1062. Kriegstag: Ukraine entwickelt Luftabwehr, Lage an der Front, Pläne für Telefonat Trump-Putin

Syrskyj über die Entwicklung einer ukrainischen Raketenabwehr

Die Ukraine entwickelt derzeit ein eigenes Luftabwehrsystem, das in der Lage wäre, russische Raketen abzuschießen. Dies erklärte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrskyj, in einem Interview mit dem ukrainischen Sender TSN am 19. Januar. “Wir haben schon zu Sowjetzeiten sämtliche Steuerungssysteme für Flugabwehr-Raketensysteme produziert. Das heißt, wir haben die Kapazität und die Möglichkeit, unseren eigenen inländischen Luftverteidigungskomplex aufzubauen, und daran wird derzeit gearbeitet”, versicherte der General. Auf die Frage, ob die Ukraine über eine eigene dem Patriot-Luftabwehrsystem entsprechende Abwehr verfügen könnte, lachte Syrskyj: “Ich hoffe, dass seine Eigenschaften nicht schlechter sein werden als die des Patriot.” Und auf die Frage, ob die Ukraine über Systeme verfüge, die in der Lage seien, Oreschnik-Raketen abzuschießen, sagte Syrskyj: “Leider haben wir diese noch nicht, aber wir müssen alles tun, damit wir sie bekommen.” 

Ukrainische Armee liefert sich schwere Gefechte

Angaben des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte zufolge gab es im russisch-ukrainischen Krieg allein seit Anfang Januar durchschnittlich etwa 150 Kampfhandlungen pro Tag. Die Zahl kann in den einzelnen Frontabschnitten erheblich variieren und deutet oft darauf hin, wo die Lage aktuell am schwierigsten ist.

Frontabschnitt Pokrowsk: Die Lage ist kritisch, die ukrainische Armee verliert täglich Ortschaften in diesem Gebiet und konnte die Front seit ihrem Abzug aus Awdijiwka ein Jahr lang nicht stabilisieren. Vorerst haben die Russen beschlossen, Pokrowsk selbst nicht zu stürmen, sondern die Stadt von Süden aus zu umgehen und so die Logistik der ukrainischen Gruppe abzuschneiden. Seit dem 19. Januar stehen die Besatzer drei Kilometer von Pokrowsk und fünf Kilometer vor der Region Dnipropetrowsk. Die Anzahl der Straßen nach Pokrowsk nimmt allmählich ab. Jüngst gelang es den Russen, die Autobahn Meschowa-Pokrowsk zu kappen. In den vergangenen Tagen drangen die Besatzer auf dieser Route auch weiter nach Norden vor und erreichten teilweise Kotlyne und Udatschne, die letzten Dörfer vor der Verwaltungsgrenze zum Gebiet Dnipropetrowsk.

Frontabschnitt Nowopawliwka:  Die Lage ist nahezu kritisch. Am 18. Januar begannen die Russen mit der Erstürmung von Welyka Nowoselka, als Nebel, Schnee und Regen herrschten, also dann, wenn Drohnen überhaupt keine Sicht haben. Einige Tage zuvor hatten sie auch das Dorf Wremiwka eingenommen, durch das eine der logistischen Routen nach Welyka Nowosilka aus dem Westen verlief.

Frontabschnitt Torezk: Die Lage ist schwierig, die Verteidigungskräfte kontrollieren etwa 30 % von Torezk, es finden heftige Kämpfe in der Stadt statt. Es besteht die Gefahr eines vollständigen Kontrollverlusts über Torezk, da die Anhöhe ein idealer Ort für die Stationierung von Artillerie und ein wichtiger Punkt für die Funk- und elektronische Aufklärung ist. Die Einnahme der Anhöhen würde den Russen die Möglichkeit geben, die Straße Pokrowsk-Kostjantyniwka, Kostjantyniwka selbst usw. mit Feuer zu überziehen.

Frontabschnitt Kramatorsk: Die Lage ist schwierig, die Verteidigungskräfte kontrollieren etwa 30 % von Tschassiv Jar, weitere 20 % der Stadt liegen in der Grauzone. Mitte Januar musste sich die ukrainische Armee aus einem Fabrikgelände zurückziehen, das eine große und zuverlässige Festung darstellte. Nun kommt es zu Kämpfen in einem von Artillerie zerstörten Wohngebiet. Frontabschnitt Lyman: Die Situation ist kompliziert. Anfang Januar gelang es den russischen Truppen, bis zum Westufer des Flusses Scherebez in der Nähe des Dorfes Iwaniwka durchzubrechen. Am meisten gekämpft wird am Abschnitt Lyman nahe der Orte Iwanivka, Terny, Jampoliwka und Torsk. Genau in diesem Gebiet versucht die russische Armee aktiv, ihre Präsenz auszuweiten. Derzeit häufen sich die russischen Angriffe in Richtung des Dorfes Kolodjasi, das am rechten Ufer des Flusses Scherebez in der Nähe von Iwaniwka liegt.

Trump lässt Telefonat mit Putin organisieren

Der gewählte US-Präsident Donald Trump hat seine Berater angewiesen, innerhalb weniger Tage nach seiner Amtseinführung ein Telefongespräch mit dem russischen Diktator Wladimir Putin zu arrangieren, berichtet CNN unter Berufung auf Quellen. Demzufolge will Trump während des Gesprächs ein persönliches Treffen mit Putin in den kommenden Monaten besprechen, um zu versuchen, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Vertreter von Trumps Sicherheitsteams sollen bereits vor mehreren Wochen mit der Vorbereitung eines Telefongesprächs mit Putin begonnen haben. Ob bereits ein Termin für das Gespräch feststeht, ist noch unklar.

Ein direktes Gespräch mit dem russischen Diktator würde einen scharfen Bruch mit der Vorgehensweise Joe Bidens markieren, der seit fast drei Jahren nicht mehr mit Putin gesprochen hat, schreibt CNN. Trump seinerseits sieht das anders. Beobachtern zufolge ist er davon überzeugt, dass ein direkter Dialog mit Putin genau das ist, was nötig ist, um eine Lösung zu finden, die den Krieg beendet. Es bleibt unklar, inwieweit Trump die Strategie der Biden-Administration fortsetzen will, Kyjiw mit Waffen und Geheimdienstinformationen zu versorgen.