20 Prozent der abendlichen Nachrichtensendungen der Fernsehsender, die von der sogenannten “Volksrepublik Donezk” kontrollierten werden, enthalten Hassrede. Ergebnissen eines Monitorings der Printmedien zufolge beinhalten 26 Prozent der Seiten Hassrede. Sendungen der regionalen TV-Stationen, die aus den von der Ukraine kontrollierten Gebieten ausgestrahlt werden, weisen hingegen keine Hassrede auf. Allerdings sind in der Presse auf zwei Prozent der Seiten Elemente von Hassrede zu finden, meist in Zitaten der ATO-Sprecher und anderer offizieller Vertreter.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie “Hassrede in Printmedien und im Fernsehen in der Donbass-Region“. Sie wurde von der gesellschaftlichen Organisation “Donezker Informationsinstitut“ durchgeführt – unterstützt durch das deutsche Auswärtige Amt und in Kooperation mit der deutschen NGO “Media in Cooperation and Transition” (MiCT). Untersucht wurden zwischen März und April 2017 acht Printausgaben (je vier von jeder Seite der Demarkationslinie), sowie Nachrichtensendungen in der dritten Juliwoche 2017 von vier TV-Stationen (je zwei von jeder Seite der Demarkationslinie).
“Solch niedrige Zahlen was Hassrede angeht von ukrainischer Seite darf man nicht verallgemeinern und auf alle ukrainischen Medien übertragen, da die Medien im Donbass sehr spezifisch sind. Es ist kein Geheimnis, dass es dort starke Finanz- und Industriegruppen gibt, die eine bestimmte Sicht auf eine mögliche Lösung des Konfliktes haben und auf die Medien entsprechend Einfluss nehmen. Zweitens sind einheimische Journalisten am Konflikt beteiligt und sind selbst von ihm betroffen. Das beeinflusst ihre Meinung. Viele von ihnen können sich keine brisanten Äußerungen erlauben, so wie sie manchmal in landesweiten ukrainischen Medien zu hören sind. Im Donbass sind die Medien vorsichtiger und konfliktscheuer“, sagte Witalij Sysow vom “Donezker Informationsinstitut“ während der Vorstellung der Studie im Ukraine Crisis Media Center.
Thematisch ist der Inhalt der ukrainischen und der zur sogenannten “Volksrepublik Donezk” gehörenden Fernsehsender fast identisch. Berichtet wird hauptsächlich über soziale Missstände (60-65 Prozent), doch kaum über die Wirtschaft (sechs Prozent) und die Kampfhandlungen (wobei sie etwas mehr Erwähnung in den Medien der “Volksrepublik Donezk” finden). “Der Hauptunterschied besteht darin, dass 20 Prozent der Berichte der Sender der ‘Volksrepublik Donezk’ dem Thema ‘Vereinigung des Volkes des Donbass’ gewidmet sind“, so Sysow.
Die Einwohner der besetzten Gebiete werden in ukrainischen Fernsehsendern kaum erwähnt – drei Prozent der Sendezeit bei der TV-Station “Donbass“ und nur ein Prozent beim Sender “DoTebe” (Zu Dir). Die absolute Mehrheit der Inhalte bezieht sich auf Geschehnisse von der Seite der Demarkationslinie, wo die entsprechenden Medien tätig sind. Entgegen der Erwartungen der Forscher widmen die Medien der sogenannten “Donezker Volksrepublik” Ereignissen in Russland nur vier Prozent ihrer Sendezeit. Drei Prozent nehmen internationale Themen ein. Deren Schwerpunkt bilden die Minsker Vereinbarungen und antiamerikanische Propaganda. Die ukrainischen Fernsehsender im Donbass ignorieren diese Themen.
Die Forscher der Studie empfehlen den ukrainischen Medien, den alltäglichen Problemen der Menschen in den von Kiew nicht kontrollierten Gebieten mehr Aufmerksamkeit zu schenken und sie mehr darüber zu informieren, welche Rechte sie haben und welche Dienstleistungen sie als ukrainische Bürger vonseiten der ukrainischen Behörden in Anspruch nehmen können. Die Forscher geben zu, dass man keinen Einfluss auf die Medien der sogenannten “Donezker Volksrepublik” nehmen kann. Doch sie rufen die ukrainischen Medien dazu auf, vorsichtiger mit konfliktträchtiger Sprache umzugehen und Beschimpfungen, Verallgemeinerungen sowie subjektive Wertungen zu vermeiden.