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Welche Diplomaten die Ukraine bereits verlassen, Cyberattacken auf ukrainische Regierung und Bundestag, Selenskyj und Poroschenko fast gleichauf sowie weitere Themen

Die Lage im Kampfgebiet im Osten der Ukraine 

Am 23. Januar haben die russischen Besatzungstruppen zehnmal gegen den Waffenstillstand verstoßen, davon achtmal mit Waffen, die durch die Minsker Vereinbarungen verboten sind. Auch an anderen Tagen der Woche gab es ähnlichen Beschuss. Dabei wurde ein ukrainischer Soldat verwundet.

Welche Diplomaten die Ukraine bereits verlassen

Am 24. Januar hat Washington die freiwillige Ausreise von US-Beamten erlaubt und gleichzeitig deren Familienangehörigen angeordnet, die US-Botschaft in Kyjiw zu verlassen. Die Anordnung soll innerhalb der nächsten 30 Tage nochmal überprüft werden.

Das US-Außenministerium hat die Abreise von Mitarbeitern der Botschaft in der Ukraine angesichts einer “besonderen Warnung vor Russlands anhaltenden Bemühungen zur Destabilisierung der Ukraine und zur Untergrabung der Sicherheit ihrer Bürger” genehmigt. Washington zufolge wurde dieser Schritt mit der ukrainischen Regierung besprochen und die Maßnahmen würden auch mit den Botschaften der NATO-Staaten und ihrer Partnerländer in Kyjiw abgestimmt.

Darüber hinaus aktualisierte das US-Außenministerium seine Reisehinweise bezüglich der Ukraine, So rät es “wegen der wachsenden Bedrohung durch bedeutende russische Militäraktionen gegen die Ukraine”, von Reisen dorthin abzusehen.

Die Diplomaten der EU-Staaten bleiben hingegen vor Ort. Die Europäische Union sieht derzeit keinen Grund, die Familienangehörigen von Diplomaten oder Mitarbeiter ihrer Vertretungen aus der Ukraine zu evakuieren. Dies erklärte der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, berichtet die ukrainische Zeitung “Jewropejska Prawda” (Europäische Wahrheit).

Borrell sagte, er sehe keine konkreten Gründe für einen solchen Schritt. “Solange Verhandlungen mit Russland laufen, glaube ich nicht, dass wir einen Grund haben, die Ukraine zu verlassen”, betonte er und fügte hinzu, dass auch eine Videokonferenz der EU-Außenminister mit ihrem US-Kollegen Antony Blinken vorgesehen sei, um die Bemühungen zu koordinieren.

Daten von Ukrainern zum Verkauf angeboten: Was ist passiert?

In der Nacht vom 21. auf den 22. Januar hat ein unbekannter User mit dem Spitznamen FreeCivilian auf dem Internetportal “RaidForums” eine Anzeige über den angeblichen Verkauf personenbezogener Daten von Ukrainern gepostet. Ein Teil der Daten stammt angeblich vom Portal “Diia” (diia.gov.ua). Dabei handelt es sich um eine mobile App und ein Webportal sowie um eine Marke für E-Governance. Die im Jahr 2020 in der Ukraine gestartete App ermöglicht es den Bürgern, digitale Dokumente in ihren Smartphones anstelle physischer Dokumente zur Identifizierung und Weitergabe zu verwenden. Der User mit dem Spitznamen FreeCivilian gab an, eine Datenbank mit Daten von Ukrainern zu verkaufen.

Zu einem Preis von 15.000 Dollar wurden angeboten:

– 2,6 Millionen Datensätze, die angeblich enthalten: E-Mail-Adresse, Nachname und Vorname, Geburtsdatum, Telefonnummer, Geschlecht, Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, Nummer des Personalausweises und Reisepasses sowie deren Ausstellungsdatum und Gültigkeitsdauer

– 13,5 Millionen JPG-Dateien in geringer Auflösung: Fotos aus Pässen, Personalausweisen, Führerscheinen, Ausweisen von Militärs, von Diplomen und Zertifikaten

– 4,1 Millionen Datensätze mit “erweiterten Informationen über Bürger, einschließlich ihrer Dokumente”

Der sogenannte FreeCivilian bot potenziellen Käufern an, sich von der Qualität des “Produkts” selbst zu überzeugen und in kostenlosen Mustern zu recherchieren: in Sätzen aus 100.000, 190.000 bzw. 26.000 Daten.

Handelt es sich um echte Daten? Die Wahrscheinlichkeit, dass die online angebotenen Daten von Ukrainern echt sind, ist sehr hoch. Dies sagten der ukrainischen Zeitung “NW” mehrere Spezialisten auf dem Gebiet der Cybersicherheit (Vertreter sowohl des öffentlichen als auch des privaten Sektors).

Was sagen die ukrainischen Behörden? Das Ministerium für digitale Transformation spricht von einer Provokation und einer Fortsetzung des hybriden Krieges gegen die Ukraine.

“Seit letztem Wochenende wird im Internet ständig für den Verkauf von Daten geworben, an die man angeblich während der Cyberattacke vom 13. auf den 14. Januar gelangt war. Darunter gibt es viele Anzeigen, wo es um den Verkauf von Daten aus dem Portal ‘Diia’ geht. Solche Anzeigen haben zum Ziel, nicht nur die Gesellschaft einschüchtern sondern auch die Situation in der Ukraine zu destabilisieren, indem die Arbeit des öffentlichen Sektors lahmgelegt wird”, so das Ministerium.

Ihm zufolge werden in der mobile App von ‘Diia’ keine personenbezogenen Daten speichert. Es würde nur widergespiegelt, was in den entsprechenden staatlichen Registern gespeichert sei. Das Ministerium stellte auch fest, dass mehr als 13 Millionen Bürger das Portal nutzen würden und nicht zwei Millionen, wie in den Anzeigen angegeben. Das von den Betrügern angebotene Material würde  alte Daten aus vielen Quellen enthalten, noch aus der Zeit vor dem Jahr 2019.

Was sagen unabhängige Experten? Viele zweifeln an den Erklärungen des Ministeriums. Erstens konnte es die Frage der  Zeitung “NW” nicht beantworten, wann und von wem die Analyse der auf “RaidForums” veröffentlichten Daten durchgeführt worden sei und zu welchen Ergebnissen die Experten gekommen seien. Zweitens gab es keine offizielle Erklärung dazu, aus welchen Quellen die Daten aus den Jahren vor 2019 zusammengetragen worden seien, die von FreeCivilian angeboten würden. Auch die Tatsache, dass das Ministerium offizielle Äußerungen mit dubiosen Screenshots angeblicher anderer Datenverkäufer illustriert und nicht mit einem Screenshot des Posts von FreeCivilian, trage nicht zur Glaubwürdigkeit bei. Fragwürdig sei auch, ob die Daten tatsächlich nur aus den Jahren vor 2019 stammen, denn unter den von FreeCivilian angebotenen Proben würden sich auch Daten von Januar 2022 befinden.

Dieselben Hacker: Attacken auf ukrainische Regierung und Bundestag

Die Hacker, die am 14. Januar die Websites mehrerer ukrainischer Ministerien und das Portal “Diia” angegriffen haben, stehen nach Informationen der polnischen Regierung in Verbindung mit russischen Geheimdiensten und waren auch an einem Cyberangriff auf den Deutschen Bundestag und E-Mail-Postfächer mehrerer polnischer Staatsvertreter beteiligt. Dies erklärte Ende letzter Woche bei einem Treffen mit Journalisten Polens EU-Botschafter Andrzej Sados.

“Nach den uns vorliegenden Informationen wurde der Cyberangriff auf Kyjiw letzte Woche vom 14. bis 15. Januar von Hackern durchgeführt, die mit russischen Geheimdiensten in Verbindung stehen. Dieselbe Gruppe ist für das Datenleck und die Veröffentlichung von Schriftverkehr der polnischen Regierung verantwortlich. Und im vergangenen Sommer hat dieselbe Hackergruppe vor den Wahlen im September einen Cyberangriff auf den Deutschen Bundestag durchgeführt. Diese Gruppe war auch an den jüngsten Angriffen auf Websites der ukrainischen Regierung beteiligt”, so Sados

Fakten zum großangelegten Cyberangriff auf die Ukraine

Schädliche Cyber-Aktivitäten sind ein wichtiger Teil des hybriden Krieges Russlands. Die Hybrid Warfare Analytical Group des Ukraine Crisis Media Center hat eine Infografik in englischer Sprache zu den wichtigsten Fakten erstellt: 5 Facts on the January 14th Cyberattack Against Ukraine

Umfrage: Selenskyj und Poroschenko fast gleichauf

Wären in nächster Zeit Präsidentschaftswahlen, dann würden der jetzige Staatschef Wolodymyr Selenskyj (Partei “Diener des Volkes”) und der ehemalige Präsident und heutige Parlamentsabgeordnete Petro Poroschenko (Partei “Europäische Solidarität”) die meisten Stimmen bekommen. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die vom Kyjiwer Internationalen Institut für Soziologie (KIIS) am 20. und 21. Januar durchgeführt wurde.

“Die relativ größte Unterstützung genießen Wolodymyr Selenskyj (23,5 %) und Petro Poroschenko (20,9 %). Da der Abstand zwischen ihnen innerhalb der statistischen Fehlerquote liegt, teilen sie sich formal den ersten Platz”, heißt es in der Studie. Den beiden Spitzenreitern folgen die Vorsitzende der Partei “Vaterland”, Julia Tymoschenko (11,8 %), der Führer der Partei “Kraft und Ehre”, Ihor Smeschko (9,6 %) und der Chef der Fraktion der Partei “Oppositions-Plattform – Fürs Leben”, Jurij Bojko (9,3 %).

Wie die Ukraine gegen COVID-19 kämpft

© pixabay.com

Die Ukraine wird von einer neuen Welle der Coronavirus-Erkrankung erfasst. Am 23. Januar wurden 12.915 neue Fälle von COVID-19 registriert, 2430 Menschen wurden als genesen gemeldet und 67 sind verstorben. Die Zahl der Neuerkrankungen hatten an anderen Tagen der vergangenen Woche 20.000 pro Tag erreicht.