2500 Teilnehmer. Hauptthemen sind die Folgen von Russlands Kriegs gegen die Ukraine und der Pandemie für die Weltwirtschaft.

In Desna in der Region Tschernihiw sind 87 Menschen ums Leben gekommen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in seiner Rede vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos ferner berichtet, dass am 17. Mai bei dem russischen Beschuss des Ausbildungszentrums der ukrainischen Streitkräfte in Desna in der Region Tschernihiw 87 Personen getötet wurden. So viele Leichen seien inzwischen aus den Trümmern geborgen worden. Er betonte, die Ukraine zahle heute in ihrem Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit einen hohen Preis.

Ukraine in Flames: Warum die NATO die Ukraine braucht

Eine NATO-Mitgliedschaft ist das strategische Ziel der Ukraine und in der Verfassung verankert. Der Beitritt zum Bündnis war vor der massiven Invasion Russlands schwierig, und seit dem 24. Februar sind alle Bemühungen der Ukraine in diese Richtung buchstäblich blockiert. Gleichzeitig demonstriert die Ukraine seit zwei Monaten eine Verteidigungsfähigkeit, um die sie jedes europäische Land beneiden kann. Unabhängige Experten betonen, dass angesichts der Gefahr einer russischen Aggression gegen ganz Europa die NATO die Ukraine tatsächlich braucht.

Video: Why NATO needs Ukraine

Ukraine in Flames: Wie Russlands Krieg zu einem ukrainischen Gesundheitsnotstand führt

Video: How Russian war resulted in Ukrainian healthcare emergency

Ukraine in Flames: Wie Russland sich die Niederlage des Nationalsozialismus aneignet

Video: Stolen victory: How Russia appropriated defeat of Nazism